Gelungene Mischung aus uriger Tradition und zeitgemäßer Fasnacht
08.02.05 (Altlußheim)
Zehnter Rosenmontagszug erneut ein Volltreffer / „Altlußheim liegt eben am Rhein wie Mainz und Köln…“ / Bunt geschmückte Häuser und gut gelaunte Gäste
Landauf, landab gilt der Rosenmontag als der Höhepunkt der närrischen Tage. Die rheinischen Karnevalsumzüge haben seit Jahrzehnten Kultcharakter, die Menschen stürmen die Fastnachtshochburgen, um die legendäre Veranstaltungen am Straßenrand mitzuerleben – und gemeinsam ausgelassen zu feiern.Was aber hat jetzt die kleine Gemeinde Altlußheim gemein mit Mainz, Köln oder Düsseldorf? Sie liegt nicht nur wie die großen Städte am Rhein, sondern gilt inzwischen als eine der Hochburgen der kurpfälzischen Fasnacht – zumindest was den Rosenmontag betrifft. Aus bescheidenen Anfängen hat sich in den letzten Jahren der Rosenmontagsumzug zu einer Veranstaltung entwickelt, die aus dem närrischen Kalender der Kurpfalz nicht mehr wegzudenken ist.
So versprühte der 10. Altlossemer Rosenmontagszug gestern entlang der knapp zwei Kilometer langen Zugstrecke wieder Jubel, Trubel und Heiterkeit. Gott Jokus meinte es gut mit den über 10 000 Zuschauern, die begeistert bei kaltem, teilweise aber sonnigem Winterwetter vor allem im Bereich der Hauptstraße und zu Beginn der Hockenheimer Straße begeistert von den 99 Zugnummern eine bunte und ausgelassene echte Straßenfasnacht feierten.
Unter dem Motto „Aus Nah und Fern kommt alle her, denn in Altlosse tobt der Bär“ kam der Umzug gerade richtig, um als Höhepunkt der diesjährigen Kampagne den närrischen Endspurt einzuläuten. Wer erst kurz vor Zugbeginn in Altlußheim eintraf, hatte so seine Schwierigkeiten, noch einen Parkplatz zu finden. Dicht gedrängt säumten die Menschen den Zugweg und das wohl schönste daran war, dass viele von ihnen kostümiert den närrischen Lindwurm mit annähernd 2 000 Aktiven verfolgten. Vor den Häusern und in den Straßen wurde getanzt und gefeiert, wobei so mancher Glühwein zur Steigerung des Stimmungspegels beitrug. Vielerorts hatten die Anwohner Freunde und Verwandte zu einer Umzugsparty vor ihre närrisch geschmückten und teilweise aufwändig dekorierten Häuser eingeladen und konnten so die mitunter doch recht langen Wartezeiten zwischen den einzelnen Zugnummern überbrücken.
Gefeiert wurde auch von Bürgermeister Hartmut Beck, der aus Anlass des Rosenmontagszuges nicht nur seine Kollegen Walter Klein (Reilingen) und Gerhard Greiner (Neulußheim)auf die Ehrentribüne eingeladen hatte, sondern auch Hockenheims OB-Stellvertreter Ernst Bohrmann, den Europaabgeordneten Daniel Caspari, den Bundestagsabgeordneten Olav Gutting und die Landtagsabegeordnete Rosa Grünstein begrüßen konnte.
Der 10. Rosenmontagszug wurde vom neuen Zugmarschall Horst Baro zusammen mit seinem Vorgänger, dem Ehrenzugmarschall Karl Berger, angeführt. Ihnen folgten in bunter Reihe die Fußgruppen und Motivwagen sowie die Garden und Prunkwagen der Karnevalsvereine aus den umliegenden Städte und Gemeinden. Die 19 Musikkapellen, Spielmanns- und Fanfarenzüge sowie die schrägen Guggemusiken sorgten für den richtigen Ton und den nötigen Schwung im Zug.
Auffallend am gestrigen Rosenmontagszug war einmal mehr die große Zahl der Fußgruppen, die mit fantasievollen und farbenfrohen Kostümen durch die Straßen der Rheingemeinde zogen.
Aus Altlußheim waren nicht nur die „Wonne Wannen“ von Thomas Zieger und das Jacky-Team von Michael Späth („Dank Jacky-Team wird’s immer bleiben, 70er Jahre – geile Zeiten!“) mit dabei, sondern auch der AGV Frohsinn („Fluch der Karibik“), die Hexen („Clowns im Handstand“), die „Sippschaft vum Rhoi“ von Klaus Zöller oder der „Dunnaschdagsdreff“ als die „Altlossema Rhoiwaldschrat“. Seit zehn Jahre mit dabei beim Altlußheimer Rosenmontagszug auch die „Rhoikehlche“ vom Musikverein, die ihre Jubiläumsteilnahme in entsprechenden Kostümen verdeutlichten.
Aus der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim waren erneut viele Gruppen und Motivwagen in die Rheingemeinde gekommen. So waren neben dem Festimobil aus Neulußheim die Hockenheimer Gruppen und Motivwagen des VfL („König Fußball“), der Magic Dreams („Reformzirkus macht Bürger zu Affen“), der Jungen Union („Wir haben schon Umweltpolitik gemacht, da besetzten die anderen noch Häuser“), die AGAA (Alte Gaussianer auf Abwegen), die KJG/KJE („11 Jahre dabei, die Jugend der Pfarrei“) und die DJK-Jugend mit ihren „Eisbären“ mit dabei.
Nicht zu vergessen natürlich die vielen Gruppen und Wagen aus dem südlich gelegenen Bruhrain, die traditionell nach Altlußheim gekommen waren, um für Stimmung und optische Reize im Umzug zu sorgen.
Abgerundet wurde das große Teilnehmerfeld gleich von neun Karnevalsgesellschaften mit den einheimischen „Luxe“ und deren Luxina Tanja I. an der Spitze. Mit dabei auch der Eisenbahner KV „Schienenschleicher“ aus Karlsruhe, der KV „Die Käskuche“ aus Reilingen mit ihrer Prinzessin Angela I., die Brühler „Kollerkrotten“ mit Prinzessin Sandra II., der C.C. Grün-Weiss Oftersheim mit seiner Prinzessin Jessica I., der PCC Blau-Weiss Plankstadt, der C.C. Blau-Weiss Hockenheim, die HCG Hockenheim, aus Ketsch die „Narhalla“ mit ihrer Prinzessin Jacqueline I., der Speyerer Carneval-Club 2000 mit der Prinzessin Lisa I. und der Heidelberger Carneval Club.
Damit man bei dem großen Teilnehmerfeld nicht den Überblick verlor, wurde der Rosenmontagszug in bewährter Weise von Dieter Augstein (Jurywagen in der Hauptstraße) und Peter Bayer (Ehrentribüne) kommentiert.
Als sich nach mehr als zwei Stunden der 10. Rosenmontagszug langsam vor der Rheinfranken-Halle auflöste, waren sich die vielen Tausend Zuschauer einig, einen der stimmungsvollsten Umzügen in der Region miterlebt zu haben – eine gelungene Mischung aus Tradition, Brauchtum und zeitgemäßer Fasnacht.