Wintervertreibung scheint nicht mehr so dringend zu sein
09.05.05 (Reilingen)
Sommertagszug mit deutlich weniger Resonanz als in den Vorjahren / Schiller-Schüler und Kindergartenkinder bringen Farbe
Die Voraussetzungen für den Sommertagszug in Reilingen stimmten gestern Nachmittag eigentlich alle – aber irgendwie fehlte bei der Wiederauflage einer alten Tradition der letzte Funken, um die Veranstaltung zu einem wirklichen Sommertagszug werden zu lassen. Waren in den vergangenen Jahren stets um die 1000 Kinder mit ihren bunten Sommertagsstecken und farbenfrohen Kostümen durch die Straßen der Spargelgemeinde gezogen, hatten sich in diesem Jahr noch nicht einmal die Hälfte davon an einer aktiven Teilnahme interessiert.
Teilweise kam sogar der Eindruck auf, dass mehr Erwachsene als Kinder am Sommertagszug teilnahmen. Da diese dann auch noch meist zusammen mit ihren Kindern liefen, waren die einzelnen Gruppen, vor allem bei den teilnehmenden Kindergärten, so gut wie nicht zu erkennen. Obwohl sich die Kindergärten bei der Vorbereitung viel Mühe gemacht hatten und die Kinder oft in farbenfrohen Kostümen oder bunten Verkleidungen steckten, waren ob dieser Anordnung weder die Gartenzwerge vom Kindergarten St. Anna noch das abwechslungsreiche Bauernhof-Leben des Kindergartens St. Josef richtig zu sehen. Und dass der Oberlin-Kindergarten das Motto „Komm doch, lieber Frühling“ gewählt hatte, war für den Außenstehenden höchstens zu erahnen.
In diesem Durcheinander gingen auch die bunte Blumenschar des Kindertreffs fast unter, und von den Cheerleadern und Inliners des Turnerbunds „Germania“ war allein schon wegen der geringen Teilnehmerzahl wenig zu sehen.
Einzig allein die Buben und Mädchen der Friedrich-von-Schiller-Schule waren mit ihren farbenfrohen Sommertagsstecken eine Augenweide und entsprachen in ihrer Art der Umzugsteilnahme dem Bild eines für die Region typischen Sommertagszuges.
Schön anzusehen aber auch der lustige Ponywagen des Vogelvereins, wo neben Hans Claus sogar ein Hund auf dem Kutschbock Platz genommen hatte. Und in der von Wolfgang Kalkar gesteuerten Kutsche des Reitervereins hatte gar die amtierende Karnevalsprinzessin Angela I. von der Raubritterburg mit dem Tanzmariechen Darja Balatzki Platz genommen. Ein hübscher Anblick, der die Zuschauer am Straßenrand für vieles entschädigte.
Letztendlich aber zottelte eine Menschenansammlung mehr einer Hammelherde als einem Sommertagszug ähnlich in Richtung Friedrich-von-Schiller-Schule. Dort nahm Siegfried von Sagunski als munter plaudernder Zugkommentator das Ganze eher gelassen und begrüßte die einzelnen Gruppen nach der ausgedruckten Vorlage lautstark mit einem dreifachen „Schtri, Schtra, Schtro“.
Schade auch, dass am gestrigen Sonntag während des Sommertagszugs und auch vor der anschließenden Verbrennung des „Winters“ nur wenig oder fast gar nicht gesungen wurde. Das lag sicher nicht am Musikverein „Harmonie“, der – trotz seines Auftritts am Vorabend bei den Jumelage-Feierlichkeiten – als einzige Reilinger Kapelle oder Orchester bei der Veranstaltung mit dabei war.
In einer kurzen Ansprache würdigte Bürgermeister Walter Klein das Engagement der Organisatoren und teilnehmenden Gruppen, dankte aber auch den Polizeibeamten, die zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem DRK wieder die Absperrung und Sicherung des Zugweges übernommen hatten.
Mit dem von Philipp Bickle von den „Freunden Reilinger Geschichte“ angekündigtem Verbrennen des „Winters” in Schneemanngestalt war für die Kinder dann der spannende Höhepunkt des Sommertagszugs 2005 erreicht.
Da die traditionellen Sommertagsbrezel bereits zu Zugbeginn verteilt worden waren, stürmten nach der Verbrennung die Buben und Mädchen das benachbarte Frühlingsfest, um auf Einladung der Schaustellerfamilie Traber ein paar Runden auf den Karussells zu drehen.