Ein Dorflindenfest wie früher
06.06.05 (Reilingen)
Freie Wähler hatten eingeladen / Spargelsalat als kulinarische Spezialität
Dörfliche Feste fanden früher viel selter statt als heutzutage. Ein Blick in die Reilinger Chronik zeigt, dass es vor nicht einmal einhundert Jahren gerade eine Hand voll Gelegenheiten gab, wo sich Bauern, Handwerker und die vielen Mägde, Knechte und Dienstboten zum zwanglosen feiern trafen. Und wenn ein Fest anstand, dann fand dieses zumeist in einem der zahlreichen Wirthäuser statt. Lediglich ein Fest ist überliefert, das im Reilinger Jahreslauf hinaus ins Freie lockte: das Dorflindenfest. Diese volkstümliche Veranstaltung fand stets zur Blütezeit der großen Linde statt, die damals den Platz an der alten Wendelinuskirche schmückte. Nach dem sonntäglichen Wettersegen durch den Ortspfarrer trafen sich hier Alt und Jung an den schattigen Tischen und Bänken unter dem weiten Kronendach des weit ausladenden Baumes. In bester Stimmung wurde hier gegessen und getrunken, viel gelacht und gescherzt, aber auch so manche lokalpolitische Intrige gesponnen oder kleine Racheaktionen gegen Nachbarn ausgebrütet. So endete das Dorflindenfest vor vielen Jahren einmal damit, dass die wackeren Reilinger mit Äxten und Sägen ausrückten, um den Hockenheimern ihre Obstbäume im Holzrott zu fällen. Eine Geschichte, die als Holzrott-Krieg in die Ortsgeschichte eingehen sollte.
Nachdem das Fest über Jahrzehnte in Vergessenheit geriet, waren es die Reilinger Freien Wähler, die diese alte Tradition wieder aufgriffen und seit nunmehr einigen Jahren wieder zum Leben erweckten.
Längst steht die Dorflinde in der Spargelgemeinde nicht mehr auf dem heutigen Rathausplatz sondern neben dem Franz-Riegler-Haus. Und dorthin kamen am Samstagabend wie einst wieder viele Besucher, um ein paar gemütliche Stunden zu verbringen. Strahlenförmig ausgerichtet standen die Tische und Bänke unter dem jährlich größer werdenden Lindenbaum. Bei zunächst milden Temperaturen war die Erwartung auf einen lauen Sommerabend groß, aber die Kühle der Nacht und der später einsetzende Regen ließ die viele Besucher, unter ihnen auch Bürgermeister Walter Klein, viele Gemeinderäte, Siegfried Heim von der Kultur- und Sportgemeinschaft sowie zahlreichen FWV-Abordnungen aus der Region, im Riegler-Haus enger zusammenrücken. Dies tat der guten Stimmung keinen Abbruch, denn die Freien Wähler hatten einmal mehr für eine vielseitige Bewirtung gesorgt. Der bereits legendäre Spargelsalat fand reißend Absatz und wurde von der stets die Gäste umsorgenden Freie Wähler-Vorsitzenden Sabine Petzold auch in der Frischhaltebox denjenigen im Heimservice zugestellt, die zwar dieses leckere Gericht gerne essen, aber dann am Dorflindenfest doch nicht teilnehmen konnten. Eben genauso wie früher, als die nicht verbrauchten Essensportionen unter den Festbesuchern aufgeteilt und nach Hause mitgegeben wurden. Volkstümlicher hätten die Freien Wähler das Traditionsfest nicht umsetzen können.