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Altenpflegeheim darf im "Holzrott" gebaut werden

20.07.06 (Reilingen)

Gemeinderat ändert Bauvorschriften zu Gunsten einer bereits bestehenden Einrichtung / Neuer Einkaufsmarkt kann gebaut werden / Bürgermeister Klein: „Wohnungsnahe Grundversorgung der Bevölkerung sichern.“
Um den geplanten Neubau eines großen Einkaufsmarktes mitten im Ortsgebiet von Reilingen auch realisieren zu können, stimmte der Gemeinderat ohne Gegenstimme für die Aufstellung des Bebauungsplanes „Sondergebiet Einzelhandel“. Mit der Zustimmung ist zugleich eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden vorgesehen. Um mögliche Einwände bereits frühzeitig erörtern zu können, wird es eine zweiwöchige Planoffenlage geben.
Der Bebauungsplan sieht die Errichtung eines Einkaufsmarktes mit rund 1.200 Quadratmetern Verkaufsfläche im Bereich des bisherigen HL-Marktes vor. Die Erschließung des Marktbereiches soll zukünftig nicht nur von der Hauptstraße aus erfolgen, sondern auch vom Fröschauweg her. Somit wird auch eine optimale Andienung durch die Lkws und Sattelschlepper der Zulieferer möglich, für die eine spezielle Rampe errichtet werden wird. Nachdem die für den Neubau erforderlichen Grundstücke inzwischen alle im Gemeindebesitz sind, erhoffen sich Bürgermeister und Gemeinderat eine schnellstmögliche Umsetzung der Pläne. „Mit diesem Einkaufsmarkt in der Reilinger Ortsmitte sichern wir nicht nur die wohnungsnahe Grundversorgung der Bevölkerung, sondern berücksichtigen auch die Veränderungen der Altersstruktur in unserer Gemeinde“, verdeutlichte das Gemeindeoberhaupt die Notwendigkeit des Projektes.
Ebenfalls mit der Zunahme der älteren Bevölkerung beschäftigte sich ein weiterer Tagesordnungspunkt der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwochabend im Bürgersaal des Reilinger Rathauses. Um dem steigenden Bedarf an Pflegeplätzen zu entsprechen, möchte der Betreiber eines bereits seit Jahren in Reilingen bestehenden privaten Altenpflegeheims seine Einrichtung erweitern. Da dies am bisherigen Standort nicht möglich ist, hatte sich die Gemeindeverwaltung in den letzten Wochen um eine entsprechende Lösungsfindung bemüht. Fündig wurde man nun im vierten Bauabschnitt des Neubaugebiets „Holzrott“ am Ortsrand in Richtung Hockenheim. In der Heinrich-Böll-Straße soll für das Altenpflegeheim mit seinen 49 Betten ein zusammenhängendes Gebäude mit einer Hauslänge von 57 Metern entstehen, mit einer rückwärtigen Erschließung vom Alten Rottweg her.
Da der bisherig gültige Bebauungsplan „Holzrott, 4. Abschnitt“ nur den Bau von Doppelhaushälften und Reihenhäusern vorsieht, musste der Gemeinderat über eine entsprechende Änderung entscheiden. Bürgermeister Walter Klein stellte zunächst fest, dass in Wohngebieten wie im „Holzrott“ Altenpflegeheime grundsätzlich zulässig seien – vorausgesetzt, der bestehende Bebauungsplan werde dem Projekt angepasst und die Bauvorschriften entsprechend angepasst. Für alle Ratsmitglieder bis auf Peter Schell (FDP) auch eine klare Sache. Der liberale Kommunalpolitiker zeigte sich verwundert, dass in einem für Familien geplanten Wohngebiet jetzt ein 57-Meter-Wohnblock errichtet werden soll. Außerdem sei nach dem Bau der SÜBA-Wohnblocks im ersten Bauabschnitt eine weitere „Verschandelung“ der Ortsansicht von Norden her zu befürchten. Diesem Eindruck widersprach Bürgermeister Klein mit dem Hinweis, dass sich das geplante Altenpflegeheim entsprechend der vorgelegten Baupläne sehr wohl in das Wohngebiet einfüge. „Der Bereich Heinrich-Böll-Straße ist die beste Lösung für den neuen Standort des bewährten Altenpflegeheims.“
Da man im Reilinger Gemeinderat aus den Schwierigkeiten und Diskussionen um einen Wohnblocks in einem anderen Teil des „Holzrotts“ gelernt hat, war man sich am Ratstisch über eine frühzeitige Bürgerbeteiligung einig. „Wir treffen hier keine Ad-hoc-Entscheidung, sondern bieten den Anwohnern die Gelegenheit, bereits in der Planungsphase ihre Bedenken vorzubringen“, so Bürgermeister Klein vor der Abstimmung. Bis auf Peter Schell und Friedrich Feth (er hatte wegen Befangenheit an der Beratung und Abstimmung nicht teilgenommen) sprach sich der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit für den Neubau eines Altenpflegeheims im „Holzrott“ aus.
Ehe die Sitzung mit einem nichtöffentlichen Teil fortgesetzt wurde, regte SPD-Sprecher Dieter Rösch an, auf der Reilinger Gemarkung alle Flächen zu ermitteln, die wieder entsiegelt und damit naturnah zurückgebaut werden können. Ein Vorschlag, der allgemein auf Zustimmung stieß.

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