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Das Ende einer schmerzlichen Fußballnacht

05.07.06 (Hockenheim)

Lähmendes Entsetzen, Tränen und starre Blicke nach der WM-Halbfinal-Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Italien / Kleiner grün-weiß-roter Autokonvoi / Fans blockieren Karlsruher Straße / Trotzdem bleibt alles ruhig

Drückende Stimmung in der nächtlichen Schwüle auf der Hockenheimer „Fanmeile“ zwischen Kraichbachbrücke und der ehemals Kaiserlichen Post in der Karlsruher Straße: Mehrere Hundert Fußballfans in den zwei großen Biergärten und an den Bildschirmen in den Gastwirtschaften bereiten sich bereits auf ein spannendes Elf-Meter-Schießen und den Einzug in das WM-Finale in Berlin vor, als die durch die Tore von Fabio Grosso und Alessandro del Piero aus den höchsten Träumen gerissen werden. Lähmendes Entsetzen, erste Tränen, starre Blicke. Eine junge Italienerin begreift als erste, was soeben geschehen ist. Mit ihrer grün-weiß-roten Fahne stürmt zu ihrem in der Nachbarschaft geparkten Pkw und fährt hupend los. Vereinzelt steigen über der Rennstadt einige Raketen in den nächtlichen Himmel, Böller sind aus der Ferne zu hören. Mit hängenden Köpfen machen sich die meisten Fans auf den Weg nach Hause, andere stehen in kleinen Gruppen zusammen und begreifen die Welt nicht mehr. An den bereits organisierten Autokorso durch die Stadt denkt in diesem Augenblick niemand mehr. Und selbst die italienischen Fußballfans scheinen vom Erfolg ihrer Mannschaft überrascht. Es dauert über 30 Minuten bis sie sich langsam zu einem kleinen Autokonvoi zusammengefunden haben. Hupend und lärmend geht es gegen Mitternacht durch die fast menschenleere Karlsruher Straße.
Nur ein paar angetrunkene Jugendliche blockieren in ihre schwarz-rot-goldenen Fahnen gehüllt die Fahrbahn. Für ein Moment liegt Spannung in der Luft, doch dann siegt nach einem heftigen Wortwechsel die Vernunft der strahlenden Tiffosis. Sie meiden ab sofort diesen Straßenbereich und verlegen ihre Triumphfahrt in die Obere und Untere Hauptstraße. Zwischen den knapp 20 Autos ist auch ein Streifenwagen der Polizei unterwegs, aber die Ordnungskräfte haben keinen Grund einzuschreiten. Vor den beiden italienischen Gastwirtschaften und im Kreuzungsbereich stehen noch einige Fans der italienischen Mannschaft, darunter überraschenderweise auch viele junge Türken. Auch hier bleibt es relativ ruhig, nur wenn der kleine Autokorso vorbeifährt, steigt der Jubelpegel für kurze Zeit an.
Deutlich feststellbar ist aber auch eine für diese Uhrzeit ungewöhnliche Zunahme des allgemeinen Straßenverkehrs. Viele Fans hatten mit und bei Freunden den spannenden Fußballabend verbracht und sind nun auf dem Weg nach Hause. Nicht wenige haben ihre Deutschlandfähnchen bereits abmontiert oder im ersten Zorn heruntergerissen.
Das Ende einer Fußballnacht ist für viele Hockenheimer anders gekommen als erhofft. Und da auch der Jubel und die nächtliche Feier der Italiener recht schnell vorbei sind, kehrt viel schneller als erwartet wieder Ruhe in die Rennstadt ein. Nur die Hitze der Nacht bleibt.

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