Kurpfalz Regional Archiv

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Erinnerungen an legendäre Tanzvergnügen geweckt

21.09.06 (Reilingen)

Rosemarie und Hermann Brettschneider seit 40 Jahren in Reilingen / Dienstälteste Wirtsleute in der Region / Ein Blick zurück in die wechselvolle „Krone“-Zeit / Wieder Tanzvergnügen in der Spargelgemeinde
Es sind nicht wenige Zeitgenossen, die leuchtende Augen bekommen wenn sie den Namen „Krone“ hören. Und spätestens nach der Rückfrage „In Reilingen?“ wissen eh alle Bescheid – sofern sie sich nicht noch gewissern: „Beim Hermann?“ Mehr Worte bedarf es vor allem für die heutigen Um-Fünfziger nicht, um an eine Zeit erinnert zu werden, als man sich nach der Sportschau mit dem Baden beeilte, um spätestens „um de halwer Achte“ in Reilingen zu sein. Wer nämlich später kam, hatte meist das Nachsehen: alle Plätze im legendären „Krone“-Saal waren belegt und auch Parkplätze gab es ohne längeren Fußweg nicht mehr zu finden. Wer mit der Zeit ging, der kam mit seiner „Huddl“ zum abendlichen Tanzvergnügen. Immer mit dem Sinn, doch später eine Sozia für die Kreidler, Hercules oder Zündapp zu finden.
Wie viele Ehen Mitte der 1970er Jahre beim Tanz in der „Krone“ gestiftet wurden, aber auch wie viele Beziehungen dort auseinander gingen, weiß heute keiner mehr so genau.
Auch nicht Hermann Brettschneider, der stets polternde und wenig leise sprechende „Krone“-Wirt mit dem doch so weichen Kern und viel Verständnis für junge Menschen. Er hatte sich als junger Metzgergeselle aus der damaligen DDR „verabschiedet“ und sein Geld reichte bis Heidelberg. Dort fand er auch schnell Arbeit und schickte seiner Jugendliebe Rosi ins sächsische Zwickau eine Postkarte mit der verschlüsselten Botschaft, doch schnellstens an den Neckar zu kommen.
In der Kurpfalz heimisch geworden, machte sich das junge Paar auf die Suche nach einer eigenen Metzgerei – nur fündig wurden sie nicht. Bis ein Altmeister den heißen Tipp gab, es doch einmal mit einem Gasthaus mit angeschlossener Metzgerei zu versuchen. Und wie es der Zufall so wollte, suchte in Reilingen die Familie Kief einen tüchtigen Pächter für die „Krone“ mitsamt Metzgerei und Fremdenbetten. Am 1. September 1966 – einem Donnerstag – begann in der Spargelgemeinde eine Ära, wie sie bis heute noch immer fortbesteht: Rosemarie und Hermann Brettschneider eröffneten ihre „Krone“ und sind damit das dienstälteste Wirtsehepaar in Reilingen und den umliegenden Gemeinden.
Mit der Übernahme wechselten auch zahlreiche Stammtische, darunter der Karnevalsvereins und der Radfahrverein, in das Lokal. Und ein sonntägliches Tanzvergnügen wurde eingeführt, weil es samstags schon Tanz im Altlußheimer „Ochsen“ gab, so Hermann Brettschneider rückblickend. Und da damals in der Advents- und Fastenzeit an Sonntagen nicht getanzt werden durfte, wurde kurz darauf bereits auch der Samstagabend dazu genommen. Auf der Bühne sorgten die „Sunnys“, die „Dominos“ oder die „Blue Diamonds“ für die passende Musik, auch Gruppen wie die „Strangers“ oder „Golden Strings“ waren zu hören. Zu hören aber auch Formationen, denen noch eine große Karriere bevorstand: Joy Fleming und ihre „Hitkids“ oder die Vorläufergruppe der „Flippers“. Getanzt wurde oft bis weit nach Mitternacht, mehr als einmal musste die Polizei den Lärmbeschwerden der Nachbarn nachgehen. Und auch in der legendären Bar unter der Bühne soll es damals hoch hergegangen sein.
Die gute, alte „Krone“-Zeit endete für viele überraschend im Jahr 1976. Die immer mehr aufkommenden Discotheken lockten das tanzfreudige Publikum in andere Lokalitäten, und auch für die Brettschneiders wurde es Zeit, sich dem wandelnden Zeitgeschmack anzupassen. Aus der „Krone“ wurde die „Old Crown“, wobei die Inneneinrichtung nicht so recht zur gespielten Musik passte. So eröffnete 1982 im Reilinger Industriegebiet die Discothek „New Crown“. Stets dem Wandel des letzten Jahrzehnts unterworfen, wurde daraus später das weithin gerühmte Biergartenlokal mit seinen Steakspezialitäten vom Holzkohlengrill. Während sich an Rosi’s guter Küche bis heute nichts geändert hat, hat man im Hause Brettschneider den Weg wieder zurück gefunden zu den Tanztraditionen von einst.
So bietet der „Krone“-Club mit Beginn des 40. Jubiläumsjahres wieder regelmäßig Tanzvergnügen für junge und jung gebliebene Gäste. So wird ab sofort immer freitags von 21 bis 4 Uhr die einst so beliebte Discotheken-Zeit wieder lebendig, und immer am Samstagabend heißt es ab 20 Uhr „Krone“-Tanz. Zwar nicht mehr mit Bands wie früher, dafür aber mit der passende Musik für die früheren „Krone“-Tanzpaare. Und damit auch die jungen Besucher die Möglichkeit zum Tanzvergnügen haben, wird es immer sonntags zwischen 17 und 21 Uhr eine alkoholfreie Disco geben.

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