LeseZeit in ungewöhnlicher Umgebung
21.12.06 (Altlußheim)
Einen vergnüglichen, zugleich aber ungewöhnlichen Adventsabend erlebten viele Besucher in der evangelischen Kirche in Altlußheim. Fünf Autoren der inzwischen weithin bekannten Literaten-Gruppe „LeseZeit“ hatten – und das mit einem Augenzwinkern – aus ihrem Repertoire passende Texte zur Vorweihnachtszeit ausgesucht, die eines gemeinsam hatten: Humor.Wer diese, allein schon wegen des gewählten Ortes etwas ungewöhnliche Veranstaltung mit einer gewissen Skepsis betrachtet hatte, dem wurde schnell klar, dass auch ein Fest wie Weihnachten richtig humorvoll dargestellt werden kann. Stilsicher und mit viel Gefühl eröffnete Edith Brünnler (Ludwigshafen) die vorweihnachtliche „LeseZeit“ mit einer amüsanten Geschichte zu einem „Adventsabend“. Das fiktive Gespräch zweier Frauen, die vor dem Weihnachtsgottesdienst mit dem Herrn Dekan den Kirchenvorplatz von Schnee, Schmutz und „Pennerüberresten“ befreiten, war dennoch aus dem Leben gegriffen und verdeutliche die noch immer bestehende Doppelmoral und Vorurteile in der eigentlich aufgeklärten Gesellschaft von heute.
Einen gelungenen Einstand in die Initiative „Dichten, Schreiben, Lesen im Rhein-Neckar-Kreis“ feierte der aus Heidelberg stammende und inzwischen in Bilfingen bei Pforzheim lebende Autor Hubert Foltin. In seinem Erstlingswerk beschäftigte er sich zur Freude der Zuhörer mit Erlebnissen eines Nikolauses. Wie aus dem Leben gegriffen, musste der gute Mann mit zahlreichen Tücken des Alltags zurechtkommen. Es war ein Vergnügen, dieser Geschichte zu folgen, die trotz ihrer Hintergedanken immer wieder zu herzlichem Lachen einlud.
Nicht minder humorvoll die schier unglaublichen Geschehnisse um eine feurige Reilinger Weihnachtsfeier, die Sabine Petzold nicht nur persönlich miterlebt, sondern auch überaus lebendig in einer Geschichte mit viel Augenzwinkern verarbeitet hatte. Wie realistisch das Geschehen wirklich war, wurde auch darin deutlich, dass der Held der Geschichte, der nach dem Feuerlöscher hechtende Klavierspieler, in persona am Spieltisch der Altlußheimer Kirchenorgel saß. Wolfgang Müller, ansonsten Organist in der evangelischen Kirche in Reilingen, hatte passend zur Adventszeit verschiedene Stücke ausgesucht, um mit stimmungsvollen Zwischenspiele das Gelesene akustisch zu umrahmen. Gerade das Zusammenspiel von Wort und Musik gab der Veranstaltung ein besonderes Gepräge, das die über 100 Zuhörer immer wieder gerne applaudieren ließ.
Eher außerirdisch das Geschehen, das der Hockenheimer Rolf Thum in seiner Satire „Das Ding aus dem Weltraum“ vortrug. Im Mittelpunkt stand dabei die fiktive Hockenheimer Metzgerswitwe Knippersbisch, deren „Springerle“ das Universum schier aus den Angeln hob. Faszinierend zu verfolgen, was sich mit hartem Weihnachtsgebäck so alles anrichten lässt.
Unter dem Motto „Weihnachte‘ dahääm“ war es abschließend dem als „Reilinger Urgestein“ angekündigten Heimatautor Otmar A. Geiger vorbehalten, mit der in den hiesigen Dialekt übersetzten Weihnachtsgeschichte einen zum nahen Fest passenden Schlusspunkt zu setzen. Musikalisch tat dies dann Wolfgang Müller, der mit Werken des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach die Altlußheimer Orgel „adelte“.
In ihren Schlussworten lobte Pfarrerin Esther Kraus die gefühlvoll und passend zur Umgebung vorgetragenen vielfältig-humorvollen Gedanken zu Weihnachten. Sie sprach den Zuhörern aus der Seele, als sie die „LeseZeit“-Autoren einlud, bald wieder mal nach Altlußheim zu kommen.