Fenster im Dom-Kaisersaal werden komplett erneuert
05.07.12 (Speyer)
Künstlerische Gestaltung passend zur Schraudolph-Präsentation / Spender übernimmt die rund 70 000 Euro teuren Restaurierungsmaßnahme
Komplett erneuert werden derzeit die Fenster im Kaisersaal des Speyerer Domes. Bis Ende dieser Woche sollen die insgesamt zwölf Fenster mit neuem Glas ausgestattet sein, in der Gestaltung passend zur Dauerausstellung der Schraudolph-Fresken, die im Spätjahr im Kaisersaal eröffnet wird. „Die rund 50 Jahre alten Fenster waren sehr stark in Mitleidenschaft gezogen“, betont der stellvertretende Dombaumeister Mario Colletto und verweist auf blinde, bisweilen sogar gebrochene Scheiben, harten Kitt und gerostete Stahlteile. Die Finanzierung der rund 70 000 Euro teuren Restaurierungsmaßnahme im Westbau der Kathedrale hat ein Einzelspender übernommen.
Aufgrund des besonderen Einsatzortes wurden die Fenster von der Glaskunst-Werkstatt Krumholz aus Bad Bergzabern in einem besonderen Verfahren hergestellt. Die mundgeblasenen Gläser wurden mit Schwarzlot, einem gräulichen Pigment, so behandelt, dass sie von außen glänzen, von innen aber matt wirken. Damit ist für den Betrachter, der sich dem Dom nähert, nicht sichtbar, dass vor den Fenstern die Trägerkonstruktionen stehen, auf denen die Schraudolph-Werke aus dem 19. Jahrhundert präsentiert werden. „Die Fenster hätten ansonsten von außen weiß gewirkt. Das sähe furchtbar aus“, so Colletto.
Zudem konnte bei dem großen Radfenster über dem Eingangsbereich, hinter dem sich kein Träger befindet, die UV-Einstrahlung durch das Sonnenlicht um 30 bis 40 Prozent reduziert werden. Denn in dem weitgehend abgedunkelten Raum soll – durch Einsatz von Streiflicht – vor allem die Leuchtkraft der Nazarener-Kunst zur Geltung kommen. Auch hätte das direkte Sonnenlicht nach Auskunft Collettos eine ungeheuere Belastung für die Kunstwerke bedeutet.
Von der künstlerischen Gestaltung her orientieren sich die Fenster am Gesamtkonzept des Kaisersaals und nehmen unter anderem Bezug auf die Sternenornamente des Deckengewölbes. Während die Fresken durch ihre Farbigkeit bestechen, findet sich in den Fenstern keine Farbe. Einzige Ausnahme ist das große Radfenster, das mit der Christusdarstellung in der Mitte die Westfassade prägt: Hellblaue Sterne und Ornamente korrespondieren mit dem blauen Himmel des Deckengewölbes. Allerdings wird diese Farbgebung nur bei Sonnenschein auffallen. „Ist der Himmel bedeckt, nimmt man das Blau nicht wahr“, so der stellvertretende Dombaumeister.
Auf die bisherige Doppelverglasung haben die Domrestauratoren verzichtet. „Jetzt sind die Fenster wieder einfach verglast, wie es früher war“, erläutert Colletto. Dies verlängere die Haltbarkeit. Glasbauer Eugen Krumholz hofft auf eine „Lebensdauer von hundert Jahren und mehr“. (is)