* Sammlung Domschatz in neuem Gewand
30.11.12 (Speyer)
Mit Installationen, visuellen Rekonstruktionen und Modellen hat das Historische Museum der Pfalz eine neue Präsentation gestaltet
Ab sofort zeigt sich ein wichtiger Teil der Sammlung Domschatz des Historischen Museums der Pfalz im neuen Gewand. Neben der Baugeschichte des Doms wird ein weiterer Schwerpunkt auf das Thema „Mittelalterliche Bautechnik“ gelegt. Mit Installationen, visuellen Rekonstruktionen und Modellen hat das Historische Museum der Pfalz eine Präsentation gestaltet, die für Jung und Alt spannend und erlebnisreich ist.Mit allen Sinnen können die Besucher erleben wie das Bauen im Mittelalter aussah: Sie tauchen ein in die Zeit um 1040 und befinden sich mitten auf der Dombaustelle. Der Dombau hat gerade erst begonnen, die Fundamente sind gelegt und von einem einfachen Stangengerüst aus werden die Wände gemauert. Ein unfertiger Sandsteinquader und Rekonstruktionen von mittelalterlichen Werkzeugen machen die Arbeit eines Steinmetzen anschaulich, während die Seilwinde in den Besuchern eine Ahnung für die Mühen der damaligen Bauarbeiter weckt.
Eine virtuelle Rekonstruktion, die 2011 zur Salier-Ausstellung entstand, ist nun dauerhaft Teil der Präsentation und zeigt die 1000-jährige Baugeschichte des Doms auf drei parallel geschalteten Großbildschirmen. Der Besucher wird dabei mit auf eine Reise durch die Vergangenheit genommen und kann die Errichtung aber auch die Umbauten und Zerstörungen des Doms miterleben.
Grund und Gelegenheit für die Umgestaltung bot sich im Sommer durch die Abnahme der drei monumentalen Fresken des Münchner Historienmalers Johann Baptist Schraudolph. Seit 1992 im Erweiterungsbau des Historischen Museums der Pfalz angebracht, sind diese jetzt zurück im Dom – für den sie geschaffen wurden – und haben dort im neu sanierten Kaisersaal einen würdigen Standort gefunden.
Etwas ganz Besonderes sind die originalen Farbentwürfe Schraudolphs zu seinen Fresken, die das Historische Museum der Pfalz im neugestalteten Domschatz präsentiert. Diese kleinformatigen Gemälde sind mit höchster Sorgfalt ausgeführt und gewähren tiefe Einblicke in die Arbeitsweise und persönliche Handschrift des Meisters. Sie dienten nicht nur der Vorbereitung und Ausführung, sondern auch der Abstimmung des Bildkonzeptes mit dem königlichen Auftraggeber Ludwig I. Die Entwürfe geben den Besuchern die einzigartige Möglichkeit, den vollständigen, fünfteiligen Bernhards-Zyklus wiederzuentdecken. Die fünfte Freskenmalerei – die Vision des Heiligen Bernhard – konnte bei der Abnahme der Fresken in den 60er Jahren nicht gerettet werden.
Zusätzlich zeigt eine ebenfalls 2011 entstandene virtuelle Rekonstruktion den vollständig ausgemalten Dom in seiner ganzen Farbenpracht. Dort kann der Besucher in Zukunft nicht nur die Einzelbilder bewundern, sondern auch die heute vollständig verlorene Ornament- und Dekorationsmalerei.
Dombaustelle – das Junge Museum im Domschatz
Ab sofort hat auch das Junge Museum einen festen Platz in der Sammlung Domschatz. Um den Kindern und Jugendlichen einen leichten und spielerischen Zugang zu bieten, wurde ein großformatiges, interaktives Dommodell konzipiert, das im Rahmen von Workshops zusammengesetzt werden kann. Name und Bedeutung der einzelnen Bauteile und die Gliederung eines romanischen Kirchenbaues bleiben also nicht nur trockene Theorie, sondern laden zum Selbermachen, Erleben und Entdecken ein. Auch wie durch die Domweihe aus einem weltlichen ein heiliger Ort wird, können Kinder hier erfahren.
Mit der Inszenierung der Dombaustelle in der neugestalteten Sammlung Domschatz hat das Historische Museum der Pfalz ein besonderes Angebot für Schüler geschaffen. Das Junge Museum veranschaulicht Geschichte, macht sie erfahrbar und bietet Raum zum Mitmachen und Erleben. Wie waren die einzelnen Domhütten organisiert? Wie sahen die Arbeitsabläufe aus? Wie hat der Bau des Domes das mittelalterliche Speyer geprägt? Die Inszenierung bietet Gesprächsstoff und macht Lerninhalte anschaulich und greifbar.
Der größte Dom des christlichen Abendlandes war es, den Konrad II. bauen wollte. Er legte den Grundstein zum salischen Kaiserdom, aber weder er selbst noch sein Sohn haben die Vollendung erlebt. Erst Heinrich IV. konnte 1061 die Weihe des Domes miterleben und ihn – nach einer frühen Umbauphase – im Jahr 1106 vollenden. Der Dom war ein prachtvolles Zeichen der salischen Macht und seiner Zeit – mit 134 m Länge und einer Höhe im Mittelschiff von 33 Metern – das größte Bauwerk des Abendlandes.
Kaum einer, der nicht auch heute noch beim Betrachten des Kaiserdomes in Speyer in Erfurcht verharrt. Besonders für Schüler der Pfälzer Schulen ist es ein absolutes „Muss“ den Speyerer Dom aus der Nähe zu erkunden – und das nicht nur, weil das Thema „Der Bau einer Kathedrale“ in den Klassen 7 und 8 Teil des Lehrplans ist.
Aufgrund der Anforderungen die Lehrer und Schüler an die Unterrichtsgestaltung haben, hat das Junge Museum ein Dommodell entwickelt, das spielerisch und zugleich anspruchsvoll, die Merkmale eines romanischen Dombaus vermittelt. Beim Zusammensetzen des Dommodells benennen die Schüler die einzelnen Architekturelemente und lernen gleichzeitig auch ihre Symbolik kennen: beispielsweise verweisen die zwölf Pfeiler des Langhauses auf die zwölf Apostel.
Geschichte soll im Geschichtsunterricht erfahrbar und nachvollziehbar werden. Die Schüler sollen eigene Erkenntnisse gewinnen, historische Vorgänge nachvollziehen und deren Auswirkung auf die Gegenwart verstehen. Diese Ziele setzten eine Unterrichtsgestaltung voraus, die Raum zur Eigentätigkeit bietet. Die Dombaustelle im neugestalteten Domschatz kann den jungen Museumsbesuchern genau das bieten: Erlebnis und Erkenntnis, kurz – Freude am Lernen!
Weitere Informationen unter www.museum.speyer.de