* Arbeitstaucher im Gartenschaupark im Einsatz
02.06.07 (Hockenheim)
Bauarbeiten zur Vollendung einer zweiten Wasserleitung für Hockenheim gehen weiter / Arbeiten in eine entscheidende Phase getreten / Schwieriger Arbeitseinsatz für Berufstaucher in der Startgrube
Aus der dreckig-braunen Brühe steigen immer wieder leise blubbernd kleine und größere Blasen auf. Obwohl nicht mehr zu sehen ist, stehen zahlreiche Männer gebannt in die Tiefe schauend an den Absperrungen einer Baugrube an der Lärmschutzwand zur Bahntrasse im Hockenheimer Gartenschaupark. Und auch auf der in unmittelbarer Nähe stehenden Fußgänger- und Radfahrerbrücke hinüber zum Altwingertweg lehnen sich einige Betrachter neugierig über die Brüstung. „Isch do was bassierd“, ruft einer hinunter, bekommt aber als Antwort nur ein übereinstimmendes Kopfschütteln. Diese Antwort ist zwar richtig, aber irgendwie dann doch nicht so ganz, denn es ist tatsächlich etwas passiert: Die Bauarbeiten zur Vollendung einer zweiten Wasserleitung für die Rennstadt gehen weiter und sind in eine entscheidende Phase getreten. Ob es Samstag ist, geht es auf der Baustelle des Wasserzweckverbandes für die Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim hoch her. Über zwei Stunden hinweg kommen immer wieder neue gewaltige Betonmischer angefahren, um den frisch hergestellten Baustoff in ein Pumpenfahrzeug zu füllen. Es ist ein Spezialbeton, der angeliefert wird – Unterwasserbeton.
„Wir werden heute Vormittag etwa 40 Kubikmeter Beton in die Baugrube einbringen“, erläutert Projektplaner Georg Veltens dem zu diesem Zeitpunkt auf der Baustelle anwesenden Reilinger Bürgermeister Walter Klein, dem Vorsitzenden des Wasserzweckverbands. Auch er blickt immer wieder faszinierend in die Grube, um das Aufsteigen der Blasen zu beobachten. „Um diese besondere Arbeit erledigen zu können, haben wir heute einen Berufstaucher im Einsatz“, klärt sich das Blubbern im Wasser auf.
Es müsse nämlich unter Wasser eine Betonplatte von einem Meter Stärke hergestellt werden, um die Grube zum Grundwasser hin abzudichten. Erst dann sei es möglich, so Veltens weiter, dass mit den eigentlichen Arbeiten zur Unterquerung der Bahntrasse und der B 36 begonnen werden könne. Bereits Tage zuvor waren zehn Bodenanker tief ins Erdreich eingebracht worden – doch die hatten nicht gehalten. Eine erneute Bauverzögerung an dem schon pannenreichen Bauvorhaben war eingetreten (wir berichteten), die aber mit dem erneuten Einbringen von Bodenankern schnell überwunden werden konnte. Ein letzter Test am Freitagnachmittag hatte schließlich ergeben, dass die Bodenanker fest sitzen. „Dies ist auch zwingend notwendig, damit die mit den Ankerstäben verbundene Bodenplatte vom Druck des Grundwassers nicht nach oben gepresst werden kann“, so der Fachingenieur gegenüber unserer Zeitung.
Inzwischen ist im Wasser die schemenhafte Gestalt des Arbeitstauchers zu erkennen. Manfred Schweickert vom Mannheimer Tauchermeisterbetrieb Kesberg kommt für eine kurze Pause an die Oberfläche, um sich dann mit einem Spezialkorb aus dem Wasser hieven zu lassen. Bis zu sechs Stunden könne er normalerweise ununterbrochen unter Wasser arbeiten, erklärt der staatlich geprüfte Berufstaucher. Da er aber bereits einen zuvor entdeckten Riss in der Spundwand unter Wasser geschweißt hatte, waren jetzt ein paar Minuten zum Verschnaufen an frischer Luft angesagt. Die Arbeit unter Wasser sei in diesem Fall sehr schwierig, denn die Sicht betrage in der Tiefe keine zwei Zentimeter, berichtet Schweickert den Umstehenden. „Da bleibt dir nichts anderes übrig als blind zu arbeiten und sich auf den Orientierungs- und Tastsinn zu verlassen.“ Dies sei aber kein Problem, sondern Berufsalltag. „Dafür sind wir Arbeitstaucher schließlich da“, unterstreicht Taucheinsatzleiter Marcus Zimmermann die Normalität ihres Auftrags in Hockenheim. Dennoch gelte es, äußerst konzentriert an die Arbeit zu gehen. Unter Wasser – aber auch am Grubenrand. Da die Sicherheit des Tauchers im Vordergrund steht, bleibt der zweite Froschmann immer oben, kontrolliert die Ausrüstung des tauchenden Kollegen vor dessen nächstem Tauchgang, überwacht die lebensnotwendige Sauerstoffleitung und hat ständig Kontakt zu ihm über eine Sprechfunkverbindung. Für einen möglichen Notfall liegt ein zweiter Taucheranzug griffbereit, um sofort reagieren zu können.
„Bei so einer speziellen Aufgabe ist die Zusammenarbeit aller am Bau beteiligten Kräfte unerlässlich“, erklärt Fachingenieur Martin Brand. Die Arbeit müsse Hand in Hand vorgenommen werden, um zum gewünschten Erfolg zu kommen.
Inzwischen hat sich der Arbeitstaucher wieder in das erdfarbene Wasser absenken lassen, der Steuermann der riesigen Betonpumpe lässt den Pumpenarm mit dem etwa zehn Zentimeter breiten Schlauch in die Gruppe sinken. Der Taucher greift zu, um fünf Meter tiefer mit den Betonierarbeiten für die Bodenplatte zu beginnen. In den kommenden zwei Stunden wird sich an der Grube nicht viel mehr ereignen, die eigentliche Arbeit läuft jetzt unter Wasser ab. Lediglich das Aufsteigen der Luftblasen wird daran erinnern, dass da unter Wasser ein Arbeitstaucher seine Arbeit fortsetzt. In drei Tagen wird der Unterwasserbeton soweit fest sein, dass kein Grundwasser mehr nachdrücken kann, nach 28 Tagen wird er vollkommen durchhärtet sein. Da ein Vertreter der Betonprüfstelle noch vor Ort die Qualität des gelieferten Betons untersucht hatte, kann auch davon ausgegangen werden, dass bereits am kommenden Montag mit den eigentlichen Arbeiten zum Bohren der etwa 80 Zentimeter breiten Röhre hinüber zur Zielgrube im Altwingertweg begonnen werden kann. Zuvor aber muss noch das Wasser aus der Grube gepumpt sowie die Spundwände und die Ränder der Bodenplätte auf vollkommen Dichtheit überprüft werden. Bürgermeister Walter Klein jedenfalls ist froh, dass es jetzt endlich mit den Bauarbeiten weitergeht und zeigt sich übereinstimmend mit den Fachingenieuren zuversichtlich, dass dann endlich der Bau der zweiten Wasserförderleitung nach Hockenheim erfolgreich abgeschlossen werden kann. (og)