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* Die Kerwe auch als soziale Einrichtung sehen

07.10.07 (Hockenheim)

Oberbürgermeister Dieter Gummer eröffnet Traditionsveranstaltung / Festbieranstich und Gedanken zur Kerwe / „Aktion Herz“ bindet kranke und behinderte Hockenheimer mit ein / Nachtwächter unterwegs auf Spuren alter Traditionen
Noch bis zum morgigen Dienstag steht Hockenheim ganz im Zeichen seiner Kerwe. Eine Traditionsveranstaltung, die seit Generationen zum Leben in der Stadt gehört und auch in diesem Jahr wieder jung und alt in ihren Bann zieht. Deutlich wurde dies vor allem am gestrigen Sonntag, als in vielen Familien einmal mehr typische und bereits aus Großmutters Zeiten bekannte und beliebte Gerichte zum Mittagessen aufgetischt wurden. Vom badischen Festtagsessen mit seiner Markklösschensuppe, dem Meerrettich und Rindfleisch bis hin zu einem leckeren Wildgereicht reicht dieser Tage aber auch das Angebot in den Hockenheimer Gastwirtschaften, wo es an diesem Wochenende endlich wieder mal so voll war, wie sich dies die Wirte eigentlich das ganze Jahr über wünschen. Nur auf den noch bis in die 1980-er Jahre üblichen Kerwetanz musste auch dieses Mal verzichtet werden. Dafür wird es am heutigen Montag erstmals seit langer Zeit wieder den „Kerweborschd“ geben, der auch zum Kerwefrühschoppen in der Stadthalle erwartet wird.
Bereits am Samstagabend hatte der Nachtwächter von Hoggene über 50 interessierte Heimatfreunde auf den Spuren alter Kerwetraditionen durch die Stadt geführt. Passend dazu hatte Heimatforscher Otmar A. Geiger wieder viele Anekdoten und „Gschichtlin“ mitgebracht, die den über zweistündigen Rundgang zu einem echten, vor allem bodenständigen Vergnügen werden ließ.
Wie seit vielen Jahren üblich, wurde die Traditionsveranstaltung auch in diesem Jahr wieder mit einem Fassbieranstich auf dem Rummelplatz zwischen Stadtkirche, Pestalozzischule und Stadthalle eröffnet. An Anwesenheit zahlreicher Stadträte und Amtsleiter der Stadtverwaltung, aber auch vieler junger und alter Hockenheimer hatte Oberbürgermeister Dieter Gummer sich die lederne Schürze umgezogen, um mit dem Holzhammer den Zapfen in das Bierfass zu treiben. Aus den Erfahrungen des Vorjahres, als der Fassanstich mit einem Schaumbad endete, hatte das Stadtoberhaupt gelernt und das Holzfass mit dem Gerstensaft entsprechend vorbereiten lassen. So hatte der OB dann auch keine Mühe, mit drei eher symbolischen Schlägen die beliebte Zeremonie abzuschließen. Da der Zapfen fest im Fass saß, konnte auch zugleich mit dem Freibierausschank begonnen werden. Da zur Verblüffung der Ehrengäste weder von Dieter Gummer noch von Johann-Peter Barth und Michael Spangenberger als Vertreter der Schausteller die sonst meist üblichen Gläser Schaum gezapft wurde, konnte sofort mit den ersten Krügen voller edlem Gerstensaft auf einen spätsommerlichen Beginn der Hockenheimer Kerwe angestoßen werden.
Der Oberbürgermeister dankte den Schaustellern für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren und würdigte deren Präzisionsarbeit beim Aufbau der Fahr- und Schaugeschäfte. Gerade die Sicherheit der Kerwebesucher, aber auch der dort arbeitenden Menschen sei von besonderer Wichtigkeit. Fast philosophisch dann die Gummer’schen Gedanken zur Kerwe, in der sich das Abbild des Lebens widerspiegeln würde. So gelte es bei einer Fahrt mit dem Autoscooter Hindernisse möglichst problemlos und unfallfrei zu umfahren. Und in der Himalayabahn wie auch im Kinderkarussell gehe es rund wie im täglichen Leben. Letztendlich sei so ein Rummelplatz aber auch als Ort der Begegnung und der Kommunikation eine wichtige soziale Einrichtung. Freunde und Verwandten, alteingesessenen und neu zugezogene Bürger, junge und alte Hockenheimer, Einheimische und Auswärtige kämen hier miteinander ins Gespräch. Und dass auch Kranke und Behinderte etwas von der beliebten Kerwetradition mitbekommen, wurde wieder die von der seit über 40 Jahren in die Rennstadt kommende Schaustellerin Welda Heinen ins Leben gerufene „Aktion Herz“ durchgeführt. Gemeinsam mit Hockenheims First Lady Angela Gummer und Ordnungsamtsleiterin Doris Trautmann wurde das Geriatrische Zentrum am Marktplatz besucht und dort als kleiner Kerwegruß viele Lebkuchenherzen verteilt. Eine Aktion, die einmal mehr für viel Freude, aber ob so mancher Erinnerung auch für so manche Tränen in den Augen sorgte. Aber auch das gehört einfach zu einem echten Volksfest wie der Kerwe. (og)

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