* Das Leben auf einer Burg kennengelernt
01.09.09 (Reilingen)
„Freunde Reilinger Geschichte“ hatten zu einem Kindernachmittag auf die „Löwen“-Burg eingeladen / Begeisgterung, leere Töpfe und ein Böllerschuß
Einen spannenden Ausflug in die Zeit der Ritter und Burgfräuleins unternahmen über 30 Kinder im Rahmen des Reilinger Kinderferienprogramms. Die „Freunde Reilinger Geschichte“ hatten gemeinsam mit dem Arbeitskreis Burg Wersau das Gelände rund um das Heimatmuseum zur „Löwen“-Burg umfunktioniert, wo die Buben und Mädchen zu Beginn der Veranstaltung erst einmal die strengen Torwachen passieren mussten. Im idyllischen Burghof erwarteten bereits der Burggraf Philipp Bickle und der Wersauer Burgvogt Otmar Geiger die Kinderschar, um sie mit Unterstützung der Marketenderinnen Hildegard Freidel, Marlies Bräuninger und Sandra Reeb auch optisch in Ritter und Burgfräuleins zu verwandeln. Nachdem die Buben ihre Rüstungen angelegt und die Mädchen in edle Kleider gekleidet waren, ging das Leben auf einer Burg so richtig los. Schon bald hatte man tatsächlich den Eindruck, im Mittelalter gelandet zu sein. Die Rollen waren wie im damaligen Leben klar verteilt: Während sich die Burgfräuleins um Haus und Hof kümmerten, übten sich die jungen Herren in den ritterlichen Tugenden. Aber spätestens als es galt, einen (angenommenen) Brand auf der „Löwen“-Burg zu löschen, war die klassische Geschlechtertrennung aufgehoben. Mit Eimern, Töpfen und Fässern wurde das Löschwasser vom nahen Kraichbach in einer langen Menschenkette zum Brandort gefördert.
Da dieser Einsatz bei dem hochsommerlichen Wetter Kräfte raubend war, ging es zurück in den schattigen Burghof, um sich an einem Glas kühler Limonade aus Zitrusfrüchten zu stärken. Wohl ahnend, dass das junge Rittervolk inzwischen auch einen gewaltigen Appetit verspüren dürfte, hatten die beiden Hofköche Karl Müller und Walter Astor bereits die Feuer unter den Kesseln und Töpfen entzündet. Die von den Buben und Mädchen gesammelten Haselnüsse wurden von der Marktfrau Birgit Maier verwogen, während aus den Kesseln bereits eine deftige Linsensuppe dampfte. Zuvor aber scharten sich die Kinder um Uwe Keim, den Grillmeister der „Löwen“-Burg, und Burgmann Frank Reeb, um am offenen Feuer das Stockbrot zu backen. Hatten die „Freunde Reilinger Geschichte“ zunächst daran gezweifelt, ob wohl alle Kinder an dem ungewohnten Mahl ihre Freunde finden würden, wurden sie am Ende eines Besseren belehrt: Alle Töpfe und Kessel waren leer, das Stockbrot bis auf den letzten Krümel verzehrt.
Nachdem Pfalzgraf Fabian der Barfüßige und sein holdes Weib Judith den Hühnerdieb Jakob sehr zum Unwillen des ihn bewachenden Armbrustschützen Kiriusha vom Tragen des Schandkragen begnadigt hatten, scharten sich die jungen Burgbewohner zum Abschluss der Veranstaltung um den Musketier Michael Maier, der seine Muskete mit dem Luntenschloss zu einem Salutschuss vorbereitete. Bei dieser ungewohnten Schloßtechnik wurde der Kinderschar, aber auch den inzwischen neugierig die Szenerie bestaunenden Erwachsenen klar, was es dereinst hieß, „Lunte gerochen“ zu haben. Das weithin hörbare Hornsignal des Burgvogtes markierte dann das Ende des Ausflugs in die wechselvolle Geschichte von Reilingen. Eine vergnüglichen Zeitreise nicht nur für die begeisterten Kinder, sondern auch für alle Aktive vor und hinter den Kulissen der „Löwen“-Burg.