* Ein bewegender Moment – und eine große Freude …
18.09.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)
Hatte am gestrigen Freitag keine Zeit mehr, mich noch einmal intensiv in den Grabungsbereichen umzusehen, komme deshalb heute etwas früher zum Burggelände, wo wir unsere Ausrüstung aus dem Lagerraum holen wollen, um auf dem Wersauer Hof unser Zelt als Info-Stand beim Hoffest des dortigen Reitervereins aufzustellen. Bei herrlichem Spätsommerwetter stehe ich an den Gräben – und bin begeistert! Bereits nach drei Tagen sind die ersten deutlichen Spuren zu erkennen: Sie ist also doch da, unsere Burg Wersau. Gleich in zwei der bisher drei ausgehobenen Gräben sind Mauerreste zu erkennen (zum Glück hat man meiner Bitte entsprochen, den langen Graben doch noch in Richtung „Stallungen“ zu verlängern), zudem wurden erste interessante Kleinfunde gemacht. Ab Montag wird das Grabungsteam nun in Handarbeit an die ganze Sache rangehen! Bin richtig gespannt, was wir noch alles zu sehen bekommen.
Kurz vor 14 Uhr ist dann der „feste Kern“ des AK Burg Wersau nahezu vollzählig da! Alle wollen einen Blick auf die Grabungsarbeiten werfen – und IHRE Burg endlich sehen. Überall strahlende Gesichter beim Anblick des ersten Mauerteils – ein bewegender Augenblick. Unsere Arbeit in den letzten zwei Jahren findet ihre erste echte Belohnung. Fast andächtig stehen einige vor dem wuchtigen Mauerrest, blicken in die Tiefe. Die Kinder und Hella hält jetzt nichts mehr, sie müssen hinunter in den Graben, die Burg spüren. Ich muss gestehen, das dies ein echter Glücksmoment für mich ist. Dank unserer gemeinsamen Arbeit und unserem freundschaftlichen Zusammenhalt! Leider haben wir jetzt nicht genügend Zeit, um alles in Ruhe betrachten zu können, vor allem Manfred ist ganz „nervös“ und voller Spannung, was wohl im Aushub zu finden ist.
Nach fast zweistündigem Aufbau auf dem Wersauer Hof sind Manfred, Richard und ich wieder zurück auf dem Burggelände. Wenig später gesellt sich noch Sabine Petzold zu uns. Sie ist die einzige Gemeinderätin, die sich wirklich für unsere Arbeit interessiert – und uns unterstützt, wo es nur geht! An dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön! Sabine steht fasziniert vor dem deutlich sichtbaren Mauerteil, lässt sich die verschiedenen Ausgrabungsstellen zeigen. Manfred ist nicht mehr zu halten, geht mit dem prüfenden Blick eines erfahrenen (ehrenamtlichen) Mitarbeiters des Landesdenkamtes auf den Aushub zu – und wird sofort fündig. Immer öfters bückt er sich, strahlt, ist begeistert. So viele Kleinfunde, also Reste von Krügen, Schüsseln oder Bodenfliesen hätte er nicht erwartet. „TOLL! UNGLAUBLICH!“ Manfred ist in seinem Element, vergisst sogar, dass er eigentlich schon zu Hause sein sollte, um seine Geburtstagsfeier am morgigen Sonntag vorzubereiten. Und wer Manfred und seine Kochkünste im Dutch-Oven kennt, dem läuft noch beim Betrachten der Fundstücke das Wasser im Mund zusammen. Genuß hoch Zwei!