* Weitere Funde – und erste Erkenntnisse …
21.09.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)
Wieder ist es ein wundervoller Spätsommertag. Beschwingt und heiter fahre ich am Nachmittag raus zum Burggelände. Die Sonne strahlt vom Himmel, das Grabungsteam strahlt. „Heute, wo’s tolle Funde gab, war von Eurem Verein keiner da“, bekomme ich zu hören – „außer natürlich unsere liebe Kaffeetante!“ Sie meinen unsere stets besorgte Hella – und es vor allem nicht böse! „Auf sie ist Verlass!“ Gemeinsam schauen wir uns die verschiedenen Grabungsbereiche an. Was sich doch nach so einem Tag alles verändern kann …
Immer mehr Mauerteile werden vom Grabungsteam freigelegt, immer mehr wird deutlich, dass von unserer Burg Wersau (oder was auch immer im Boden steckt) wirklich noch was vorhanden ist. Natürlich nur im Fundamentbereich, aber gerade das sei „hochinteressant“ (so einer der Grabungstechniker). Gerne würde man ja noch mehr in die Fläche gehen, was aber erst vom Grabungsleiter genehmigt werden müsse. Man wolle aber alles daransetzen, dass noch einmal der Bagger auf das Grabungsgelände kommt und weitere Bodenteile öffnet. „Für Handarbeit bleibt uns sonst zu wenig Zeit.“
Angetan haben es dem Grabungsteam und auch Hella, Willi, Uwe und mir (wir treffen uns fast täglich „zufällig“ vor Ort) vor allem die Funde im vorderen Bereich gleich rechts vom Eingang. Weitere Mauerteile wurden heute in stundenlanger Arbeit freigelegt, ebenso drei gewaltige Holzbalken. Und im langen Graben bei den „Stallungen“ wurden weitere Mauerteile entdeckt, die aber noch nicht so richtig zum Ergebnis der geophysikalischen Untersuchung passen wollen. Hier wollen die Ausgräber noch genauer hinschauen!
Nach sechs Tagen Ausgrabung ist bereits viel mehr zu sehen und zu interpretieren, als wir uns alle vorgestellt und erwartet haben. Immer mehr Fragen kommen auf, die Antworten dazu liegen noch versteckt im Boden. „Kümmert Euch drum, dass die Grabungsarbeiten in die Fläche gehen können“, fordert uns ein Grabungstechniker zur Unterstützung auf, „wir werden unseren Chefs gegenüber das gleiche tun!“ Die Leute sind echt bemüht, gut zu arbeiten – denn auch sie freuen sich, wenn gute Funde zu Tage treten. „Das ist doch das Salz in der Suppe unserer täglichen Arbeit.“
Auch wenn die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind, können wir heute aber schon festhalten: Die Funde zwischen Tor und Mühlengebäude NICHT von der alten (Kern-)Burg Wersau stammen. Dafür sind sie zu jung (15. – 18. Jahrhundert). Wohl aber können es Ergänzungs- und Wiederaufbauten aus dem Umfeld der Burg bzw. des Schlosses/Kellerei/Mühle sein. Fest steht aber auch, dass viele Teile der alten Burg in den „Neubauten“ mit verwendet wurden. Um das genaue Alter bestimmen zu können, wird das gefundene Holz mit Hilfe der Dendrochronologie untersucht werden.
Und: Von den Römern KEINE Spur – zumindest im Bereich der bisherigen Sondierungen! Und man wird in diesen Bereichen (zunächst) auch nicht in dieser Richtung fündig werden, denn alle Bodenschichtungen bis hin zum Urboden (Kies) wurden angeschnitten. Aber wie sagte doch unser Manfred immer wieder: „Ein Meter rechts oder links kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen!“
Übrigens: Mit der einen Mauer im vorderen Bereich hat Oskar einen absoluten Treffer gelandet! Reschbeggd!