* Die schönsten Funde machen keinen Spass …
25.10.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)
Was für ein herrlicher Tag! Einer jener Herbsttage, für die andere zum „Indian Summer“ in die USA oder nach Kanada fliegen. Ich aber bin ein glücklicher Mensch, ich habe meinen „Ritterherbst“ direkt vor der Haustür, die Wersau liegt im Glanz der nachmittäglichen Sonne. Die Luft ist klar, es ist richtig frisch! Das Rot der Äpfel auf den Bäumen im weiten Rund strahlt mich an, mein Lieblingsapfel hängt noch oben. Und am Boden knien gedankenversunken Hella und Manfred, Gerhard hält sich am Spaten fest, er muss mal kurz ausschnaufen.
Unsere drei Grabungsspezialisten nutzen den tollen Nachmittag, um dort zu graben und Erde zu durchsuchen, wo bald zugeschüttet werden soll. Die letzten Gelegenheiten nutzen, wie Hella zu sagen pflegt. Sie strahlt Optimismus aus und ist sich sicher, dass da „nix zugeschüttet“ wird. Wie gerne hätte ich ihre Hoffnung, aber heute machen mir auch die schönsten Funde keinen Spass. Da ich den ganzen Tag über den „Tag der offenen Wersau“ am 6. November vorbereite, haben mich meine Gedanken bereits zeitlich überholt, sind irgendwo Ende November. Ich stelle mir vor, wie es wohl dann hier, auf der Wersau, aussehen wird – und zucke zusammen!
Um mich zu beruhigen, spreche ich mit Hella, Manfred und Gerhard, die mir zugleich auch von vielen interessierten Neugierigen erzählen, die durch den Zeitungsartikel von der Einweihung der Info-Tafel auf die Arbeiten auf der Wersau aufmerksam geworden sind. Zwei schauen sich gerade noch die Grabungsergebnisse an, sind begeistert. Immer wieder vernehme ich „Wahnsinn!“, „Unglaublich!“, „Geil!“ – eine Faszination ist zu verspüren. „Und das wollt Ihr alles wieder zuschütten?“
Nein, wollen wir nicht, wird aber wohl so kommen! Aber es muss doch einen anderen Weg geben, um die archäologischen Funde sichtbar zu sichern. Was woanders geht, muss doch auch in Reilingen machbar sein! Habe inzwischen so viele vergleichbare Grabungen/Funde im Internet gefunden, die offen geblieben sind, um immer an die besondere Anlage zu erinnern. UND UNSERE WERSAU IST WAS BESONDERES! Aber wer kann uns da helfen? Jürgen würde ja „fer umme“ eine winterfeste Überdachung bauen! Und wir würden sie aufbauen, und uns um die Grabungsbereiche kümmern! Aber wer unterstützt uns?
Sabine, ja, die aus dem Gemeinderat, war heute auch kurz vor Ort – vielleicht kann sie Ihre Kolleginnen und Kollegen am Reilinger Ratstisch wie auch den Bürgermeister überzeugen? Und dann müssten wir auch noch die Herren vom Landesdenkmalamt dazu bringen …! Ich beschließe spontan, morgen mal nach Stuttgart und Esslingen zu fahren. Vielleicht finde ich ja Gesprächspartner – und einen möglichen Lösungsansatz! Und zusammen mit Manfred esse ich wie als „Wundermedizin“ einen echten Wersauer Apfel … (also jeder zwei)!