Kurpfalz Regional Archiv

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* Ein Tag zwischen Trauer, Wut und Jubel …

27.11.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)

Der Tag, den wir so lange wie nur möglich hinauszögern wollten, ist jetzt noch gekommen: Wir müssen von unserer Wersau, besser gesagt, von von in den letzten Wochen mit viel Herzblut geborgenen, ausgegrabenen und sichtbar gewordenen Funden Abschied nehmen. Es sind keine leichten Momente, sie gehen uns allen irgendwie zu Herzen. Der eine zeigt es mehr, der andere weniger. Aber es muss sein!
Der Regen der letzten Tage und der erste Frost haben bereits erste sichtbare Spuren hinterlassen. Und keiner möchte, dass jetzt unsere Wersau durch unsere Schuld doch noch weiteren Schaden nehmen sollte. Also verpacken wie sie in jungfräulich wirkendem weißem Vlies, und kippen gleich schubkarrenweise Split darauf. Es sei irgendwie als würde man ein Grab zuschippen, höre ich, und denke, wer immer des soeben gesagt hat, hat recht!
Heute werden aber nicht nur die Mauernteile zum Zuschütten vorbereitet, sondern auch alle Keramikfunde werden von Dr. Ludwig Hildebrandt abgeholt. Nein, nicht weggenommen, sondern zur wissenschaftlichen Bestimmung mitgenommen. Dies geschieht in Absprache zwischen der Gemeinde Reilingen und den Herren vom Landesdenkmalamt. Manch einer von uns hat Zweifel, ob wir die Keramiken wohl wiedersehen werden. Noch immer herrscht ein gewisses Misstrauen, dass der Kollege zerstreuen möchte. „Nach dem Bearbeiten kommt wieder all das zurück nach Reilingen, was für die Sonderausstellung im Heimatmuseum gebraucht wird!“ Außerdem bietet Dr. Hildebrandt allen an, ihn doch mal zu besuchen, er werde uns dann sein Archiv mal zeigen.
Besonders betroffen ist unsere Hella, für sie scheint in diesem Moment die Welt unterzugehen. Wir können ihre Gefühle alle nachvollziehen, ist es doch gerade sie gewesen, die nahezu jeden Tag in den letzten Wochen seit dem 14. September draußen auf der Wersau war, um auszugraben, Kaffee zu kochen, Scherben einzusammlen, die zu sortieren, putzen und wieder zu sortieren. Ja, so muss man sich wohl fühlen, wenn einem ein Kind weggenommen wird. Gut, ihren Dirk hat sie ja noch, aber all die Keramikscherben, die durch ihre Hände gingen, sind plötzlich nicht mehr da. Der große Tisch in der Werkstatt ist plötzlich so leer, dass es auch den anderen so richtig schwer ums Herz wird. Aber wir haben alle gewusst, dass dieser Moment kommen wird …!
An dieser Stelle möchte ich heute mit einem ganz persönlichen Wort an alle Wersauer Aktiven schließen und für für konstruktives Vertrauen und Miteinander werben: Lasst uns gemeinsam so weiter arbeiten, wie wir begonnen haben – schließlich haben WIR ALLE, egal ob nun das LDA-Grabungsteam, Dr. Damminger vom Regierungspräsidium, Dr. Ludwig Hildebrandt, die Gemeinde Reilingen und wir vom AK Burg Wersau nur ein Ziel: unser aller Burg Wersau vom Staub der Jahrhunderte zu befreien, und mit unseren Forschungsarbeiten wieder zum Leben zu erwecken, zu einem Begriff werden zu lassen. Und da sind wir auf dem allerbesten Weg! Allein unsere Erfolge in 2010 sprechen dafür deutliche Worte. Also: Lasst uns alle an einem Strick ziehen, nicht gegeneinander an beiden Enden, sondern nur in eine Richtung! Die nachfolgenden Generationen werden es uns danken!

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