Kurpfalz Regional Archiv

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Einkaufserinnerungen von anno dazumal

17.11.99 (Museen & Archive)

Deutsches Verpackungsmuseum Heidelberg
Es gibt viele Museen in der Kurpfalz, die bekannt und bei den Besuchern beliebt sind. Es gibt aber Museen, die kennt fast niemand oder werden oft nur durch Zufall entdeckt. Das gilt für viele Heimatmuseen und Ausstellungen in der Region – und auch für das Deutsche Verpackungsmuseum.
Was zunächst so trocken und unattraktiv klingt, ist in Wahrheit ein Kleinod und ein Geheimtip. Vor zwei Jahren hatten ein paar Heidelberger um Peter Jochen Schott und Hans-Georg Böcher die Idee, in den Räumen der architektonisch interessanten ehemaligen „Nothkirche” in der Altstadt ein Museum einzurichten, das sich mit der Geschichte der „Verpackung” beschäftigen sollte.  Mit Elan ging der Förderverein „Deutsches Verpackungsmuseum“ mit heute 186 Mitgliedern ans Werk. In nur kurzer Zeit gelang dank der Unterstützung und Förderung von vielen namhaften Firmen im In- und Ausland die Einrichtung eines kleinen, aber außerordentlich feinen Museums. Dass die Räume in der Hauptstraße 22 von der Fußgängerzone her nur durch eine kleine Passage erreichbar sind und dass das Eingangsschild fast nicht zu erkennen ist, hängt mit städtischen Verordnungen für diesen Altstadtbereich zusammen.
Wer aber einmal den Weg in das Deutsche Verpackungsmuseum gefunden hat, ist fasziniert und darf getrost ein Weilchen in Nostalgie schwelgen. Vor allem die Sonderausstellung „2000 minus 100”, die zurzeit im Museum zu sehen ist, dokumentiert die jahrzehntelange Erfolgsgeschichte einiger bekannter Markenartikel.
Ein alter Kaufladen ist mit das Prunkstück der Ausstellung. Beim Anblick der Schränke und Schubladen werden vor allem bei den älteren Besuchern Erinnerungen wach an eine Zeit, als es Lebensmittel wie Mehl, Gries, Graupen oder Haferflocken noch offen in Papiertüten über den Tresen verkauft wurden. Was einst in groben Säcken oder Leinen, in Schütten aus Glas oder Holzfässern verkauft wurde, musste mit Beginn der fünfziger Jahre gut zu stapeln und leicht zu greifen sein. Das Museum zeigt nachvollziehbar, wie sich das „Kulturgut Verpackung” mit den Jahren wandelte. Zugleich begreift man damit den Wandel vom kommunikativen Tante-Emma-Laden hin zum stereotypen Supermarkt mit Selbstbedienung.
Da liegt eine noch ungeöffnete Tube Nivea-Creme (noch mit der alten schwungvoll-schnörkeligen Beschriftung) neben dem einst so beliebten „Sportpuder” aus dem Berliner Olympiajahr 1936. Welche Geschichte bereits die Hygiene-Artikel von Chlorodont oder Odol haben, zeigt sich im Heidelberger Museum ebenso wie ein Klebstoff mit dem Namen „Uhu”.
Einen breiten Raum nehmen natürlich viele weitere Dinge des täglichen Gebrauchs ein. Es sind vor allem die Verpackungen von Lebensmittel, die sich in vielen Jahren mit dem Zeitgeschmack ständig veränderten. Beeindruckend lässt sich dies am Beispiel der berühmten „Bärenmarke” erkennen. Während die Dose bis heute gleich geblieben ist, zeigen die unterschiedlichen Etiketten die immer stärkere Entwicklung bei Verpackungen zur nützlichen Sachlichkeit. Dies ist auch bei den Suppen und Gewürzzutaten aus den Knorr- und Maggiwerken zu sehen.
Schachteln mit Waschmitteln namens „Persil” oder auch die Keksschachteln aus dem Hause Leibniz sind echte Raritäten.
Dass das Deutsche Verpackungsmuseum in Heidelberg heute über eine solche Vielzahl von Exponaten verfügt, ist vor allem intensiven Recherchen zu verdanken. Da selbst  viele traditionsreichen Firmen oft nur auf ein eher mageres Archiv zurückgreifen können, wurde für die Heidelberger Museumsmacher zur Herausforderung.
Heute kann man sagen, dass sich das detektivische Sammeln gelohnt hat. Den Besuchern präsentiert sich ein liebenswertes Museum, in dem die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Dass dies auch für die Besucher gelten kann, merkt man spätestens dann, wenn man die „Nothkirche” in der Hauptstraße 22 wieder verlässt – und auf die Uhr schaut.
Einkaufserinnerungen von anno dazumal – gerade zur Weihnachtszeit ein echt himmlisches Vergnügen.
Das Deutsche Verpackungsmuseum ist von Mittwoch bis Freitag geöffnet von 13 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Führungen für Schulklassen, Seniorengruppen oder Vereine werden nach telefonischer Anmeldung (06221/21361) angeboten.

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