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Entwicklung von Handel und Gewerbe entscheidend mitgeprägt

04.05.02 (Handel & Handwerk)

Ein Blick in die Geschichte des Gewerbevereins Hockenheim
Betrachtet man die Geschichte des Hockenheimer Gewerbevereins und vergleicht diese mit der nun 1230-jährigen Entwicklung
der nordbadischen Stadt am unteren Kraichbach, dann stellt man fest, daß dieser Verein sehr jung ist, aber die Entwicklung des Handels in den letzten 100 Jahren entscheidend mitgeprägt hat.Unter dem Einfluß des 1878 in Karlsruhe gegründeten Landesverbandes Badischer Gewerbevereine hoben einige wackere Männer 1899 den „Gewerbe Verein“ der Stadt Hockenheim aus der Täufe. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Schmiedemeister Mathäus Eichhorn gewählt, der dieses Amt bis 1904 inne hatte und unter dessen Engagement der Verein wuchs und gedieh. So organisierte der Gewerbe-Verein bereits im April 1899 die erste „Lokal-Gewerbe  und Industrie Ausstellung” in Hockenheim.
Nur wenige Zeugnisse erinnern heute an die Vorläuferin der inzwischen traditionellen Hockenheimer Leistungsschauen. Lediglich eine alte Urkunde ist erhalten, in der der Vereinsvorsitzende dem Hut- und Kappenmacher Georg Zahn für seine Mitwirkung an der Ausstellung dankte. Die erste Gewerbeschau sorgte damals für viel Aufsehen, denn eine Präsentation des örtlichen Handels in einer kleinen Arbeiterstadt war für das ganze Großherzogtum Baden ein Novum.
Man muß ein wenig in der Geschichte blättern, um die Hintergründe für die Vereinsgründung zu sehen. Handel und Handwerk
waren bereits seit dem ausgehenden Mittelalter in Zünften organisiert. Nach deren Zerfall entstanden bereits um 1831 die ersten Gewerbevereine im badischen Raum. Dieser Staat galt mit seiner Verfassung von 1818 als “vorzüglichster und freizügigster” seiner Art in dieser Zeit. So hatte man mit der Liberalisierung auch die Voraussetzung für die Beseitigung des Zunftzwanges und
die Schaffung der Gewerbefreiheit geschaffen. Mit den Jahren entstanden immer mehr Gewerbevereine und 1878 trafen sich in Karlsruhe 42 Vereine, um dort einen Landesverband zu gründen.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Gewerbevereine war nach der errungenen Gewerbefreiheit die Ausbildung des gewerblichen Nachwuchses. Mit Elan ging man an die Arbeit. Die „Badische Gewerbezeitung“ berichtete immer wieder von den Erfolgen der eigenen Lehr  und Ausbildungstätigkeit. Doch mit einer Zeitung allein war es nicht getan. So gründete beispielsweise 1901 der Schwetzinger Schuhmachermeister Franz Schmidt eine “Sterbe- und Kranken Versicherungskasse“ als Unterstützungskasse für Handwerk und Gewerbe in Baden. Für Erholungsaufenthalte der Mitglieder erwarb man 1906 das Waldkurhaus “Friedrichsruh” im Schwarzwald und kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges das Kurhaus „Sankt Leonhard“ am Bodensee.
Auch in Hockenheim hatte sich der Gewerbeverein entwickelt. Vor allem in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg blühten Handel
und Gewerbe in der aufstrebenden Stadt auf. Vorsitzender war zu dieser Zeit der Glasermeister Ludwig Gelb, der ab 1910 das Vereinsschiff erfolgreich steuerte, das er von dem Bauunternehmer Johannes Keller übernommen hatte.
Das Jahr 1933 brachte im Januar die Machtübernahme der NSDAP und einige Wochen später wurde wie überall im Land auch der Gewerbeverein in Hockenheim verboten und aufgelöst. Doch der Gedanke an einen Zusammenschluß der Gewerbetreibenden überdauerte das Tausendjährige Reich der Nazis und den von ihnen angezettelte 2. Weltkrieg. 1949 war es dann wieder soweit: der Gewerbeverein Hockenheim konnte wiedergegründet.
Unter dem Vorsitz des Elektroinstallateurmeisters Eduard Roth, der bis 1963 erster Vorsitzender blieb, erfolgte die Wiedergeburt und ein Aufschwung in den Jahren des Wirtschaftswunders. Man orientierte sich an der Arbeit des Landesverband Baden, der sich am 16. März 1969 mit dem Landesverband Südbaden des Deutschen Gewerbeverbandes zu einem Gesamtverband
zusammenschloß, um sich der Probleme, Sorgen und Nöte des mittelständischen Unternehmers besser annehmen zu können. Auf dieser Linie betrieben und betrieben auch die späteren Vorsitzenden Hermann Fuchs (von 1963 bis 1968), Otto Krämer (1968 bis ?) und heute Klaus Weinmann ihre Arbeit zum Wohl und Nutzen der Mitglieder des Gewerbevereins/Bund der Selbständigen.
Die Industrialisierung der Stadt Hockenheim brachte die große Chance für Handwerk, Handel und Gewerbe, denn es bot sich die Gelegenheit, viel von der Kaufkraft zurückzugewinnen, die zuvor nach auswärts getragen worden war. „Dem Ziel,  ein örtliches Solidaritätsbewußtsein zu wecken und die Wechselwirkung zwischen Geben und Nehmen klar zu machen, hat der Kampf des Gewerbevereins immer gegolten“, meinte 1969 der damalige Bürgermeister und heutiger Ehrenbürger der Rennstadt, Dr. Kurt Buchter.
Mit der „l. Leistungsschau“ wurde 1986 vom Hockenheimer Gewerbeverein ein neues Zeitalter eingeläutet, denn seitdem werden für die Öffentlichkeit sichtbar die Ziele verwirklicht, die sich der Verein bereits im Gründungsjahr zum Ziel gesetzt
hatte: Traditionen bewahren und Neues zu schaffen – zum Wohle der Bürger. (og)

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