Dem Rheingold auf der Spur
09.06.99 (Handel & Handwerk)
Bereits in der Kelten und Römerzeit wurde entlang des Rheins einem Handwerk nachgegangen, das man zunächst sich nicht vorstellen konnte: die Goldwäscherei. Das Gold stammte aus alpinem Gestein, das überwiegend von schweizerischen Gewässern mitgeschleppt und vom Wasser des Rheins in feinsten Körnchen und Flitterstaub ausgewaschen wurde. Vor der
Rheinregulierung kam es ab Basel zur stärksten Ablagerung durch die Bildung zahlreicher Sandbänke.
Die Strömung des Flusses wurde verlangsamt, Geröll, Steine und Gold konnten sich auf den Inseln im Rhein absetzen. Die oberste Kiesschicht von fünf bis höchstenfalls 20 Zentimetern Tiefe war am goldhaltigsten. Ein Blick in alte Rechnungsbücher zeigt: Aus einer Tonne Rheinsand konnten etwa 0,15 Gramm Gold herausgelöst werden. Das Gold selbst hatte einen Feingehalt von rund 23 Karat.
Beim Goldwaschvorgang wurde ein sogenannter Waschstuhl benutzt, der etwa 1,9 Meter lang und knapp einen Meter breit und mit Tüchern ausgelegt war. Ein gitterartiger Sturzkorb befand sich am oberen Ende, auf den Sand und Wasser aufgegeben wurden. In den Tüchern verfingen sich die Goldflitter, die man dann auswusch. Den weißen Sand spülten die Goldwäscher im „Sichertrog“ aus. Der mit Gold angereicherte schwarze Sand blieb zurück, wurde getrocknet und anschließend mit Quecksilber
gemischt. Das Amalgan wurde danach durch Leder oder Leinwand gepreßt und schließlich so lange ausgeglüht, bis das reine Gold zurückblieb.
Auch in der Kurpfalz ging man in jenen Tagen der Goldwäscherei nach. Goldmünzen aus Rheingold ließen nicht nur die pfälzischen Kurfürsten, sondern auch die Fürstbischöfe zu Speyer und die Großherzöge von Baden prägen. Schenkt man den alten Aufzeichnungen Glauben, wurden von 1800 bis 1870 entlang der badischen Rheinstrecke rund sechs Zentner Gold
gewaschen.
Bereits in einem Schreiben der Rentkammer des Hochstiftes Speyer aus dem Jahre 1698 war zu lesen, daß die alten Goldgründe im fürstbischöflichen Ketsch wieder eingerichtet werden sollen. Diese waren seit dem Dreißigjährigen Krieg bis nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg vernachlässigt worden.
Goldwaschplätze befanden sich 1719 in der Angelhöfer und Ketscher Altstromschleife. Die Pacht hatten die Ketscher Klaus Siegell und Adam May. Sie mußten unter Eid und Androhung der Todesstrafe geloben, das gewaschene Gold an das Domkapitel abzuliefern.
Auch nach der Einstellung der Goldwäscherei wurden immer wieder Versuche unternommen, Gold aus dem Rheinsand zu gewinnen. Noch 1920 wurde der wenig erfolgreichen Arbeit nachgegangen. Um 1935 schließlich unternahm der „Hirschwirt“ Rudolf Bassemir noch einmal den Versuch, eine Sandschwelle unterhalb der Brühler Straße auszubeuten. Diesem Vorhaben
war jedoch kein großer Erfolg beschert und die Arbeiten wurden wieder eingestellt.
Seitdem ist die Goldwäscherei in unserer Region ausgestorben und das Rheingold ist zu einem Teil der Geschichte geworden. (og)