Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Die Kurpfalz als Kriegsschauplatz

20.01.96 (Geschichte allg.)

Ungarn kämpften in der Kurpfalz gegen Frankreich / 60.000 Ungarn der k.u.k.-Monarchie in der Oberrhein-Armee
Ab 1792 griff der französische Revolutionskrieg auch auf das Gebiet der grenznahen Kurpfalz über. Eine scheinbar nicht mehr abreißen wollende Folge kriegerischer Auseinandersetzungen vernichtete Hab und Gut der friedlich lebenden Menschen. Viele deutsche Staaten beteiligten sich mit Truppen am Widerstand. Unter der militärischen Führung Österreichs wurde mit Hilfe der Preußen, Bayern, Hessen, Sachsen und vieler anderer Kleinstaaten die Oberrhein-Armee gebildet, um die revolutionäre Begeisterung mitsamt ihrer kriegerischen Auswirkungen von den deutschen Landen fern zu halten. Allein die Habsburger boten fast 450.000 Soldaten auf, darunter auch etwa 60.000 Ungarn der k.u.k.-Monarchie.
Die Ungarn kämpften fast überall in der Kurpfalz: Sie standen bei Mannheim und wurden aber auch in Weißenburg, Frankenthal, Flomersheim und vor allem an den Stellungen entlang des Rehbaches eingesetzt. Der Marsch der ungarischen Husaren an den Oberrhein führte durch Galizien, Schlesien, Mähren und Böhmen. Im Kriegstagebuch des Obristen Vecsey, dessen 4. Husaren-Regiment in der Kurpfalz viele Gefechte zu durchstehen hatte, ist vermerkt, daß die Ungarn beim Durchzug überall mit Freude empfangen und „auf gar herzlichstes ohne Taler“ bewirtet wurden. Kein Wunder, war die Angst vor den marodierenden Franzosen durch riesengroß. Es sollte bis zum Sommer 1794 dauern, daß endlich die deutsche Abwehrfront vom Rhein durch die Pfalz bis hin nach Saarlouis wirksam wurde. Die vor dem Pfälzerwald liegende Stellung „Schänzel“ verlor aber nach schweren Niederlagen der Preußen in der Vorderpfalz ihre Wirkung als Ost-West-Riegel und mußte aufgegeben werden. Damit hatte man zugleich die gesamte Südpfalz verloren.
Im Laufe der Zeit bildeten sich Einzelinteressen bei den Koalitionsstaaten heraus: Am 9. April 1795 schlossen die Preußen mit Frankreich einen Separatfrieden, wenig später folgten auch die Bayern, Hessen-Kassel und die sächsischen Herzogtümer. Der Rest der Reichstruppen mußte nun mit den Österreichern allein die Rheinfront halten. Die Ungarn lagen in der Nähe von Schifferstadt und hatten den Auftrag, die Rehbach-Linie zu halten. Der schon seit einiger Zeit befestigte Rehbach war immer wieder das Ziel von Angriffen der französischen Revolutionstruppen. Aus einzelnen Berichten der „Rehhütter Chronik“ ist zu entnehmen, daß es an der Rehhütter Mühle, den beiden Zollhäusern und am Bachlauf selbst immer wieder zu Verwüstungen gekommen war.
Als die linksrheinische Seite nicht mehr gehalten werden konnte, wurden die ungarischen Husaren in Sandhofen nördlich von Mannheim einquartiert. Hier gab der Oberleutnant Jozef Szentes, der um das Wohlergehen seiner Landsleute besorgt war, 1794 ein Büchlein in ungarischer Sprache heraus. Unter dem Titel „Litania“ wurden aufbauende und tröstende Worte an die Soldaten aller Konfessionen gerichtet und deckte zugleich alle Bereiche des Glaubenslebens ab. Zusammen mit den k.u.k-Truppen rückten die Ungarn erst Monate später aus Sandhofen ab. Nicht wenige Husaren blieben nach dem befohlenen Rückzug in der Kurpfalz, wo sie trotz aller kriegerischen Auseinandersetzungen die Liebe gefunden hatten.

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