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Unter dem Kaiserdom ruhen die toten Salier

20.10.96 (Geschichte allg., Kirchen & Klöster)

Speyerer Dom als Grabeskirche der deutschen Herrscher
Es gibt nur wenige Bauwerke, die Glanz und Größe der Geschichte so vereinen wie der Kaiserdom in Speyer. Rechnet man zu der eigentlichen Bauzeit noch einmal alle Umbauten hinzu, wurde fast 900 Jahre an der monumentalen Kirche am Rhein gebaut. Und für fast 300 Jahre war sie zugleich Grabeskirche der deutschen Herrscher.
Am Anfang stand „Cunradus, der Speyerer“, wie Konrad II. von Zeitgenossen genannt wurde, da er „viel und oft im königlichen Palatio gewohnet hat“. Vermutlich aus Freude über seine Königswahl beschloss er, die erste merowingische Bischofskirche, die auf den Resten eines
römischen Tempels errichtet worden war, zu erweitern und zu seiner und seiner Nachfolger Grablege zu machen. Kunsthistoriker sind sich heute fast sicher, dass der entscheidende Impuls wohl von Otto dem Großen ausgegangen sein muss, der 955 auf dem Lechfeld durch den Sieg über die Ungarn den Bestand des Reiches für längere Zeit gesichert hatte. Und diesem Triumph konnte nur durch einen religiösen Prachtbau mit vier Türmen und zwei Kuppeln Ausdruck verliehen werden.
Dem Entschluss, in Speyer den Dom zu errichten, war einige Jahre zuvor der Umbau der Stammburg „Castellum Lintburg“ in ein Benediktinerkloster vorausgegangen. Von der Größe und Bedeutung künden noch heute die eindrucksvollen, zum Teil wieder aufgebauten Ruinen der Limburg bei Bad Dürkheim. Zusammen mit seiner Gemahlin Gisela, der wohlhabenden Witwe
eines schwäbischen Grafen, die ihr burgundisches Erbe in die Ehe eingebracht hatte, unterstützte Konrad II. beide Einrichtungen finanziell durch zahlreiche Stiftungen.
Das wechselvolle Schicksal der Kaisergräber spiegelt sich in der Baugeschichte des Domes, der mehrmals stilistische Änderungen erfahren hatte. Die Särge der ersten Salier, zunächst noch im unvollendeten Dom auf dem Mittelgang vor der Krypta aufgestellt, verschwanden unter der Erde, die mit der Übermauerung vor dem Vierungsbogen den Königschor bildete.
Zwölf Mitglieder eines Laienordens in besonderer Tracht, die so genannten Stuhlbrüder, hatten die Aufgabe, sieben Mal am Tag 200 Vater unser mitsamt Ave Maria und Glaubensbekenntnis für die in Schichten übereinander beerdigten Mitglieder der regierenden Häuser zu beten. Noch heute erinnert in Speyer die Stuhlbrüdergasse mit den letzten einstöckigen Häuschen „in einer Flucht gebauet“, an diese Seelenwache, die an die Stelle der Leibwache für die lebenden Kaiser getreten war.
Seit 1900 sind die hier bestatteten vier Kaiser, eine Kaiserin, vier Könige, eine Königin und eine Prinzessin zusammen mit den ersten Salier-Sarkophargen auf der untersten Ebene der Krypta beigesetzt. Durch einen neuen Zugang zur Gruft öffentlich gemacht und gleichzeitig abgesondert, scheinen sie erst auf ihrem letzten Schlafplatz in der geweihten Stille der Unterkirche zur Ruhe gekommen zu sein. Hier bildet die lineare Anordnung der Säulen mit den Kapitellen aus rotem und weißem Sandstein eine Zusammenfassung reinster romanischer Elemente, die sich eindrucksvoller nicht mit der Majestät des Todes durchdringen könnten.
 

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