Aus dem Altriper Bub wurde Abt Regino
18.04.96 (Personalia)
Der Vater von Karl dem Großen, König Pippin, schenkte im Jahre
762 dem Kloster Prüm in der Eifel die dem heiligen Medardus
geweihte Klosterzelle zu Altrip. Als Sohn vornehmer Eltern kam in
Alta Ripa Regino zur Welt und wurde, da man schon bald die hohe
Begabung des Jungen erkannte, in das Mutterkloster gebracht, wo
er später Mönch wurde.
892 fielen die Normannen zum zweiten Male in die Eifel ein und
zerstörten die mächtige Abtei Prüm. Dem Mord und Raubzug konnte
sich Abt Farabert in letzter Minute durch die Flucht entziehen.
Regino berichtet darüber, daß die Normannen am Tage der
Erscheinung des Herrn, durch den Ardennenwald dringend, in das
Kloster Prumia gelangt seien, nachdem sie die Aachener Pfalz und
die Klöster Inda (Korneliusmünster bei Aachen), Stablo (Stavelot,
Belgien) und Malmundurias (Malmedy, Belgien) überfallen hatten.
Mit den Bauern, die zur Verteidigung aufgeboten worden waren,
waren die Eindringlinge wegen der schlechten Kampfdisziplin
schnell fertig geworden und hätten sie grausam niedergemetzelt.
In dieser Situation legte der seitherige Abt sein Amt nieder.
Der Konvent wählte 892 Regino als siebten in der Reihe der Äbte,
allerdings gegen den heftigen Widerstand von Gerhard und Matfried
von Hennegau. Die Grafenfamilie, die im MittelmoselGebiet große
Ländereien und Einfluß besaß, hätte gerne ihren Bruder Richarius
als Abt gesehen. Das Ränkespiel gegen Regino ging in der
Folgezeit weiter und die Mönche beteiligten sich daran sehr
intensiv. Die Zeitläufe waren überdies denkbar günstig, denn das
Reich
Karl des Großen zerfiel, nachdem sich seine Enkel heillos
zerstritten hatten. Zudem fielen vom Norden die Normannen und vom
Süden die Magyaren ein.
Trotzdem gelang Regino ein beachtliches Werk: Im zweiten Amtsjahr
legte er ein Besitzstandsverzeichnis für über 119 Fronhöfe mit
1530 Bauernhöfen, den „Prümer Urbar“ an. Als er nach sieben
Jahren zur Abdankung gezwungen wurde, hatte er die Abtei nicht
nur wieder aufgebaut, sondern sie zu einer der größten und
reichsten Klöster der damaligen Zeit fortentwickelt.
Sein Nachfolger Richarius, der mit dem herrschsüchtigen Herzog
Reginar von Lothringen paktierte, betrachtete die Abtei als sein
weltliches Eigentum, sodaß der Niedergang vorprogrammiert war.
Richarius schaffte gar noch die Bischofswürde von Lüttich.
Regino hatte Glück, denn der Trierer Erzbischof nahm sich seiner
an und so wurde er 899 Abt zu St. Martin in Trier, wo er bis zu
seinem Tode 915 sehr erfolgreich wirkte.
902 schrieb er ein Standardwerk über den Chorgesang und 908
vollendete er sein Hauptwerk, die Chronica. Damit ging er als
Verfasser der ältesten deutschen Weltgeschichte in die Historie
ein. Diese Tatsache bewog die Gemeinde Altrip, Abt Regino zu
Ehren vor der Dorfkirche am 19. November 1911 ein Denkmal zu
errichten.
Aus: Die Rheinpfalz, 18.4.1996, Wolfgang Schneider