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* Abrissarbeiten beginnen am Montag

02.11.91 (Reilingen)

Reilinger Gemeinderat tagte / Brandschäden an der Nordwand der Mannherz-Hallen noch nicht ganz geklärt
Auch nach der jüngsten Gemeinderatssitzung herrscht in Reilingen noch keine absolute Sicherheit über den tatsächlichen Schadensstand in der Ruine der ausgebrannten Mehrzweckhalle. Immer wieder stoßen die Fachleute auf neue Schäden oder stellen fest, dass Teile, die zuvor als zerstört galten, vielleicht doch noch gerettet werden können. Erst die am Montag beginnenden Abrissarbeiten an den Fritz-Mannherz-Hallen werden aufzeigen, was wirklich alles durch das Großfeuer zerstört wurde.
Für den durch die Badische Gebäudeversicherung beauftragten Baustatiker, Dipl.-Ing. Peter Bläß, und seinen Architektenkollegen F.H. Bender stehen zunächst einmal die Abbrucharbeiten im Vordergrund, um damit schnellstmöglich die Grundlage für einen Wiederaufbau der Mehrzweckhalle zu schaffen. Beide Experten waren als Berichterstatter in die außerordentliche Gemeinderatssitzung am Mittwochabend ins Reilinger Rathaus geladen worden, wo sie das Gemeindeparlament und die Öffentlichkeit über die bisherigen und die geplanten Arbeiten ausführlich informierten.
Wie Peter Bläß sagte, müsse die eigentliche Halle bis zur Kellerdecke abgerissen werden. Offen sei aber nach wie vor die Beschaffenheit der Mehrzweckhallen-Nordwand, die ja gleichzeitig Außenwand zur neuen Sporthalle ist. Nur wenn diese erhalten werden können, sei daran zu denken, im Laufe des nächsten Jahres die unzerstörte Sporthalle wieder in Betrieb zu nehmen.
Die ersten Untersuchungen an der mehrschaligen Wand hätten ergeben, dass diese eine Stärke von zehn Zentimetern aufweise. Zwar habe sie ihre Funktion als Brandschutzwand ausgezeichnet erfüllt, aber durch die Brandbelastung sei die Betongüte von G 45 auf G 25 gefallen. Dies bedeute einen Güteabfall um zwei Klassen. Während die Stützen wahrscheinlich erhalten werden können, hätten Kernbohrungen an den Wandflächen einen Wert von weniger als zehn Zentimeter erbracht. Dies habe, so Bläß, Auswirkungen auf die Sanierung und Wiederaufbau der Halle, denn da sei eine voll funktionsfähige Wand erforderlich. Und diese müsse nach den aktuellen Vorschriften eine Stärke von 14 Zentimetern aufweisen.
Weitere Schäden könnten möglicherweise, so der Baustatiker, bei der Demontage und dem Abriß der abgehängten Decke festgestellt werden. So habe man bereits das Abscheren eines Trägers festgestellt. Weiter müssten an der Nordwand Proben entnommen werden, um diese auf die Chloridbelastung an den Brandplatten zu untersuchen. Dies sei vorgeschrieben und könne aber erst nach den erfolgten Abriss- und Sicherungsarbeiten vorgenommen werden. Die Chloride im Beton dürfen nicht feucht geworden sein, denn sonst könnte bei einem chemischen Umsetzungsprozess Salzsäure entstehen und damit die Gewerke der Wand angreifen. Sollte der Schaden nur gering sein, könnte ein Teil der Mauer abgeschält und mittels Spritzbeton saniert werden.
Mit den Abrissarbeiten wird nun am 4. November begonnen. Sollte das Wetter mitspielen, geht man davon aus, dass diese Ende Januar 1992 abgeschlossen sind. Die Abbruchspezialisten werden zunächst die Ruine von oben nach unten und dann von Ost nach West demontieren. Die gewaltigen Spannbetonbinder mit einem Gewicht von rund 13 Tonnen werden ab dem 11. November mit einem 350-Tonnen-Tragkraft-Kran abgenommen werden – eine Spezialmaschine, die nicht oft eingesetzt werden muss.
Für Bürgermeister Helmut Müller machte die Aussprache deutlich, dass es sicher noch ein „gutes Vierteljahr“ dauert, bis die neue Sporthalle wieder benutzt werden könne – im günstigsten Falle. Das Gemeindeoberhaupt verdeutlichte aber auch, dass jede geplante Sanierungs- und Baumaßnahme mit der Gebäudeversicherung abgesprochen werden müsse. Diese sei der Kostenträger und damit der zuständige Bauherr. So seien letztlich die gesamten Arbeiten an der Mehrzweckhalle von der Gemeinde nicht beeinflussbar.
Trotzdem sei man optimistisch, denn bereits in den ersten Wochen nach dem Großbrand hätte man in den Experten der Gebäudeversicherung kompetente und entgegenkommende Gesprächspartner gefunden. Nach den durchgeführten Abrissarbeiten soll Zug um Zug das Kellergeschoss abgedichtet werden, um eine Austrocknung zu beschleunigen und die Heizungszentrale wieder in Betrieb nehmen zu können. (og)

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