* Als Christ bewusst Stellung nehmen
23.09.07 (Hockenheim)
Festgottesdienst mit Landesbischof Dr. Ulrich Fischer in der evangelischen Stadtkirche / Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Kirchenjubiläum
Die Aufforderung, sich als getaufter Christ auch vor anderen Menschen klar zum Glauben an Gott zu bekennen, war die zentrale Botschaft des sonntäglichen Festgottesdienstes, mit dem die evangelischen Kirchengemeinde gestern die viertägigen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Stadtkirche abschloss. Aus diesem Anlass waren nicht nur viele Hockenheimer mit OB-Stellvertreter Ernst Bohrmann und Bürgermeister Werner Zimmermann an der Spitze in das Gotteshaus gekommen, sondern auch Landesbischof Dr. Ulrich Fischer und Dekanstellvertreterin Annemarie Steinebrunner. Die beiden Vertreter der Badischen Landeskirche waren zu Beginn des Gottesdienstes zusammen mit den örtlichen Pfarrer Stefan Scholpp und Michael Dahlinger, Diakon Thomas Pilz, Lehrvikarin Charlotte Kurz-Höfle sowie den Kirchengemeinderatsmitgliedern und Synodalen aus der Rennstadt zu den festlichen Orgelklängen von Kantor Christian H. Bühler bei strahlendem Sonnenschein in die Kirche eingezogen.
Dass aus Anlass des Jubiläums nicht nur die Verkündigung des Wort Gottes, sondern auch die jubilierende Stadtkirche selbst im Mittelpunkt des Festgottesdienstes stand, war nicht nur selbstverständlich, sondern geradezu auch eine Herausforderung, Gottes Botschaft und die des Kirchenbaus miteinander zu verknüpfen. Zur Freude der vielen Gottesdienstbesucher gelang dies trefflich, denn für viele erschloss sich die Kirche von einer ganzen anderen, nicht minder interessanten Seite. Aufgeteilt in verschiedene Stationen, waren Darstellung und Bedeutung der Glocken und Fenster (vorgetragen von Hans Christ), des Taufsteins und der Osterkerze (Holger Andreas), von Altar (Eva Blüthner) und Ambo (Simone Sand), Kanzel (Irene Cermak) und Orgel (Michael Wunderak), sowie der Bänke und der Menschen (Norma Gärtner) belebende, wenn auch ab und zu nachdenklich stimmende Momente. Dies galt vor allem für den letztgenannten Beitrag, der in der Erkenntnis gipfelte, dass alle Kirchenteile ihren Sinn verlieren, wenn nicht Menschen in dieses Gebäude kommen würden und bereit seien, Gott zu finden. „Die Kirche bleibt immer ein Gebäude aus Stein, denn Gottes Ackerfeld sind letztendlich wir, die Menschen“, so die Synodale Norma Gärtner. Und was unter diesem Auftrag letztendlich zu verstehen ist, wurde besonders auch in der Epistellesung von Kurt Engelberth, er sprach von der Treue zum Auftrag der Verkündigung, und dem von Martha Eberle vorgetragenen Evangelium über die Verheißung des Gottesreiches deutlich.
Landesbischof Dr. Ulrich Fischer griff in seiner Predigt das Grundthema des Festgottesdienstes auf, um es aus theologischen Sicht zu beleuchten und zu vertiefen. So erinnerte er daran, mit der Taufe die Menschen von Gott berufen seien, mit Kraft, Liebe und Besonnenheit diese Botschaft ins Leben hinauszutragen. Dies müsse aber, so die klare Forderung des Landesbischofs, ohne Fanatismus oder gar Hass geschehen. In der göttlichen Botschaft stecke die enorme Kraft des Lebens, die auf die Urentscheidung Gottes zurückgehe, bewusst ja zu sagen zu dieser Welt. So dürften die Menschen gerade in der Welt von heute nicht stumm bleiben, sondern müssten offen zu ihrem Glauben stehen. „Haben Sie als Christ Mut und bekennen Sie sich voll Freude zu Gott“, so der abschließende Appell von Landesbischof Dr. Ulrich Fischer, den christlichen Glauben im täglichen Leben bewusst zu leben.
Es war ein beeindruckender Gottesdienst, der in ökumenischer Verbundenheit auch von vielen anderen Mitchristen Hockenheims besucht wurde. Gerade für die katholischen Besucher wurde das Mitfeiern zur besonderen Erfahrung, wie schlicht, verglichen mit ihren Messfeiern, ein Festgottesdienst sein kann. Kein Kirchenchor, keine festliche Orchestermusik oder gar den Raum füllenden Weihrauch. Vielmehr stand die Gemeinschaft im christlichen Glauben, mehr noch aber das Wort Gottes und dessen für den einfachen Menschen verständliche Auslegung im Mittelpunkt. Und das gab gerade diesem Gottesdienst zum Kirchenjubiläum etwas ganz Besonderes – wie auch der anschließende Empfang und die Begegnung der Gottesdienstbesucher bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen vor der nun 100 Jahre alten Hockenheimer Stadtkirche. (og)