Ausgelassene Stimmung bleibt von Rückgang verschont
05.02.05 (Hockenheim)
Weniger Teilnehmer und Zuschauer beim Hockenheimer Fasnachtszug / 27 Gruppen und 33 Motivwagen begeistert gefeiert
Die heiße Phase der kurpfälzischen Fasnacht mit ihren zahlreichen Umzügen in der ganzen Region begann am Samstagnachmittag mit dem Hockenheimer Fasnachtszug. Für die große Narrenschar im südlichen Rhein-Neckar-Kreis und viele Besucher aus dem benachbarten Bruhrain war die farbenfrohe Parade durch die Straßen der Rennstadt einmal mehr die passende Einstimmung auf die tollen Tage. Waren früher die Menschen stets in großen Scharen nach Hockenheim gekommen, war in diesem Jahr trotz des idealen Zugwetters der Andrang auffallend geringer als bisher gewohnt.Nicht nur im Bereich um die Ehrentribüne vor dem Rathaus fiel der Besucherrückgang auf, auch im weiteren Verlauf des Zugweges war deutlich das geringere Interesse am Hockenheimer Fasnachtszug zu sehen. Wieder einmal drängte sich das Gros der zum größten Teil kostümierten oder unter wilden Masken vermummten Besucher im Bereich der Hauptstraße zwischen Schwetzinger Straße und der tribünengleichen Kirchenstaffel von Sankt Georg.
Hier gab es für die rund 2000 Zugteilnehmer in 27 Gruppen und auf den 33 Motivwagen auch teilweise fast kein Durchkommen. Obwohl Polizei, Feuerwehr und die anderen Zugordner hier verstärkt eingesetzt waren, konnte der geordnete Zugverlauf nicht immer garantiert werden. Hinzu kam, dass sich vor allem vor der Kirchenstaffel die Gruppen und Musikkapellen gerne dem großen Publikum präsentierten und die ausgelassene Stimmung in diesem Bereich genossen.
Die Folge waren so des Öfteren Zugunterbrechungen, die mitunter zu langen Wartezeiten für die Zuschauer entlang des weiteren Zugweges führten. Da halfen auch keine mahnenden und drängenden Aufforderungen des Zugkommentators Uwe Bär.
Vermisst wurde der neue Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer, der einen Aufenthalt am Bodensee dem närrischen Treiben in seiner Stadt vorzog und damit für gewisse Verwunderung auf der Ehrentribüne sorgte. Vertreten wurde das Stadtoberhaupt bei seinem ersten Fasnachtszug von seinem ersten Stellvertreter, Stadtrat Ernst Bohrmann. Dieser nahm mit den geladenen Gästen souverän die große, mehr als zweistündige Narrenparade vor dem Rathaus ab.
Der närrische Lindwurm wurde auch in diesem Jahr wieder von Zugmarschall Werner Benz in seinem Cabrio angeführt. In bunter Reihe folgten die vielen Fußgruppen und Motivwagen sowie die Garden und Prunkwagen der Karnevalsvereine. Die Zahl der Musikkapellen, Fanfarenzüge und Guggenmusiken fiel in diesem Jahr mit zehn Gruppen deutlich geringer aus als in den Vorjahren, als noch bis zu 21 Kapellen für Stimmung im Zug und in den Straßen sorgten.
Aus Hockenheim natürlich mit dabei die weiß-blauen Landsknechte vom Fanfarenzug der Rennstadt, die HSV-Musikkapelle „Blaue Husaren”, die Stadtkapelle und die Guggemusik der „Hoggema Ringdeifel“. Die Teilnahme der „Altlossema Rhoigeischda” und die Ketscher „Hewwlguggler“ wurde ebenso begeistert aufgenommen wie die der Guggemusik der Hexenzunft Albstadt und der „Karpfenstecher Guggies“ (Rheinhausen) sowie der „Kurpfälzer Trabanten“ und der „Kirchheimer Sensedengla“ aus Heidelberg. Dass sie alle so ihre Probleme mit viel zu lauten Lautsprecheranlagen auf den Motivwagen hatten, verstanden viele Zuschauern nicht, und die meisten Kapellen weigerten sich, direkt hinter besagten Wagen zu laufen. Die Folge war auch hier, dass es immer wieder zu deutlichen Zugunterbrechungen kam. Auffallend, dass immer mehr Motivwagen mehr auf lautstarke Musik und wild hüpfende Besatzungen Wert legen als auf Themen und Gestaltung.
Für farbenfrohe, bizarre und einfallsreiche Kostüme, die einem Fasnachtszug ein buntes und fröhliches Aussehen geben, sorgten wieder vor allem die Gruppen aus Kirrlach, Waghäusel, Wiesental oder Oberhausen. Und der Brauchtumsfasnacht hatten sich zwei Gruppen verschrieben: die „Roihaiser Waldhexe“ aus dem benachbarten Bruhrain und die Hexenzunft aus dem schwäbischen Albstadt.
Aus Hockenheim beteiligten sich bei den Wagen der VfL („König Fußball und die Schiri“), die Magic Dreams („Reformzirkus macht Bürger zum Affen“), die Alten Gaussianer auf Abwegen („Schlaubi-Schlumpf im Kessel gahrt, weil Deutschlant an der Billdung spart“), die Junge Union („Wir haben schon Umweltpolitik gemacht, als andere noch Häuser besetzt haben“), die DJK („Bald ist das Eismeer viel zu warm, da muss der Eisbär Schlauchboot fahr’n“), die Festimobilfamilie Spahr („Rock Pur“), die Gruppe ABI’92 („… und wenn das achte Lichtlein lacht, heißa dann ist Fasenacht“) und die KJG („11 Jahre dabei, die Jugend der Pfarrei“).
Bei den Fußgruppen zeigten sich die Magic Dreams, die Junge Union, die DJK, die Festimobilfamilie Spahr und die KJG in Begleitung ihrer Motivwagen aktiv.
Aus der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim waren der „Dunnaschsdagstreff“ und der Motivwagen von Thomas Zieger aus Altlußheim, der Motivwagen von Jens Krawczyk aus Neulußheim sowie die Rhein-Neckar-Bandits aus Reilingen dabei.
Die beiden Carnevalsgesellschaften der Rennstadt sorgten mit ihrem Weiß-Blau und Rot-Weiß der Garden für abwechslungsreiche Farbtupfer in der bunten Vielfalt der Narrenschar. Mit dabei auch der KV „Die Käskuche“ aus Reilingen mit Prinzessin Angie I., das Altlußheimer Fasnachts-Komitee „Die Luxe“ mit Luxina Tanja I., die „Kollerkrotten“ aus Brühl mit ihrer Prinzessin Sandra II., die KG „Knowlichzeha“ aus Oberhausen, die Schwetzinger Carneval Gesellschaft, die Rohrhöfer „Göggel“ mit Prinzessin Stefanie I., der KV „Kurpfälzer Trabanten“ aus Heidelberg, der C.C. Grün-Weiss Oftersheim mit Prinzessin Jessica I., die „Narhalla“ aus Ketsch mit Prinzessin Jacqueline I. sowie der Plankstadter Carneval-Club.
Bei all der Freunde und Stimmung in den Straßen wurde wieder deutlich gespart. Anders als beim früher üblichen Bonbonregen wurden die Süßigkeiten und Werbegeschenke diesmal sehr „wohldosiert” verteilt, was die einst große Schar der Gutselkinder mit ihren Tüten deutlich reduzierte. Dennoch erlebte die Rennstadt auch in diesem Jahr einen Fasnachtssamstag mit Narretei und guter Laune und feierte (fast) wie gewohnt seine Fassenacht.
© Schwetzinger Zeitung – 7. Februar 2005