Burg Wersau wird zur Schaustelle
13.05.13 (Reilingen)
Reilingen jetzt offiziell einer der rund 50 Korrespondenzorte der großen Wittelsbacher-Ausstellung in Mannheim, Speyer und Erbach
Eigentlich weiß man es bereits seit vielen Jahren – nur so richtig ins Bewusstsein ist es einem noch nicht gekommen: Reilingen ist – historisch betrachtet – ein echtes Wittelsbacher-Dorf! Heute meist als bayerisches Herrschergeschlecht bekannt, regierten die Wittelsbacher aber auch über Jahrhunderte in der Kurpfalz. Im Jahre 1214 hatte der Staufer Friedrich II. die Pfalzgrafschaft bei Rhein der bajuwarische Adelsfamilie übertragen. Was folgte war eine klassische Aufsteigergeschichte: 600 Jahre lang regierten die Wittelsbacher die Pfalz. Als Ludwig der Kelheimer 1214 als Erster aus dem Geschlecht der Wittelsbacher mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt wurde, gab es Reilingen (offiziell) noch gar nicht – wohl aber die Burg Wersau. Und damit beginnt eigentlich auch die gemeinsame Geschichte des bekannten Herrschergeschlechtes und der heutigen Spargelgemeinde. Bis zum Untergang der Kurpfalz als Kurfürstentum im Jahr 1803 (die linksrheinische Pfalz gehörte noch bis 1918 zum Königreich Bayern der Wittelsbacher) war Reilingen rein staatsrechtlich betrachtet im Besitz dieses bedeutenden Adelsgeschlechts. Die Burg Wersau wurde in den Jahrhunderten als Festung, Zoll- und Geleitburg, Jagdschloss, Witwengut oder auch als Kellerei (Verwaltungssitz), Meierei und Schlossmühle genutzt. Daher ist nachvollziehbar, dass sich im Schutz der Burg bereits früh Menschen ansiedelten. Als Bauern waren sie für die Versorgung der Burganlage mit Nahrungsmittel zuständig, mussten Frondienste leisten oder wurden als Soldaten eingesetzt. Mit der Zeit entstand so ein kleines Dorf, das im Jahr 1286 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Heute kann aber davon ausgegangen werden, dass dieser Ort bereits schon viel früher besiedelt wurde.
In Erinnerung an die Zeit der Wittelsbacher am Rhein wird 2013/2014 in der Metropolregion von gleich drei Bundesländern dieses historische Jubiläum gefeiert. Die einst kurfürstliche Residenzstadt Mannheim und die Rhein-Neckar-Region sind Gastgeber für Geschichtsinteressierte aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Aus über 600 Jahren Kulturgeschichte haben sich zahlreiche „Schätze“ erhalten, die an verschiedenen Ausstellungsorten zu einem einmaligen Ensemble zusammengeführt werden. Somit feiert die ganze Region das Wittelsbacherjahr und stellt die Geschichte der bedeutenden Herrscherdynastie an den originalen Schauplätzen in einer der attraktivsten Gegenden Deutschlands vor.
Dass nun auch Reilingen zu den auserwählten „Geschichts-Orte“ im Wittelsbacherjahr zählt, ist vor allem den archäologischen Ausgrabungen im Bereich der Burg Wersau zu verdanken. Die Koordinatoren der Jubiläumsveranstaltung in den Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim sehen in der „Burg unter der Grasnarbe“ eine einzigartige Gelegenheit, einen ganz besonderen Blick in die regionale (Bau-)Geschichte der Wittelsbacherzeit werfen zu können. Daher wurde Reilingen auf Initiative der „Freunde Reilinger Geschichte“ auch in die Liste der Jubiläumsorte aufgenommen, die jetzt offiziell zu den rund 50 Korrespondenzorten zur großen Wittelsbacher-Ausstellung in Mannheim, Speyer und Erbach gehören. Für Philipp Bickle, Hella Müller und Otmar Geiger ist dies zugleich auch eine Bestätigung der intensiven Forschungsarbeiten und der umfangreichen Aktivitäten des Arbeitskreises Wersau des Heimatvereins. Noch wird an einem attraktiven Besucherangebot gearbeitet, denn schließlich soll sich der Bereich der Burg Wersau und ehemaligen Schlossmühle im Wittelsbacherjahr und darüber hinaus den Besuchern als lebendige „Schaustelle“ präsentieren: Ein Ort voller Geschichte und Geschichten in einer historisch und ökologisch wertvollen Landschaft. Und das ist im vielfältigen Angebot zum Wittelsbachjahr einzigartig und daher besonders reizvoll – auch für die Besucher aus nah und fern.
Mehr zum Wittelsbacherjahr 2013/2014 unter www.wittelsbacher2013.de