* Das Geheimnis des Erfolges ist die einfache Vielfalt
21.08.07 (Hockenheim)
MGV Eintracht hatte zum 37. Schlacht- und Siedlerfest in den „Siegelhain“ eingeladen / Ein Ausflug in die landschaftliche Idylle der Rheinniederung / Auch ein Fest der Sänger
Es klingt nach einer Binsenweisheit, aber das vergangene Wochenende bewies einmal mehr, dass es zwar viele Wald-, Wiesen- oder Hoffeste gibt, aber nur wenige Veranstaltungen, die das Worte „Fest“ in seinem ureigenen Sinn auch wirklich verdienen. Als echte Traditionsveranstaltungen erfreuen sie bereits seit Jahrzehnten die Menschen und haben es damit geschafft, sich nicht nur über Generationen hinweg zu halten, sondern auch immer wieder neue Freunde zu schaffen. Zu diesem besonderen Kreis der (Volks-)Feste gehört in der Region zwischen Rhein und Neckar mit Sicherheit das Siedlerfest des MGV Eintracht. In diesem Jahr zum 37. Mal in Folge veranstaltet, lockte das urige Schlachtfest einmal mehr die Besucher in großen Scharen an.
Was nun den legendären Ruf dieses Festes ausmacht, lässt sich nicht so einfach sagen. Die Auswahl der Speisen und Getränke hebt sich von vergleichbaren Veranstaltungen nur wenig ab, die Sitzgelegenheiten auf den typischen Brauereibänken sind so hart und unbequem wie überall landauf, landab. Und der Weg dorthin ist weit, zumindest zu Fuß nicht so einfach in wenigen Minuten zu erreichen. Warum aber zieht gerade das Siedlerfest bereits seit Anbeginn die Besucher so magisch an? Das Geheimnis dürfte die außergewöhnliche Lage, das Umfeld und vor allem die Art sein, wie und wo das Fest im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert wird. Wer den MGV Eintracht besuchen möchte, muss sich regelrecht auf den Weg machen – und zwar weit vor die Toren der Rennstadt: Nämlich dorthin, wo einem bewusst wird, dass auch die Große Kreisstadt irgendwie am Rhein liegt. Wer nach altem Hoggemer Brauch mit dem Fahrrad den landwirtschaftlich geprägten Stadtteil Siegelhain erreicht, kann sich bereits auf der Hinfahrt an der besonderen Stimmung der Landschaft erfreuen. Vorbei an bereits abgeernteten Äckern, vollen Mais- und Tabakfeldern führt der Weg in eine bildhübsche Siedlung mit duftenden Bauerngärten voll von Kräuter und Gemüse, Blumen in allen Farben und vollhängenden Apfel-, Birnen oder Zwetschgenbäume. Der von Weitem schon wahrnehmbare Geruch von Sauerkraut weist dann auf den letzten Metern den Weg in die große Maschinenhalle des Hofgutes der Familie Schmitt, wo das Siedlerfest seit vielen Jahren seine Heimat hat. Einen freien Platz zu finden, ist gerade in den Samstagabendstunden und am Sonntag um die Mittagszeit gar nicht so einfach. Aber gastfreundlich wie die Kurpfälzer nun mal sind, wurde auch an den beiden letzten Tagen einfach noch „ä Stickel mehr zusammegeruckt“ – und schon hatte man seinen Platz gefunden. Das Sauerkraut von Bruno Eichelberger entschädigte zusammen mit dem dampfenden Wellfleisch von den frisch geschlachteten Schweinen des Hofes Schmitt nicht nur für die Strapazen der Anfahrt, sondern machte zugleich auch Appetit, oder wenigstens Gelüste, auch noch die hausmacher Grieben- und Leberwurst, die groben Bratwürste oder den Wurstsalat zu probieren.
Da das Siedlerfest traditionell auch ein Fest für Sänger ist, waren am gestrigen Sonntag auch viele Abordnungen benachbarter Chöre zu Gast. Der Männerchor der Hockenheimer Liedertafel hatte unter der Leitung von Wilhelm Weimar die Aufgabe übernommen, den beliebten Frühschoppen gesanglich zu umrahmen. Spätestens beim abschließend vorgetragenen „Badner Lied“ stimmten nahezu alle Anwesenden mit ein, so dass die Veranstaltung, zumindest für die paar Strophen, auch zu einem echten Sängerfest wurde. Bereits am Samstagabend hatte die Kultformation „Black & Wine“ (Harald Wein und Burny Schwarz) bereits mit ihrer unterhaltsam-flotten Partymusik für gute Unterhaltung gesorgt und so auch zum Gelingen des Festes beigetragen.
Wer aber am gestrigen Sonntag trotz des sonnigen Sommerwetters nicht allzu früh aufstehen wollte, der fand am Nachmittag eine reich gedeckte Kaffeetafel vor. Dass es dabei gar nicht so einfach war, den passenden Kuchen zu finden, lag einmal mehr an der großen Vielfalt der selbst gebackenen Leckereien.
Letztendlich ist das Fest wohl auch deshalb eine weithin beliebte Kultveranstaltung, weil es der Eintracht-Vorsitzende Siegfried Zahn (wie auch all seine Vorgänger) es zusammen mit den vielen Helferinnen und Helfer es immer wieder schafft, mit viel Fleiß und Engagement dank der besonderen landschaftlich und landwirtschaftlichen Umgebung selbst einfache Bratwürste und Obstkuchen zu einem besonderen Leckerbissen werden zu lassen. Wohl das entscheidende Geheimnis für den jahrzehntelangen Erfolg des Schlacht- und Siedlerfestes des MGV Eintracht. (og)