Der Staat muss schlanker werden
17.01.97 (* Lokalreporter-Archiv)
Neue Aufgaben für das Forstamt Schwetzingen / Noch keine endgültige Entscheidung getroffen
Der Staat muß schlanker werden, Ämter und Dienststellen sollen auch in ganz Baden-Württemberg reduziert werden. Das Ziel der Landesregierung ist es, mit der Schließung ganzer Verwaltungsapparate die Kosten zu senken. In den zuständigen Gremien ist man sich seit einiger Zeit darüber einig, daß auch 27 der 190 staatlichen Forstämter geschlossen werden müssen. Lange Zeit hing auch über dem Forstamt in Schwetzingen das Damoklesschwert, denn niemand wußte genau, was die Zukunft bringen wird. Jetzt kann man aber im barocken Forstamtsgebäude neben dem Ysenburgischen Palais aufatmen, denn ein verwaltungsinterner Vorschlag der Forstdirektion in Karlsruhe stärkt dem Forstamt den Rücken. Sollte die Landesregierung in Stuttgart jetzt nicht noch anders entscheiden, wird das Staatliche Forstamt Schwetzingen erhalten bleiben.
Im zuständigen Ministerium in Stuttgart ist man sich der Sache fast ebenso sicher wie in der Forstdirektion in Karlsruhe. Abteilungsdirektor Werner Püttmann bestätigte unserer Zeitung, daß das Forstamt Schwetzingen nicht auf der Liste der zu schließenden Forstämter stehen würde. Den verwaltungsinternen Vorschlag habe man am 13. Januar 1997 dem Kabinett zur Anhörung vorgelegt und von dort keine ablehnende Meinung erhalten.
Bis zum 14. März 1997 seien nun alle waldbesitzenden Gemeinden und Privatpersonen aufgefordert, ebenfalls ihre Meinung zum Neuzuschnitt der Forstamtsbereiche abzugeben. Neben den Waldbesitzern sollen aber auch noch alle Städte und Gemeinden befragt werden, auf deren Gemarkung sich Wald befindet. “Es soll eine umfassende und breite Einbindung der Bürger und aller Betroffenen bei der Entscheidungsfindung geben”, betonte Püttmann und verwies darauf, daß die Forstdirektion Karlsruhe bereits für Nordbaden einen Vorschlag erarbeitet habe, um die Forstämter in ihrem Bereich optimal zu organisieren. Sollten diese Planungen die Zustimmung der Landesregierung finden – und davon geht man im Ministerium und der Forstdirektion aus -, würde das Schwetzinger Forstamt zu einem der größten Forstämter in ganz Baden-Württemberg werden.
Wie Frieder Kurtz, Abteilungsleiter Organisation und Personal bei der Forstdirektion in Karlsruhe, jetzt auf Anfrage erklärte, würde der Forstamtsbezirk auf jeden Fall um die Gemarkungsbereiche der Gemeinden Reilingen und St. Leon-Rot erweitert werden. Neu hinzu kommt dann auch noch der gesamte Bereich der Stadt Mannheim. Damit würde sich zukünftig der Schwetzinger Forstamtsbezirk von der hessischen Grenze im Norden bis zum Landkreis Karlsruhe im Süden erstrecken. Und sollten sich jetzt noch weitere Gemeinden einer Betreuung ihrer Gemeindewälder durch das Forstamt Schwetzingen zustimmen, könnte sich der Amtsbereich noch um einige Quadratkilometer vergrößern.
Frieder Kurtz betonte aber, daß bis jetzt noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei. Sobald aber die Landesregierung und der Landtag dem Verwaltungsentwurf zugestimmt haben, könne man auch daran gehen, die Reviereinteilungen vorzunehmen. So dürfe man mit Sicherheit davon ausgehen, daß die bisherigen Forstdienststellen vergrößert werden.
Für den Leiter des Forstamtes Schwetzingen, Oberforstrat Bernhard Reuter, wäre die geplante Verwaltungsreform eine logische Entscheidung, die Bereiche eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der Rheinniederung wieder zusammenzuführen. Bereits in der kurpfälzischen Vergangenheit war das heutige Forstamt am Rande des Schloßgartens Sitz der “Churfürstlichen Oberjägermeisters”. Dieser hatte damals ganz andere Aufgaben, denn die Wälder hatten damals vor allem der Jagd als liebste Freizeitbeschäftigung des Hofstaates zu dienen. Eine geregelte Forstwirtschaft im heutigen Sinne gab es nicht. Erst um 1800 besann man sich der anderen Aufgaben des Waldes und führte vor 180 Jahren mit der ersten Forsteinrichtung eine Inventur der Schwetzinger Hardt durch. In den alten Akten im Forstamt ist zu lesen, daß der Wald damals “total zerstöret” gewesen sei ob der dort herrschenden Viehwirtschaft und der intensiven Holznutzung der Hardtwalddörfer.
Weder in Stuttgart noch in Karlsruhe ist man sich sicher, wann genau die Reform greifen wird. Sicher sei bisher nur, daß die Neuorganisation der Forstämter bis zum Beginn des Fortwirtschaftsjahres 1998/99 am 1. Oktober 1998 abgeschlossen sein muß. Sollten die Entscheidungen jetzt ohne Probleme getroffen werden können, würde einer Neuordnung zum 1. Oktober 1997, so Abteilungsleiter Kurtz von der Forstdirektion, auch nichts im Wege stehen.
Oberforstrat Bernhard Reuter ist mit seinen Revierförstern und Mitarbeitern in der Verwaltung jedenfalls auf die Veränderungen vorbereitet. “Die wichtigste Aufgabe des Waldes ist in einem solchen Ballungsraum vor allem die Erholungsfunktion”, umschreibt Oberforstrat Reuter die mögliche “Herausforderung Mannheim”. Für ihn ist wichtig, daß der Standort Schwetzingen erhalten werden konnte und will nun in Ruhe die Entscheidung in Stuttgart abwarten. (og)