"Des war widder mol so arg schee!"
14.05.06 (Hockenheim)
31. Hockenheimer Mai als das wohl hoggenermeriste Fest aller Hockenheimer Feste / Eindrücke von einem ganz besonderen Straßenfest
Der Hockenheimer Mai gehört noch immer zu den attraktivsten und beliebtesten Straßenfeste weit und breit. Auch zu seiner 31. Auflage strömten die Besucher in großen Scharen in die Rennstadt, bummelten den ganzen Tag über durch das Festgelände, nutzten die vielen Einkehrmöglichkeiten in den Straußwirtschaften oder erfreuten sich in einem der Straßencafés am bunten Treiben. Mit dem Maidorf wurde die Traditionsveranstaltung nicht nur um eine Attraktion bereichert , sondern zugleich auf einen zweiten Tag verlängert. Der Erfolg des, je nacht Auffassung, größten Hockenheimer Bier- oder Weingartens sorgte bei den Festorganisatoren von Verkehrsverein und Stadtverwaltung für freudige Gesichter. Wie seit vielen Jahren eigentlich schon gewohnt, sorgte die offizielle Eröffnung des Straßenfestes für kurze Aufmerksamkeit. Die vielen Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, öffentlichem Leben, Schulen und Kirchen trafen sich einmal mehr an der Bühne am Rathaus, wo sie von Oberbürgermeister Dieter Gummer begrüßt wurden. Traditionsbewusst auch die musikalische Umrahmung durch den Fanfarenzug der Rennstadt, sowie der Festbieranstich durch das Stadtoberhaupt. Ob der OB zuvor heimlich ein Trainingslager besucht oder die Braumeister von der Hausbrauerei im Stadtpark das Fass mit dem eigens gebrauten Straßenfestbier für diesen sonst schäumenden Akt präpariert hatten, war nicht zu erfahren. Der Zapfen jedenfalls saß bereits nach einem leichten Schlag fest im Spund, so dass kein Tropfen des edlen Gebräus aus der Hockenheimer Kultbrauerei verloren ging. Bereits zu diesem Zeitpunkt ließ sich erahnen, dass das Wetter wider aller Vorhersagen doch zum Erfolg des Straßenfestes beitragen würde. Das hoffnungsfrohe „Hinner Speyer bleibt’s hell!“ machte immer wieder die Runde – und tatsächlich, es waren wirklich nur ein paar wenige himmlische Spritzer zu verspüren, die aber weder das Bier noch die gute Laune verwässern sollten.
Beim Bummel durch das Festgelände brauchte sich eigentlich niemand davor zu fürchten, beim Hockenheimer Mai verhungern oder gar verdursten zu müssen. Dem Steak-Bratwurst-Einerlei längst entwachsen wurde von den Vereinen und Institutionen eine derart attraktive gastronomische Vielfalt angeboten, die dem Festbesucher auch in diesem Jahr eine schnelle Entscheidung nicht gerade leicht machte. Eigentlich kannten an den beiden Tagen nur der Magen und der Geldbeutel die wahre Grenze. Die ausländischen Mitbürger, längst in den Hockenheimer Mai integriert, boten mit ihren Spezialitäten wahre Alternativen und wer es lieber traditionell mochte, der hatte in den russischsten aller Hockenheimer Eiern wie zu Festhallenzeiten sein Lieblingsgericht. Zur nachmittäglichen Kaffeezeit lockten leckere Kuchen ebenso wie dampfende Waffeln oder andere Leckereien. Auch hier schien es für die Kreativität keine Grenzen zu geben.
Kein Wunder also, dass sich so mancher nur kurz geplanter Bummel viel länger dahinzog.
Selbst wenn man nichts essen oder trinken wollte, bot das Straßenfest zahlreiche Möglichkeiten, genügend Geld für Kunst, Kitsch und verschiedene Handelswaren auszugeben. Und da auch in diesem Jahr die Hockenheimer Autohäuser ihre neuesten, attraktivsten und glänzendsten Modelle auf dem Marktplatz geparkt hatten – wurde bei guter Nachfrage vielleicht auch so mancher automobiler Traum wahr.
Eng ging es auch im Bereich des Flohmarktes in der Otto- und Rathausstraße zu. Die Speicher und Kinderzimmer der Rennstadt schienen an diesem Tag geplündert worden zu sein, denn es gab wohl nichts, das nicht irgendwo an einem Stand gefunden werden konnte. Und mittendrin die Klasse 8a der Theodor-Heuss-Realschule, die ein ganz besonders attraktives Angebot zum Hockenheimer Mai mitgebracht hatte – und für viel Aufmerksamkeit unter den Festbesuchern sorgte. Im Rahmen eines Unterrichtprojektes hatten sie nämlich einen Hörrundgang durch den Schwetzinger Schlossgarten erarbeitet. Eine faszinierende Art, das zukünftige Weltkulturerbe einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
Für Aufmerksamkeit sorgten aber auch die Stände der Partnerstädte Commercy und Hohenstein-Ernstthal, der Hockenheimring zeigte ebenso Flagge wie die Initiative Pro Hockenheimring, der Kinderschutzbund bot zusammen mit dem Pumpwerk-Team wieder ein abwechslungsreiches Programm für die jungen Festbesucher, ebenso wie die Kleinkünstlern von Magic Dreams. Und die Aktionen der Rotarier lockten nicht nur viele Besucher und Neugierige an, sondern sollten letztendlich auch einen finanziellen Ertrag für die Hockenheimer Kindergärten erbringen.
Wer die gesamte Vielfalt und die unglaublichen Möglichkeiten eines Straßenfestes in der kurpfälzischen Provinz wirklich bis ins Detail auskosten wollte, musste auch zum 31. Hockenheimer Mai wieder viel Zeit mitbringen. Letztendlich eine gute Investition, denn wohl nirgends trifft man schließlich so viele Freunde, Nachbarn, Bekannte oder ehemalige Schulkameraden wie bei diesem hoggenermeristen Fest alle Hockenheimer Feste. „Des war widder mol so arg schee“, so der kurze, aber alles sagende Kommentar einer in Sachen Straßenfest erfahrenen Hockenheimer Seniorin aus der Schulstraße, dem wohl nichts mehr hinzuzufügen ist. Oder?