Die Kosten des Theaterbaus explodieren
18.12.19 (Burgen & Schlösser)
Rokokotheater im Schloss Schwetzingen ein kostbarer Ort
Überraschung zum Jahreswechsel: Am 30. Dezember 1752 stellte man fest, dass die Kosten für den Bau des Schlosstheaters um knapp 400 Prozent gestiegen waren – innerhalb von sieben Monaten! Das berühmte Rokoko-Theater ist eines der Gebäude am nördlichen Zirkelbau im Schlossgarten Schwetzingen. Die Geschichte hört sich ganz aktuell an – und gehört doch ins 18. Jahrhundert, als in Schwetzingen noch Kurfürst Carl Theodor seine Sommer verbrachte. Nicolas de Pigage (1723–1796), in Lothringen geboren, war der Architekt des Schlosstheaters. Er studierte in Paris an der Académie Royale d’Architecture. Nach Aufenthalten in Frankreich, England, Italien und den Niederlanden kehrte Pigage in seine Heimatstadt Lunéville zurück. Hier war er vermutlich für den polnischen Exilkönig Stanislaus I. Leszczynski tätig. Auf Empfehlung kam Pigage 1749 als „Intendant dero Gärthen und Wasserkünste“ in die Kurpfalz, um für Kurfürst Carl Theodor den Neubau von Schloss Schwetzingen zu planen. Dieser wurde aber zugunsten der Errichtung von Schloss Benrath bei Düsseldorf aufgegeben.
Pigages Arbeitsplatz lag 20 Jahre lang weit entfernt von Schwetzingen am Niederrhein. In Schwetzingen machte der „Oberbaudirektor“ 1752 durch den Bau des Rokoko-Theaters im nördlichen Zirkelgebäude schließlich von sich reden.
KOSTENEXPLOSION BEIM THEATERBAU
Nicolas de Pigage schuf mit dem Rokoko-Theater von 1752 bis 1753 sein erstes Meisterstück in Schwetzingen. Am 20. Mai 1752 stellte Nicolas de Pigage die Kosten für den Neubau des Theaters zusammen, die sich zu diesem Zeitpunkt auf 5.900 Gulden beliefen. Durch mehrmalige Änderung der Pläne explodierte allerdings die Kalkulation. In einem Dokument, das auf den 30. Dezember des gleichen Jahres datiert ist, wurden „Sämtliche Kösten Betrag des Neuen Comedienhauses“ mit 22.790 Gulden und 42 Kreuzern berechnet – eine Überraschung zum Jahresende. Das Theater des Kurfürsten sollte nach den neuesten Erkenntnissen der Architekturtheorie des18. Jahrhunderts als modernes Rangtheater erbaut werden und das hatte natürlich seinen Preis.
KOSTBARER ORT BIS HEUTE
1770 erhielt der Theaterraum eine Renovierung und Neufassung in zurückhaltenden Grautönen – typisch für den frühklassizistischen Stil. Der original erhaltene Zuschauerraum ist heute mit einer Bestuhlung von 1937 versehen – aber bietet ansonsten das authentische Bild eines intimen Schlosstheaters aus dem 18. Jahrhundert. Die angrenzenden Säle mit ihren hohen Fenstertüren dienen immer noch als Foyer und Wandelhalle. Die Kostenexplosion von 1752 ist heute längst vergessen. Für viele Menschen bietet der Besuch im Schlosstheater Schwetzingen ein grandioses Erlebnis, ob bei den hochkarätigen klassischen Konzerten oder Opernaufführungen auf der historischen Bühne oder neuen Veranstaltungsformaten. Das Schlosstheater ist längst von einer Kostspieligkeit des Kurfürsten zur Kostbarkeit geworden, von allen geliebt und besucht.
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN
Schloss: Mo-So, 9:00 bis 16:30 Uhr
Schlossgarten: 9:00 bis 17:00 Uhr, letzter Einlass 16:30 Uhr
Das Rokoko-Theater ist nur im Rahmen einer Sonderführung zu besichtigen:
VORHANG AUF! BESICHTIGUNG DES HISTORISCHEN SCHLOSSTHEATERS
Referent: Dr. Ralf Wagner, Katja Nowotny, Alexandra Großhans, Dirk Hillemann oder Martin Griffiths
TERMINE
Samstag, 4. Januar 2020 | 14.00 Uhr
Samstag, 22. Februar 2020 | 14.00 Uhr
Samstag, 7. März 2020 | 14.00 Uhr
Samstag, 13. Juni 2020 | 16.00 Uhr
Samstag, 25. Juli 2020 | 16.00 Uhr
Samstag, 15. August 2020 | 16.00 Uhr
Samstag, 19. September 2020 | 16.00 Uhr
DAUER: 1,5 Stunden
TREFFPUNKT: Foyer im Nördlichen Zirkel
KARTENVERKAUF: Schlosskasse Schwetzingen
PREIS:
Erwachsene 12,00 €
Ermäßigte 6,00 €
Familien 30,00 €
HINWEIS:
Teilnehmer: max. 25 Personen.
INFORMATIONEN
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
Schloss Mittelbau
68723 Schwetzingen
Service-Center Telefon +49(0)62 21.65 888 – 0
Telefax +49(0)62 21.65 888 – 18
service@schloss-schwetzingen.com
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