Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Die Quadratur in Mannheims „guter Stubb“

23.11.96 (Städte & Gemeinden)

Wer Mannheim, die Metropole der Kurpfalz, als Stadt der Quadrate
mit ihren Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler kennenlernen
möchte, begibt sich am besten auf Schusters Rappen. Es sollte
aber gutes Schuhwerk sein, denn drei Kilometer Straßenpflaster
müssen schon bewältigt werden.

Am besten beginnt man den Stadtrundgang am ehemaligen
Kurfürstlichen Schloß. Es wurde in den Jahren 1720 bis 1760
erbaut und ist die größte geschlossene Barockanlage Deutschlands.
Der Schloßhof wird vom prächtigen Mittelbau beherrscht. Hier
befindet sich mit dem Rittersaal einer der am schönsten
restaurierten Repräsentationsräume im Schloß.

Beim Verlassen des Schloßhofes sieht man linkerhand die
Schloßkirche. Ihr barockes Giebelrelief stammt von Paul Egell. In
der Krypta befinden sich die Sarkophage von Kurfürst Carl Philipp
und seiner dritten Gemahlin Violante Theresia.
Nach Überqueren der vielbefahrenen Bismarckstraße erreicht man
das Palais Bretzenheim, in dem die Geliebte von Kurfürst Carl
Theodor residierte. Das 1771 bis 1788 erbaute Palais erhielt die
Gräfin bürgerlicher Herkunft zum Geschenk.

Hinter dem Palais, heute Sitz der Rheinischen Hypothekenbank,
biegt man rechts ein und erreicht den Schillerplatz mit dem
Schillerdenkmal von Carl Cauer (1861). An diesem Platz stand das
im Zweiten Weltkrieg zerstörte Mannheimer Nationaltheater.
Der Platz wird aber von dem mächtigen Kuppelbau der
Jesuitenkirche, der bedeutendsten Barockkirche
Südwestdeutschlands, überragt. Von 1733 bis 1760 erbaut, wurde
das Gotteshaus im letzten Krieg schwerst zerstört. Erst 1996
konnte die Renovierung des barocken Hochaltares abgeschlossen
werden.
Hinter der Kirche, durch die „Kalte Gasse“ zu erreichen, liegt
die ebenfalls barocke Kurfürstliche Sternwarte (1722 bis 1774),
in deren achteckigen Turm sich heute Künstlerateliers befinden.

Am Quadrat B 5 vorbei führt der Weg zum Zeughaus (1777 bis 1779).
Es ist der letzte große Monumentalbau aus der Kurfürstenzeit und
beherbergt heute die Kunst und Stadtgeschichtlichen Sammlungen
des ReißMuseums. Gegenüber dem alten Prachtbau liegt der Neubau
für die Archäologischen und Völkerkundlichen Sammlungen des
Museums. Die Verbindung zwischen Alt und Neu stellt das
restaurierte VeteranenDenkmal dar. Am Neubau des ReißMuseums
vorbei gelangt man zum Rathaus in E 5. An seiner Westseite steht
die schlichte Bürgerhospitalkirche, ein spätbarocker Saalbau
(1786 bis 1787).

Am Quadrat F 5 angelangt, biegt der Rundweg nach rechts ab. Am
1987 eingeweihten neuen Jüdischen Gemeindezentrum in F 3 vorbei
gelangt der Spaziergänger zum Marktplatz, in dessen Mitte der
restaurierte Marktbrunnen wieder frisches Wasser spendet. Die
Figurengruppe aus hellem Sandstein hat 1719 Peter van den Branden
geschaffen. Ursprünglich die vier Elemente darstellend, wurden
die Brunnenfiguren von Brandens Sohn Matthäus 1769 zu einer
Allegorie der Stadt Mannheim umgestaltet.

Die Südseite des Marktplatzes wird vom Doppelbau der Pfarrkirche
St. Sebastian und dem Alten Rathaus beherrscht, in dem heute das
Standesamt untergebracht ist. Dieser in der für Mannheim
typischen Doppelbauweise mit zentralem Turm errichtete Bau (1700
bis 1723) ist das älteste aus der Kurfürstenzeit erhaltene
Bauwerk.

Über die Fußgängerzone führt der Weg zur Konkordienkirche, einem
Doppelflügelbau, der 1685 für die reformierten Bekenntnisse
entstanden ist. Heute befindet sich in dem einen Flügel die
evangelische Kirche, in dem anderen die Mozartschule. Weiter geht
es durch die Quadrate, bis man am Friedrichsring dem 1955 neu
erbauten Nationaltheater gegenübersteht.

Über den Friedrichsring erreicht man den Rosengarten. Nach
Erweiterungs und Umbauarbeiten entstand 1974 aus dem
Jugendstilgebäude ein modernes Kongreß und
Veranstaltungszentrum, das sich harmonisch in das
Jugendstilensemble rund um den Wasserturm einfügt. Der nach
Plänen von Gustav Halmhuber zwischen 1866 und 1889 erbaute
Wasserturm ist das Wahrzeichen Mannheims.

Man überquert den Friedrichsplatz mit seinen Kaskaden und
Wasserspielen und gelang zum Neubau der Kunsthalle. Der dahinter
liegende Altbau aus rotem Sandstein wurde von Hermann Billing
erbaut und 1907 zum 300jährigen Stadtjubiläum eröffnet. Die
Städtische Kunsthalle kann mit bedeutenden Werken der Malerei,
Graphik und Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts aufwarten.

Einen Steinwurf vom Wasserturm entfernt, beginnen die Planken,
einst Prachtstraße, heute Fußgängerzone mit eleganten Geschäften
und vielen Straßencafés. Im Vorbeigehen sollte man einen Blick
auf das Gebäude der BadenWürttembergischen Bank im Quadrat O 4
werfen. Das prächtige barocke Bürgerhaus wurde vermutlich Mitte
des 18. Jahrhunderts erbaut. Auf dem Paradeplatz, dem Zentrum der
Innenstadt angekommen, zieht das nach Plänen des Architekten
Carlfried Mutschler entstandene neue Bürgerhaus mit seiner dem
historischen Alten Kaufhaus nachempfundene Fassade die Blicke des
Passanten auf sich.

Der Paradeplatz selbst wurde wieder zur Schmuckanlage nach
historischem Vorbild umgestaltet. Das GrupelloMonument, 1738 von
Düsseldorf nach Mannheim gebracht, steht wieder als Mittelpunkt
einer Brunnenanlage im Zentrum des Platzes. Der Rundweg führt nun
entlang der Hauptpost bis zur Ecke des Quadrats O 2, dort biegt
man links ab und überquert die Kunststraße. Nächste Station ist
das Dalberghaus im Quadrat N 3. Über der Balustrade des
dreigeschossigen Barockbaues (1733) entdeckt man eine
Marienstatue. In diesem Haus wohnte von 1782 bis 1806 der Erste
Intendant des Nationaltheaters, Heribert von Dalberg.

Über die Breite Straße geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem
Schloßhof. Wer sich aber mehr Zeit nehmen möchte, dem sei ein
kleiner Abstecher zum Neckarufer empfohlen. Dazu kehrt man nach
Umrundung der Konkordienkirche zur Fußgängerzone Breite Straße
zurück und geht weiter in Richtung Kurpfalzbrücke. Bevor man den
Kurpfalzkreisel erreicht, führt der Weg am ehemaligen Neckartor
vorbei. Der Grundriß des Stadttors ist mit andersfarbigem
Kopfsteinpflaster und mit Sandsteinquadern angedeutet, deren
größer in der Aufsicht die Vorderansicht des Bauwerks zeigt.

Beim Überqueren des Kurpfalzkreisels sieht man linkerhand am
Flußufer das Museumsschiff „Mannheim“ vor Anker liegen. Ein
Besuch auf dem restaurierten Raddampfer lohnt sich: Über 70
Schiffsmodelle stellen die Entwicklung der Rheinschiffahrt dar.
Maschinenraum und Bordküche sind im Originalzustand erhalten. Vom
Museumsschiff führt der Weg an einem alten Hafenkran aus dem
Jahre 1860 vorbei. Durch die Unterführung gelangt man auf die
andere Seite der Kurpfalzbrücke. Der Zwiebelturm jenseits des
Neckars gehört zur Alten Feuerwache. Heute ist das neubarocke
Gebäude (1912) ein Kulturzentrum mit Rock und Jazzkonzerten in
der ehemaligen Fahrzeughalle und dem Kinder und Jugendtheater
„Schnawwl“ im Turm.

Entlang dem Friedrichsring führt der Weg am Gewerkschaftshaus
vorbei zum Nationaltheater und weiter zum Friedrichsplatz. Hier
trifft er wieder mit dem Rundweg zusammen.

Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zum Zahlenspiel im Quadrat:
Die Einteilung ihrer Innenstadt nach Buchstaben und Zahlen
verdanken die Mannheimer dem Ingenieur Baumgratz. Er führte 1733
die BuchstabenZiffernKombination ein. Die heute noch
verbindliche Einteilung gilt seit 1811. Links der Breiten Straße
vom Schloß aus gesehen, liegen die „Quadrate“ genannten Baublöcke
A bis K, rechts heißen Sie L bis U. Die Hausnummern folgen
ebenfalls einem einheitlichen System, denn die Numerierung
beginnt immer an der Ecke des Häuserblocks, die dem Schloß und
der Breiten Straße zugewandt ist. Sie verläuft in den Quadraten L
bis U im Uhrzeigersinn und in den Quadraten A bis K
entgegengesetzt.

Quelle: unbekannt

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