Edigheim wechselte oft den Besitzer
09.09.98 (Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)
In einer Schenkung an das Reichskloster Lorsch wurde das heutige Edigheim als „Ottincheim“ erstmals urkundlich erwähnt. Es war am 29. Mai 772, als der freie Bauer Theutduld eine Wiese dem Kloster vermachte. In dem „amtlichen“ Dokument ist zu lesen: „In Christi Namen unter dem 4. Tag der Kalenden des Juni, im 4. Jahre des Königreichs unseres Herrn Karl, des unbesiegtesten Königs, schenke ich Theuduld und meine Ehefrau Ida für unsere Seelen an den heiligen Martyrer Gottes Nazarius, der mit seinem Leibe ruht im Rheingau im Kloster, das heißt Lauresham (Lorsch) und wir wollen, daß auf ewig geschenkt sei und bekräftigen das mit dem geneigten Willen, nämlich unsere Sache im Loddengau in der Ottincheimer Mark, eine Wiese, an dem Rheinfluß bei einer Pfütze zu lassen.“
Die Bauern und Fischer des kleinen Ortes dienten über Jahrhunderte hinweg den verschiedensten Herren und dies manchmal sogar gleichzeitig. Kein Wunder, daß dies den Menschen viele Opfer abforderte. Bekannt sind aus dem 14. Jahrhundert zunächst die Grafen von Oberstein, die „Odenkheim“ 1323 gekauft hatten. Durch eine Laufverschiebung des Rheines (um 886) lag der bisher rechtsrheinische Ort in der Zwischenzeit am linken Ufer des Stromes. Für über 340 Jahre blieben sie die Herren im Dorf, obwohl man sich bereits früh mächtige Verbündete in den Kurfürsten von Main und der Pfalz suchte.
Bereits 1275 ist für Edigheim ein eigener Schultheiß verbürgt, ab 1496 weiß man von einer Kirche. 1664 wurde der Ort
schließlich kurpfälzisch und blieb dies bis 1816, als die gesamte linksrheinische Pfalz zum Königreich Bayern kam. Das kleine Dorf entwickelte sich voran und bekam 1701 seine erste (reformierte) Schule. Eine katholische Schule wurde 1747 eingerichtet.
Wie die umliegenden Dörfer und Städte litt auch Edigheim über Jahrhunderte hinweg unter den Kriegen und Raubzügen in diesem umkämpften Landstrich. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf größtenteils geplündert und niedergebrannt. Nur fünf Familien blieben zurück. Auch der Pfälzische Erbfolgekrieg löschte 1689 das wieder aufgebaute Dorf aus.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Edigheim immer stärker zur Industriegemeinde. Die Fischerei und die Landwirtschaft verloren an Bedeutung und wurden zum größten Teil nur noch im Nebenerwerb ausgeübt. Die zahlreichen Arbeitskräfte im Ort fanden eine gut bezahlte Anstellung in der sich immer stärker entwickelnden chemischen Industrie im
benachbarten Ludwigshafen. Trotzdem wurde Edigheim nicht reich. Die Entwicklung forderte vielmehr die Gemeinde, denn für die ständig wachsende Bevölkerung mußte dringend Wohn und Schulraum geschaffen werden.
Die umliegenden Gemeinden, allen voran Frankenthal und Oppau versuchten immer wieder, das finanzschwache Edigheim einzugemeinden. Letztendlich einigte man sich nach jahrelangen Verhandlungen mit dem wohlhabenden Oppau und schloß sich am 1. April 1928 zur Gemeinde Oppau-Edigheim zusammen, der ein Jahr später die Stadtrechte zugesprochen wurden. Zuvor
aber mußte Edigheim mit weiteren Schicksalschlägen fertig werden. In der Nacht zum 30. Dezember 1882 war der Rheindamm nach plötzlich einsetzendem Tauwetter und andauernden Regenfällen gebrochen. Ein großer Teil des Dorfes wurde in kürzester Zeit zerstört. Von den 1.160 Edigheimern waren nur noch 50 im Dorf geblieben. Alle anderen waren zu Freunden und Verwandten außerhalb geflüchtet. Und am 21. September 1921 richtete die schwere Explosion bei der BASF in Oppau auch in Edigheim schwere Zerstörungen an, 29 Menschen kamen dabei um.
Die Selbstständigkeit der jungen Stadt hielt aber nicht lange, denn bereits am 1. April 1938 wurden Oppau und Edigheim nach Ludwigshafen eingemeindet. Nach den schweren Schäden des 2. Weltkrieges folgte der Wiederaufbau, der Edigheim total verändern sollte. Heute ist der Stadtteil zentraler Bildungsort für den Ludwigshafener Norden mit einer Bezirkssportanlage.