Ein Ausflug in die Kurpfalz
23.07.96 (Landschaft & Orte)
Nicht nur Mannheim oder Heidelberg selbst, auch ihre Umgebung ist
attraktiv und hat einiges zu bieten. Nur wenige Auto oder
Bahnminuten von den Schlössern entfernt, finden sich Burgen,
Dome, Schlösser, liebenswerte Städte, Rebhügel und Wälder.
Im Norden der heutigen Industriestadt Mannheim liegt die
Altrheininsel Biedensand, ein großes Naturschutzgebiet. Inmitten
eines breiten Schilfgürtels stößt man auf einen malerischen
Flachsee, das „Welsche Loch“. Seinen Namen erhielt dieser Weiher
nach dem Schiffer Welsch, der als erster wagte, die seinerzeit
ausgekolkte Rheinkehre mit ihrer reißenden Strömung zu
durchfahren. Hier haben bestandsgefährdete Wasser und Sumpfvögel
ihre Brutstätten. Vielen durchziehenden Vogelarten ist der See
ein willkommener Rastplatz. Gelbe Teichrose, Wasserkanne und
Wassernuß machen den heutigen Altrheinarm zur botanischen
Schatzkammer.
Auch im Süden der Mannheimer Gemarkung sind durch Tullas
Rheinregulierung zahlreiche Altrheinarme entstanden, die zusammen
mit mehreren Baggerseen den „Grünen Süden“ bilden. Ein
Freizeitparadies für Paddler, Windsurfer, Badenixen,
Sonnenanbeter und Angler. Auf den Hochwasserdämmen finden
Radfahrer ein ideales Wegenetz fern vom Autoverkehr. Wer mag,
kann die 40 Kilometer von Altrip über Neuhofen, Waldsee,
Otterstadt, Speyer bis Mechtersheim auch zu Fuß zurücklegen.
Vom Heidelberger Schloß blickt man herab in die Gassen der
malerischen Altstadt, die sich eng und verwinkelt am Neckarufer
hinzieht. Das in vielen Windungen zwischen den Hängen des
Odenwaldes eingegrabene Neckartal gehört zu den landschaftlichen
Kostbarkeiten der Kurpfalz und darüber hinaus.
Zur Baumblüte fährt man am besten an die Bergstraße. Hier beginnt
der Frühling früher als anderswo. Man feiert den Frühlingsanfang
entlang der burgengesäumten „strata montana“ mit
Sommertagsfesten. Im milden Klima gedeihen auch Pflanzen aus
wärmeren Zonen: Zypressen, Feigen, Pomeranzen und Zitronenbäume
kann man beispielsweise im Weinheimer Schloßgarten bewundern.
Sehenswert ist auch der Exotenwald bei Weinheim mit seinen alten
Baumriesen.
Unweit der Bergstraße liegt am Neckar die Römerstadt Ladenburg.
Aus einer keltischen Siedlung und einem römischen Kastell
hervorgegangen, war es lange Zeit Zentrum des Lobdengaus. Später
wurde Ladenburg Sitz der Wormser Bischöfe. Aus dieser Zeit ist
der Wormser Bischofshof erhalten geblieben. Zahlreiche
Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert und die Reste der
Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert mit Hexenturm und Martinstor
verleihen der kleinen Stadt ihren besonderen Reiz. Sehenswert ist
auch die Galluskirche aus dem 13. Jahrhundert mit ihrer
frühromanischen Hallenkrypta.
Im Norden der Kurpfalz liegt Lorsch. Hier befindet sich ein
Kleinod karolingischer Baukunst: Die Torhalle der 764 gegründeten
benediktinischen Reichsabtei. Vom vergangenen Glanz weltlicher
und geistlicher Herren künden auch die mächtigen Dombauten in
Worms und Speyer.
Wer zur nahen Weinstraße und zum Pfälzer Wald aufbricht, sein Weg
führt zunächst durch die Obst und Weingärten der Vorderpfalz,
aber auch weite Gemüsefelder sind typisch für das Land links des
Rheines, dessen Dörfchen die schönsten Fachwerkhäuser im
rheinfränkischen Stil schmücken. An den sonnigen Hügeln der
Haardt finden nicht nur zahlreiche Rebsorten wie Riesling,
Silvaner, Scheurebe und Kerner sondern auch Edelkastanien ideale
klimatische Bedingungen. Mit einem Glas neuem Wein schmecken die
gerösteten „Käschte“ im Herbst besonders gut.
Mit seinen engen, kaum besiedelten Tälern, den einsamen
Forsthäusern, Höhenwanderwegen, Burgruinen und Aussichtspunkten
mit Blick auf die Rheinebene ist der Pfälzer Wald ein
vorzügliches Wandergebiet. Wer mit Kindern unterwegs ist und
deshalb keine großen Touren unternehmen kann, dem bieten sich der
Hochwildpark Kurpfalz bei Wachenheim oder der Holiday Park bei
Hassloch als Ausflugsziel an.
Den Ausflugstag kann dann ein handfestes Vesper mit
hausgeschlachteten Wurstspezialitäten mit einem Glas Wein krönen.
Vor allem im Odenwald laden viele uriggemütliche Wirtschaften
zum Verweilen ein. Gern sitzt man dort in geselliger Runde
beisammen und so vergehen schnell die Stunden. Da wird dann
selbst die Rückfahrt noch zu einem Erlebnis: Millionen von
Lichter funkeln im Dunkel der Nacht in der weiten Rheinebene.
Eine große Vielzahl an Ausflugszielen bietet die Kurpfalz dem
Besucher. Nur eines aber bleibt ihm nicht erspart: Die Qual der
Wahl!
Quelle: unbekannt