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Ein Dichter namens Müller

30.12.98 (Personalia)

 Goethes kostbare Freundschaft
An den 250. Geburtstag von Friedrich Müller, den alle Maler Müller nennen, zu erinnern, ist keine trockene Chronistenpflicht. Er ist der bedeutendste Dichter des pfälzischen Raums aus dem 18. Jahrhundert. Johannes Friedrich Müller wurde am 13. Januar 1749 im kurpfälzischen Kreuznach geboren. In Zweibrücken erhielt er seine Ausbildung zum Maler. Seine ausgezeichneten Tierradierungen sind noch heute sehr begehrt. Rasch wurde er mit dem Hofleben vertraut und entwickelte im Freundeskreis sein literarisches Talent.

Seit 1775 lebt Müller in der kurfürstlichen Residenz Mannheim, wird 1777 Kabinettsmaler, veröffentlicht zahlreiche literarische Werke und findet Anerkennung am Hof Carl Theodors. Er schließt Freundschaft mit den Sturm- und Drang-Dichtern Goethe, Lenz, Wagner, Klinger, mit dem Genieapostel Christoph Kaufmann, mit Matthias Claudius, aber auch Lessing und Wieland aus der älteren Generation.
In Mannheim veröffentlicht Müller Gedichte, Prosahymnen, biblische, antike und einzigartige pfälzische Idyllen wie „Die Schafschur“ und „Das Nußkernen“. Auch das Drama „Golo und Genovefa“ kann er weitgehend abschließen. Den Faust-Stoff bearbeitet er noch vor dem Jahrgangsgenossen Goethe.
Mit Stipendien von Mannheim und Weimar ging Müller 1778 nach Rom und blieb dort trotz künstlerischer und finanzieller Krisen bis zu seinem Tod 1825. Mit dem Weimarer Stipendium war es aufgrund von Goethes Kritik schon 1781 vorbei. Neben die Malerei mussten Romführungen und gelegentlicher Kunsthandel treten. Von 1804 bis 1811 beschäftigten ihn die Kunstkäufe für den bayerischen Hof von München, vor allem für Kronprinz Ludwig und den Galeriedirektor Mannlich, und die Vorbereitung seiner dreibändigen Werkausgabe (1811).
Der „alte Müller“, Original und ausgezeichneter Kunstkenner, mit vielen Künstlern befreundet, führte gelegentlich prominente Rombesucher, zum Beispiel die bayerischen Adeligen von Freyberg und von Seinsheim und den preußischen Grafen von Ingenheim. Trotz schwieriger Lebensumstände blieb Müller als Maler, als Schriftsteller und vor allem als Dichter präsent. Er schrieb kunstkritische Beiträge für Cottas „Morgenblatt“ und beleuchtete satirisch den Kunstbetrieb in Rom („Kunstantiquariat“). 1825 überraschte er einer orientalischen Erzählung „Der hohe Ausspruch“.
Als Herausforderung für die Literaturwissenschaft gilt sein 1823 abgeschlossenes, erst 1996 ediertes Faust-Ddrama. In der Maler-Müller-Ausgabe, die seit 1984 an der Universität Saarbrücken bearbeitet wird, folgte 1998 der vierbändige kommentierte Briefwechsel. Ausgaben der Dramen, der Lyrik und der Prosa sind in Vorbereitung und wollen gefördert werden.
Quelle: Rheinpfalz, 30.12.1998 (Rolf Paulus)

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