Ein Osterfest wie aus dem Bilderbuch
08.04.07 (Speyer)
Sonniges Frühlingswetter und festliche Gottesdienste locken Tausende von Besucher in die Domstadt / Parkplätze wurden schnell knapp / C-Dur-Messe von Franz Schubert im Kaiserdom
Wunderbares Frühlingswetter, festliche Gottesdienste und das Flair einer ganz besonderen Stadt lockte über Ostern viele Tausend Besucher nach Speyer. Die Parkplätze wurden dabei schnell knapp, denn das zeitgleich stattfindende Frühlingsfest blockierte den großen Parkplatz am Rande der Altstadt. Und da auch das Technik-Museum wie das Sealife einen wahren Besucheransturm erlebten, ging es vor allem in den frühen Nachmittagsstunden rund um Speyer recht eng zu. Vor allem die vielen Autofahrer aus dem Badischen mussten sich zeitweise in langen Staus vor der Salierbrücke gedulden, denn die Abfahrt nach Speyer verlief wegen den vielen Parkplatzsuchenden recht schleppend. Drinnen in der Stadt ging es nicht viel weniger gedrängt zu. Die Maximilianstraße versprühte einmal mehr südländischen Charme, die vielen Straßencafés waren an Ostern von morgens bis abends ständig belegt, ein Strom von Menschen ergoss in der Altstadt zwischen Dom und Altpörtel. Und viele Einheimische nutzten den Sonnenschein zum traditionellen Osterspaziergang entlang des Rheins.
Doch nicht nur das herrliche Frühlingswetter und die vielen Sehenswürdigkeiten lockten am vergangenen Wochenende die Menschen in die Domstadt.
Für Christen aller Konfessionen wurde Ostern einmal mehr zum Höhepunkt aller kirchlichen Feste. Die Gottesdienste in den Kirchen waren allesamt gut besucht, vor allem im Kaiserdom standen die Menschen dichtgedrängt in der stimmungsvollen Osternacht und zum österlichen Festgottesdienst. Eine Familie aus Oldenburg hatte sich bereits im vierten Jahr in Folge aufgemacht nach Speyer, um hier den Zauber der Osternacht im von Kerzen erhellten Dom mitzuerleben. Sie zeigten sich von der besonderen Stimmung im romanischen Gotteshaus beeindruckt – ebenso wie die vielen Gläubige aus dem badischen Altbistum, die einmal mehr einen großen Teil der Gottesdienstbesucher stellten. Die Botschaft war klar und deutlich, denn bereits in der Osternachtsfeier am Karsamstagabend, der Hauptfeier des Kirchenjahres, stellte Diözesanadministrator Weihbischof Otto Georgens fest, dass die Auferstehung Jesu von den Toten alle menschliche Erfahrung sprenge. Bereits zu Beginn der zweieinhalbstündigen Feier hatte der Weihbischof in der Domvorhalle am Osterfeuer die Osterkerze entzündet, Symbol des vom Tod erstandenen Christus. Nach dem Einzug in den völlig dunklen Dom wurde das Licht an die Gläubigen weitergegeben. Beim „Gloria“ sorgte Domschweizer Bernhard Volk für einen zusätzlichen stimmungsvollen Lichteffekt, als er in langsamer Steigerung mit Scheinwerfern den Dominnenraum ausstrahlte.
Passend dazu erklärte Weihbischof Georgens in seiner Predigt am Ostersonntag, der Glaube an die Auferstehung Jesu tauche das Leben in ein neues Licht. Dabei ging er auf die derzeitige Wellness- und Fitnesskultur ein, die das „Gesundbleiben um jeden Preis“ zum Credo habe. Wenn sich dann dennoch ein körperlicher Verschleiß zeige, stürze für nicht wenige der Himmel ein. „Wer seine Begrenztheit und Sterblichkeit verdrängt, macht zu wenig Erfahrungen mit dem Leben, das uns Jesus in seiner Auferstehung erworben hat“, sagte Georgens. Leiden dürfe man zwar nicht suchen, aber „wer sich immer nur hegen und pflegen will und nicht auch einsetzen und hingeben, der verpasst schon lange vor seinem Tod die Erfahrung von Sterben und Auferstehen.“
Den festlichen musikalischen Rahmen gab die C-Dur-Messe von Franz Schubert. Unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Leo Krämer musizierten der Domchor, die Gesangssolisten Ann-Kathrin Fetik (Sopran), Gabriele May (Alt), Rainer Gilsdorf (Tenor) und Thomas Herberich (Bass), sowie das Festivalorchester „Dom zu Speyer” und Elke Völker an der Scherpf-Orgel. Mit dem „Halleluja“ aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel erlebten die Gottesdienstbesucher einen ganz besonderen musikalischen Höhepunkt, der nicht Wenige – zumindest für Augenblicke – zu Tränen rührte.
Nicht minder leidenschaftlich die Predigt von Kirchenpräsident Eberhard Cherdron. In seiner Osterpredigt in der protestantischen Gedächtniskirche bekräftigte er noch einmal die Forderung nach einem Gottesbezug in der EU-Verfassung. „Wir haben es in der Vergangenheit immer wieder deutlich formuliert, dass in der Europäischen Verfassung ein Verweis auf die Grundlagen des Zusammenlebens in Europa gegeben sein soll. Ich wünsche mir, dass wir an dieser Stelle viele Bündnispartner bekommen.“ Europa solle sich „ohne Angst“ zu den christlichen Wurzeln seiner Geschichte bekennen.