Ein prächtiges und unterhaltsames Spektakel
11.02.07 (Hockenheim)
53. Prunksitzung der Ersten Großen Hockenheimer Carnevals-Gesellschaft (HCG) in der fast ausverkauften Stadthalle / Hervorragend zusammengestelltes Programm / Publikum bestens aufgelegt
Ja, so muss sie sein, eine Prunksitzung, die nicht nur den Veranstaltern richtig Spaß machen soll, sondern auch einem begeisterten Publikum richtig Vergnügen bereitet. Ganz im Stil der traditionellen, schon immer vom rheinischen Karneval mitgeprägten kurpfälzischen Fasnacht bot die Erste Große Hockenheimer Carnevals-Gesellschaft (HCG) wieder einmal einen echten närrischen Höhepunkt. Ein bis auf wenige Ausnahmen hervorragend zusammengestelltes Programm mit bekannt-beliebten Größen der regionalen Bühnenfasnacht, ein bestens aufgelegtes Publikum und viel Musik waren in der ansprechend dekorierten Stadthalle am Samstagabend die richtige Mischung, um auch fast fünf Stunden scheinbar wie im Fluge vorübergehen zu lassen. Wer in seinem närrischen Tun zunächst noch etwas zurückhaltend war, wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung beim Einmarsch der Garden und Elferräte vom Fanfarenzug der Rennstadt in die passende Stimmung versetzt. Eigentlich auch undenkbar, dass eine Hockenheimer Prunksitzung ohne das klingende Spiel der blau-weißen Landsknechte beginnen soll. Und was wäre das farbenfrohe Eröffnungsbild ohne die Fahnenschwenker und Standartenträger so trostlos. Der gewohnt schwungvolle Auftakt brachte bereits Bewegung in die gute Stube der Großen Kreisstadt, wo sich an diesem Abend wie immer auch eine große Zahl lokaler Prominenz versammelt hatte, um, wenn auch nur für eine überschaubare Zeitspanne, von den Problemen und Schwierigkeiten des Alltags abzuschalten – oder vielleicht auch nur, um gesehen zu werden. Von den Klängen des Fanfarenzuges unter der Leitung von Peter Ehringer ließ man sich gerne in das folgende Programm geleiten, in dem sich zündende Büttenreden mit Tanz- und Gesangseinlagen abwechselten und sich zu einer echten närrischen Perlenschnur verknüpften. Eigentlich auch kein Wunder, hatte die HCG doch wieder einmal namhafte Büttenredner verpflichten können, die ihrem, zum Teil bereits seit Jahrzehnten legendären Ruf auch gerecht wurden.
Allen voran natürlich das pfälzische Urvieh Wolfgang Meister, der in diesem Jahr seine schier unglaublichen Erfahrungen als Aushilfskellner zum Besten gab.
Ein echter Höhepunkt einmal mehr der Auftritt von Werner Beidinger. Nicht nur auf der närrischen Bühne ein exzellenter Musikprofessor, sondern auch im täglichen Leben als Leiter des Lehrbereichs Elementare Musikpädagogik am Institut für Musik und Musikpädagogik der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam.
Aus der kurpfälzischen Fasnacht ebenfalls seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken sind die urkomischen Auftritte der „Feurio“-Komiker Horst & Horst. Einmal mehr kalauerten sich Horst „Hotte“ Siegholt und Horst Stresemann vergnüglich durch ihren Auftritt in der Rennstadt und boten dabei echte Entertainerqualitäten. Und als Vertreter der urwüchsigen Volksfasnacht hatten die Malscher Klaus Adler und Edith Becker sowie erstmals die Hockenheimerin Monika Stiegler die Lacher auf ihrer Seite.
Wem Kokolores, Witze und Kalauer zu flach waren, musste sich am Samstagabend nicht grämen, denn der Till (Michael Mieger aus Dossenheim) verstand es einmal mehr, mit hintergründigem Humor und deutlichen Worten den Politikern in Bund, Stadt und Land den Spiegel vorzuhalten.
Und für den nötigen Lokalkolorit sorgten nach ihrem großartigem Premierenerfolg im vergangenen Jahr auch dieses Mal wieder die HCG-Senatssänger. Gespannt wurde ihrem Vortrag gelauscht, der auch vor der hohen Politik und vielen Ereignissen in Hockenheim nicht halt machte.
Für noch mehr Musik im Programm sorgten stets an passender Stelle nicht nur das TV-bekannte Wasen-Trio, sondern zum Abschluss einer fröhlich-ausgelassenen Faschingsveranstaltung auch die weithin bekannte Original Augusten-Kapelle Aue. Das (leider) mehr als dürftige Gastspiel der Rohrputzer-Philharmoniker aus Bad Schönborn ließen die großartigen Auftritte der HCG-Garden, Tanzformationen und Tanzmariechen mehr als einmal vergessen. Sie alle zeigten nicht nur tolle Tänze, sondern machten auch deutlich, wie wichtig die Jugendarbeit bei den rot-weißen Karnevalisten in Hockenheim genommen wird. Und wie eng die Verbundenheit der HCG mit dem Fanfarenzug auch nach 53 Jahren noch immer ist, machte der gemeinsam einstudierte und aufgeführte Piraten-Schautanz erlebbar. Großartig, wie sich die FZH-Jungs in die Ballettformation einbrachten, die HCG-Mädchen mit überraschender Leichtigkeit Trommeln und Fanfaren beherrschten.
Alles in allem also ein prächtiges und unterhaltsames Spektakel, das da in der Stadthalle unter der Leitung von Sitzungspräsident Klaus Zizmann und den in den in der Sitzung mit dem Goldenen Vlies (einem der höchsten Orden der Region) ausgezeichneten Gerhard Rohr über die Bühne ging. Und dass es dem gut gelaunten und größtenteils kostümierten Publikum auch wirklich gefallen hat, machte nicht nur die Stimmung im Saal und der Beifall deutlich, sondern auch, dass der Abend erst am frühen Morgen zu den Klängen der RK-Music als fröhliches Fest ausklang.