Kurpfalz Regional Archiv

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* Ein Reilinger und der Fürst von Monaco

03.11.07 (Reilingen)

Vollblutmusiker Willi Ehringer begeistert beim Oktoberfest in Monte Carlo / Fürst Albert am Schlagzeug
Monaco als Treffpunkt der Schönen und Reichen, ein Muss für Jet-Set, Adel und Millionäre. Somit immer wieder gut für eine Schlagzeile in der bunten Medienvielfalt weltweit. So auch Ende Oktober, als in dem kleinen Mittelmeer-Fürstentum wieder einmal das inzwischen schon legendäre Oktoberfest de Monte Carlo über die Bühne ging. Eigentlich keine Zeile wert, um darüber in einer kurpfälzische Heimatzeitung zu berichten – wenn nicht mit dem Vollblutmusiker Willi Ehringer auch die Fahnen der Spargelgemeinde Reilingen dort vertreten gewesen wären. Hätten das Bürgermeister Walter Klein und sein Gemeinderat nur gewusst, wäre ihre Reise in die vielleicht zukünftige italienische Partnergemeinde Mezzago sicher auch noch um einen Ausflug in das nahe Monaco ergänzt worden. So wusste eigentlich niemand in Reilingen etwas von diesem ganz besonderen Engagement des langjährigen Dirigenten des Musikvereins „Harmonie“ – wenn es eben nicht die Fotos der Paparazzi in den „gelben Blättern“ gegeben hätte.
So saß dieser Tage der eine oder andere beim Friseur oder in einer Arztpraxis, blätterte eher lustlos in den dort ausgelegten Zeitschriften. Irgendwo zwischen den vielen Klatschgeschichten aus der Welt des Adels und der Millionen ein Foto von Fürst Albert von Monaco und seiner hübschen Freundin Charlene Wittstock. Und darunter der Hinweis, dass beide beim Oktoberfest im Festzelt beim Café de Paris bis in die späte Nacht getanzt hätten. Ein müdes Gähnen, der schon wieder. Während die meisten wohl schon umgeblättert hatten, registrierten einige Hockenheimer und Reilinger fast elektrisiert, dass „do ääner so aussehe dud wie de Ehringer Willi vun Reilinge“ (Originalzitat aus einer Hockenheimer Arztpraxis). Sicher, dass es sich bei dem Musiker der Gruppe „Echt guat“ nicht um den inzwischen 79-jährigen Trompeter aus der Spargelgemeinde handeln kann, wurde die Zeitschrift zur Seite gelegt. Ein anderer Patient, der die Reaktion miterlebt hatte, nahm das Blatt noch einmal zur Hand, um dann festzustellen, dass es sich bei dem im Hintergrund zu sehenden Musiker doch um Willi Ehringer handeln müsste – zumindest aber um einen absoluten Doppelgänger. Und da solche Erlebnis einem keine Ruhe lassen, machte diese Entdeckung schnell ihre Runde – und auch die Heimatzeitung wurde informiert. Aus dem „do misster mol gugge“ wurde nach einem kurzen Telefonat schließlich Gewissheit: die Reilinger Musikerlegende hatte tatsächlich in Monte Carlo mit einigen Musikerkollegen das Oktoberfest vom 21. bis 28. Oktober umrahmt. „Ich habe ja schon viel in meinem langen Musikerleben erlebt“, so Ehringer im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber das Oktoberfest in Monaco war eine Fest der Superlative“. So habe es sich bei dem Festzelt nicht um einer der sonst aus Deutschland bekannten Bierhallen mit harten Bänken an blanken Tischen gehandelt. „Das war ein edler Zeltpalast, in dem nur 400 ausgewählte Gäste Platz nehmen konnten.“ Selbst die Jodlerin sei eine Baroness aus dem österreichischen Kärnten gewesen.
Bereits der Eröffnungsabend sei einzigartig gewesen, denn ob der Anwesenheit des regierenden Fürsten musste zu Beginn der Veranstaltung auch die monegassische Nationalhymne intoniert werden. Für die vier deutschen Spitzenmusiker, die bereits im letzten Jahr fünf Wochen lang zur Oktoberfestpremiere im Hofbräuhaus in Las Vegas aufgespielt hatten, kein Problem. Was den Jet-Set dann aber wirklich begeisterte, waren die Töne aus der Trompete von Willi Ehringer. Für die Zuhörer in der Kurpfalz längst ein Begriff und beinahe selbstverständlich, lösten die Soli wahre Begeisterungsstürme aus. Der Fürst, ein echter Liebhaber bayrischer Musikkultur und kulinarischer Spezialitäten, sei, so Ehringer, von dieser Oktoberfest-Stimmung in seiner Hauptstadt Monte Carlo hellauf begeistert gewesen. Lange habe sich Albert von Monaco auch mit den Musikern unterhalten – „und das in fließenden Deutsch“. Von Reilingen habe er zwar noch nie etwas gehört, wohl aber von der benachbarten Rennstadt, wo er schon Formel 1-Rennen im Motodrom besucht habe. Außerdem liebe er Heidelberg, so Albert zu Willi Ehringer, und schätze auch den feinen Schwetzinger Spargel. Und wie es nun mal in der Welt der Schönen und Reichen üblich ist, werden qualitativ hochwertige Empfehlungen gerne weitergegeben. So liegen Willi Ehringer und seinen drei Kollegen von „Echt guat“ bereits Einladungen nach Dubai und Shanghai vor. Ob er aber auch wirklich dorthin reisen wird, weiß der Reilinger noch nicht. „Ich bin jetzt erst mal wieder gerne zu Hause bei meiner Familie und meinen Enkeln“, freut sich Willi Ehringer über die heimische Ruhe. Außerdem würden hier noch viele musikalische Aufgaben auf ihn und seine „Harmonie“ warten. „Ich bin dankbar für das erfüllte Musikerleben, dem ich mit fast 80 Jahren jetzt noch einige exquisite Sahnehäubchen aufsetzen darf.“ Sagt’s – und dreht sich wieder um zu seinem Computer, um neue Arrangements für seine Musikerinnen und Musiker in Noten zu setzen …  (og)

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