* Ein Weinfest ohne Reben zwischen Spargelfelder
07.10.07 (Reilingen)
Reilinger Weinfest lockte wieder die Besucher in Scharen an / Freie Wähler als aufmerksame Gastgeber / „Dubbeglasbrieder“ sorgen wieder für beste Laune in der Schröder’schen Feldscheuer
Da mag in Reilingen zwischen April und Juni eines jeden Jahres noch so viel Spargel wachsen – spätestens im Herbst ist man dann doch wieder der typische (Kur-)Pfälzer, der sich auf neuen Wein, Zwiebelkuchen oder andere deftige Spezialitäten der heimischen Küche freut. Was kann es dann auch schöneres geben, als an Tagen wie an diesem Wochenende die langsam zu Ende gehende Erntezeit mit einem dörflichen Weinfest ausklingen zu lassen? Dank der Freien Wähler gibt es nämlich seit vielen Jahren auch in der Spargelgemeinde ein solches Traditionsfest, dass sich hinter keinem der beliebten Feste in der pfälzischen Nachbarschaft auf der anderen Rheinseite zu verstecken braucht. Allein schon die Lage des Veranstaltungsortes könnte idyllischer nicht sein: Die Schröder’sche Feldscheune liegt nicht nur am Reilinger Ortsrand in landwirtschaftlicher Umgebung, sondern bietet ob ihrer Baustruktur auch dem Romantiker die nötige Ansicht, sich an einem ganz besonderen Ort weit weg von der Hektik des Alltags zu wähnen. Und letztendlich auch groß genug, um gleich mehrere Hundert Besucher aufzunehmen. Wie immer prächtig motiviert von Sabine Petzold, der rührigen FW-Vorsitzenden, werkelten am vergangenen Wochenende wieder viele Helferinnen und Helfer vor und hinter den Kulissen, um mit der typisch Reilinger Gastfreundschaft den Aufenthalt beim Weinfest so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Ansprechend herbstlich ausgeschmückt, fühlte man sich dann auch in der Schröder’schen Feldscheuer gleich wohl, vergass beim aufmerksamen Service und der Schnelligkeit der Küche auch schnell, dass man auf harten Bänken Platz genommen hatte. Und die Kühle eines Herbstabends verspürte bei dem Andrang auch niemand, denn man saß dicht gedrängt beisammen. Die Tuchfühlung zu den Nachbarn, sonst eigentlich verpönt, gehört beim Reilinger Weinfest ob des Andrangs auf die freien Plätze schon seit Jahren dazu. Und wie in der Spargelgemeinde üblich, fanden auch später Kommende auf wundersame Weise immer noch einen freies Plätzchen, wie dies auch Altlußheims Bürgermeister Hartmut Beck erlebte. Obwohl in der ganzen Weinscheuer kein freier Sitzplatz mehr zu entdecken war, hatte er plötzlich am Tisch seines Kollegen Walter Klein doch noch einen solchen bekommen. „Mir rutsche in Reilinge halt zusamme, und dann klappts a mim hiehocke“, so die einfache Erklärung der Platznachbarn auf den verduzten Blick des Gastes aus der Nachbargemeinde.
Vor allem am Samstagabend war der Andrang wieder so groß, dass Sabine Petzold und ihre Mannschaft gut gerne einen doppelt so großen Raum hätten bewirtschaften können. Grund dafür waren einmal mehr nicht nur die köstlichen Leckereien aus Küche und Keller, sondern vor allem auch das Kult-Party-Duo „Die Dubbeglasbrieder“ mit ihrem urwüchsigen Schorlerock. Kaum hatten „Schorle Gidda Willi“ (alias Willi Brausch) und „Dubbe Sax Olli“ (alias Olli Herrmann) die kleine Bühne betreten, ging auf dem Weinfest auch schon die sprichwörtliche „Post“ ab. Mit neuen Texten auf bekannten Melodien quer durch die Musikliteratur, eigenen Kompositionen – vor allem aber mit vielen flotten Sprüchen verbreiteten die beiden Frankenthaler Stimmung und gute Laune. Und dass sie überall und zu jedem Thema ihren musikalischen Senf dazugaben, musste nicht nur das Reilinger „Bürjermonschder, de Walter“ immer wieder unter dem herzlichen Lachen der Anwesenden erleben. Es war ein vergnüglicher Abend, der erst bei langsam einsetzenden Nebel über die den Hof umgebenden Weiden und Felder am frühen Morgen ausklingen sollte.
Und bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen kamen dann auch am Sonntag erneut viele Besucher zum Weinfest. Dort ließen sie sich das Wellfleisch genauso schmecken wie die leckeren hausgemachten Torten und Kuchen zur Kaffeestunde. Und für die vielen Kinder gab es an beiden Tagen nichts schöneres, als die Tiere des Schröder’schen Hofgutes zu umsorgen, auf alten und neuen landwirtschaftlichen Maschinen umherzuklettern oder in Heu und Stroh sich zu balgen. Alles in allem eben ein echtes Weinfest wie aus dem Bilderbuch – aber eben nicht zwischen Weinreben, sondern direkt an den Reilinger Spargelfelder. Aber diese beiden Genüsse passen ja eh zusammen … (og)