* Eine Ordensmatinee wie aus dem Bilderbuch
18.01.09 (Hockenheim)
Erste Große Hockenheimer Carnevalsgesellschaft hatte im 55. Jubiläumsjahr wieder ins Ernst-Wilhelm-Sachs-Haus im Motodrom eingeladen / Flottes Programm und viele Ehrungen / Ordensspende als wichtige Unterstützung der Vereins- und Jugendarbeit / Gelungener Wandel von der Ordensherrenparty zur Familienfastnacht
Ja, so abwechslungsreich und unterhaltsam kann eine manchmal sonst so langweilige Ehrungs- und Ordensmatinee sein: Eben eine gelungene Mischung aus Büttenreden, etwas Frivolität, viel Musik, Gesang und Tanz. Die Erste Große Hockenheimer Carnevalsgesellschaft bewies am gestrigen Sonntagmorgen am traditionellen Ort im Ernst-Wilhelm-Sachs-Haus den vielen Besuchern, dass die Zeiten der manchmal recht zottigen Ordensherrenparty längst der Vergangenheit angehören. Im 55. Jubiläumsjahr nutzten die rot-weißen Fastnachter der Rennstadt dennoch die Gelegenheit, die Traditionsveranstaltung wieder zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden zu lassen. Zwar waren die Männer noch in der Mehrheit, umso mehr freuten sich aber HCG-Präsident Thomas Wünsche, der Vereinsvorsitzende und Senatspräsident Ernst Bohrmann sowie Ehrenpräsident Klaus Zizmann, eine zunehmen größer werdende Zahl von weiblichen Gästen begrüßen zu dürfen. Und selbst für die anwesenden Kinder bot das Programm genügend Unterhaltungsmöglichkeiten.
Wie es sich für eine Ordensmatinee gehört, standen auch am gestrigen Sonntag zahlreiche Ehrungen im Mittelpunkt des Geschehens. Dank einer guten Regie im Hintergrund gingen diese aber rasch über die Bühne und passten so gut zur morgendlichen Veranstaltung. Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden quasi en passant Anton Jelusic, Klaus Detlef Kluge, Ortwin Lischer, Hans Joachim Reymann, Rüdiger Saam, Friedbert und Silvia Zahn ebenso geehrt wie Hans Fäth, Alfons Keppler, Karl-Heinz Staub und Hedy Schmeckenbecher für 40 Jahre. Dass nur die wenigsten der Geehrten ins Sachs-Haus gekommen waren, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen (auch nicht Altbürgermeister Dr. Kurt Buchter, der für 50-jährige Mitgliedschaft zum HCG-Ehrenmitglied hätte ernannt werden sollen), verwunderte zwar die Anwesenden, tat der guten Stimmung im Saal aber keinen Abbruch. Ausgezeichnet wurden aber auch die HCG-Aktiven Kirstin Hurst, Alfred Kupferschmidt und Heinz Kuppinger, denen der Wasserturm-Orden in Gold überreicht wurde. Und Manon Waas bekam die gleiche Ehrung in der silbernen Stufe um den Hals gehängt. Groß die Freude des gastgebenden Vereins, pünktlich zum Jubiläumsjahr mit Helmut Kief, Siegfried Ferling und Dr. Claus-Dieter Beisel gleich drei neue Senatoren in die so wichtige Riege der Förderer und Unterstützer aufnehmen zu können. Zur Ordensmatinee war aber auch eine Abordnung des Karnevalvereins „Die Rheinschanze“ aus Ludwigshafen ins Motodrom gekommen, um Harald Wüst und Thomas Wünsche mit der Verleihung des Ordens vom „Goldenen Vlies“ den höchsten närrischen Ritterschlag zu verpassen.
Wie immer lässt es sich auch dieses Mal trefflich darüber streiten, ob nun die Ehrungen das Programm umrahmten, oder ob dies die Büttenreden, Tanz- und Gesangnummern tun sollten. Am gestrigen Tag eigentlich völlig egal, denn die einzelnen Auftritte waren so gut, dass sie auch in die kommende Prunksitzung gepasst hätten. Der in der Kurpfalz weithin bekannte „Katastrophenprinz“ Franz Barth aus Mannheim brachte gekonnt in Dur und Moll zunächst das Motto, dann das Protokoll. Dabei hatte er deutliche Worte für die augenblickliche Situation: „Politik und Banken lassen grüßen, der kleine Mann muss es aber büßen!“ Und auch für die Feststellung „für allen Schwindel retten Staaten des Gesindel“ gab es den Beifall des Publikums.
Ganz in der Tradition der einst beliebten Herrenbütten erzählte Klaus Zizmann als „Gärtnerbursch“ doppeldeutige Eindeutigkeiten – diese aber immer so charmant und ohne Anzüglichkeiten, dass selbst die anwesenden Frauen ihren Spass an dem Vortrag hatten. Welcher Gartenfreund denkt denn bei jungem Gemüse, knackigen Äpfelchen oder Schnecken auch schon an was ganz anderes …?
Die Garden der jubilierenden Gesellschaft bewiesen mit ihren Auftritten einmal mehr, wie wichtig eine qualitätsvolle und gezielte Kinder- und Jugendarbeit heute für einen Verein ist. Mehr für das Auge waren die Auftritte von zwei brasilianischen Samba-Tänzerinnen, die nicht nur wegen ihren rhythmischen Tänzen und farbenfrohen Federgewändern mit viel Beifall bedacht wurden. Spätestens als Hockenheims Bürgermeister Werner Zimmermann seine Qualitäten als „Samba-Werner“ bewiesen hatte, herrschte im Sachs-Haus ausgelassene Stimmung, die nur noch die „Badischen Jungs“ aus Ettlingen mit ihren Liedern und Späßen zu steigern wussten. Damit war dann auch der Boden für die traditionelle Ordensspende bereitet. HCG-Präsident Thomas Wünsche, Stadtprinzessin Cristina I. und HCG-Schatzmeister Gerhard Rohr nahmen die vielen Spendenkuverts aber nicht nur einfach entgegen, sondern revanchierten sich mit der Überreichung des Jahresordens. Und die zwei Küsschen Ihrer Lieblichkeit waren nicht nur eine charmante „Zugabe“ sondern auch wie ein Aperitif für das bereits verlockend duftende Mittagessen. Keine Frage, dass die Gäste der Ordensmatinee bei diesen Leckerein noch lange zusammensaßen und die Zeit auch für intensive Gespräche und so machen Gedankenaustausch nutzen. Eben ganz im Sinne eines gesellschaftlichen Events … (og)