Experten raten zu einer Flächengrabung
07.11.10 (Reilingen)
Rund 1.000 Heimat- und Burgenfreunde beim „Tag der offenen Wersau“ / Vielfältiges Programm zusammengestellt / Auch über zukünftige Nutzungsmöglichkeiten gesprochen / Gemeinde Reilingen, Freunde Reilinger Geschichte und Arbeitskreis Burg Wersau hatten eingeladen
Wie groß das Interesse der Bevölkerung an der Geschichte der ehemaligen Burg Wersau ist, wurde jetzt am „Tag der offenen Wersau“ deutlich. Rund 1000 Heimat- und Burgenfreunde strömten am Samstag den ganzen Tag über auf das Burggelände am südöstlichen Ortsrand der Spargelgemeinde, wohin die Gemeinde Reilingen, der Heimatverein „Freunde Reilinger Geschichte“ und der Arbeitskreis Burg Wersau gemeinsam eingeladen hatten. Grund für diese Veranstaltung waren die derzeit noch laufenden archäologischen Ausgrabungsarbeiten des Landesdenkmalamtes, die an verschiedenen Stellen die legendäre „Burg unter der Grasnarbe“ haben wieder sichtbar werden lassen. Und genau diese wohl einmalige Gelegenheit, einen Blick auf die Überreste der einst so bedeutenden Burganlage werfen zu können, lockte die Besucher in großen Scharen an.
Bereits kurz vor der Öffnung des Burggeländes durch den Burggrafen (Philipp Bickle) und seinem Gefolge standen zahlreiche Neugierige schon vor dem noch verschlossenen Tor. Mit dem Signal des Burgherolds (Willi Krüger) von den Zinnen des Schlossmühlengebäudes setzte sich der Zug der farbenprächtig gewandeten Wersauer in Bewegung und die bereits wartenden Heimatfreunde in den Hof der Vorburg geleitet.
Dank der Vorarbeiten durch den Gemeindebauhof und einiger AK-Mitglieder waren alle Grabungsbereiche so gesichert, dass ein gefahrloses Begehen des Grabungsgeländes und das Betrachten der Funde möglich war. Um die Besucher möglichst umfassend zu informieren, waren auch der Archäologe Dr. Folke Damminger und der Grabungstechniker Manfred Benner vor Ort, um im Rahmen von Führungen die aktuellen Ausgrabungsarbeiten vorzustellen. Ob des großen Andrangs mussten gleich sechs Mal diese Rundgänge angeboten werden. Die beiden Experten vom Referat Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Karlsruhe hatten dabei nicht nur unzählige Fragen zu den Mauer- und Brückenfunden zu beantworten, sondern mussten auch immer wieder begründen, warum in ein paar Tagen der gesamte Grabungsbereich mitsamt der hochinteressanten Funde wieder zugeschüttet werden wird. „Der beste Schutz für diese Funde ist die Verschluss im Erdreich“, betonte Dr. Damminger und wies zugleich darauf hin, dass eine dauernd sichtbare Präsentation nicht nur sehr teuer, sondern auch nur im Rahmen einer zukünftigen Nutzungskonzeption des Geländes zu sehen sei. „Hier ist zunächst die Gemeinde Reilingen als Grundeigentümerin des Burggeländes gefordert.“ Der Mittelalterarchäologe verschwieg aber auch nicht, dass die ersten Funde so interessant seien, dass unbedingt über eine Flächengrabung nachgedacht werden müsse. Eine denkbare Möglichkeit sei eine auf mehrere Jahre angelegte Lehrgrabung der Universität Heidelberg oder auch eines anderen qualifizierten Institutes.
„Die Gemeinde Reilingen steht zu ihrer Vergangenheit“, betonte Bürgermeister Walter Klein, der – wie auch zahlreiche Gemeinderäte – zum „Tag der offenen Wersau“ gekommen war. Die Kommunalpolitiker nutzten die Veranstaltung und die Anwesenheit verschiedener Experten, um sich vor Ort zu informieren. Dabei wurde auch bekannt, dass die Grabungsarbeiten auch deswegen stattgefunden haben, um eine mögliche Bebauung des historischen Geländes zu erkunden. „Noch ist keine Entscheidung getroffen, wir sind offen für alle guten Ideen, das ehemalige Burggelände sinnvoll zu nutzen.“