* Finanzielle Einbrüche bei den Kommunalbetrieben
30.07.09 (Reilingen)
Bürgermeister Walter Klein legt die verlustreichen Jahresrechnungen 2008 für die Eigenbetriebe Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung vor / Kommunale Wohnungsbaugesellschaft schreibt im fünften Jahr in Folge schwarze Zahlen
Unterschiedlich entwickelt haben sich im vergangenen Jahr die beiden Eigenbetriebe und die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft der Gemeinde Reilingen. So musste Bürgermeister Walter Klein während seines ausführlichen Rechenschaftsberichtes für das Jahr 2008 zugeben, dass sich das Wirtschaftsjahr bei der Wasserversorgung leider nicht so entwickelt habe wie geplant.Anstelle eines (wenn auch geringen) Jahresgewinns von 1500 Euro müsse nun ein deutlicher Verlust von rund 44000 Euro verkraftet werden. Somit seien Verlustvorträge von über 130000 Euro auf das Rechnungsjahr 2009 vorzutragen. „Trotzdem wird die Wassergebühr stabil bleiben“, betonte Klein und verwies auf die erst zum 1. Januar 2009 beschlossene Erhöhung. „Mit diesen höheren Gebühren können die vorhandenen Verluste verringert werden.“
Als Ursache für das schlechte Rechnungsergebnis nannte er den geringeren Wasserverbrauch als für das Wirtschaftsjahr kalkuliert. Damit sei das Umsatzziel bei den Verkaufserlösen nicht erreicht worden. Zudem hätten im Ortsnetz erneut zahlreiche Wasserschieber ausgetauscht werden müssen, was zu deutlichen Mehraufwendungen gegenüber den Planansätzen geführt habe. Erfreulicherweise seien aber kaum Wasserrohrbrüche zu verzeichnen gewesen. „2008 war für unseren Wasserversorgungsbetrieb ein schwieriges Jahr“, stellte das Gemeindeoberhaupt fest. Aus heutiger Sicht sei allerdings davon auszugehen, dass 2009 deutlich positiver verlaufen werde.
Nicht minder schlecht verlief finanzwirtschaftlich betrachtet auch das Rechnungsjahr 2008 für die Abwasserbeseitigung der Gemeinde Reilingen. Konnte 2007 noch ein Gewinn erwirtschaftet werden, hatte man für 2008 vorsorglich bereits einen Verlust eingeplant. „Mit rund 63000 Euro lag der Verlust viel höher als der ursprünglich mit 7000 Euro eingeplante Wert.“ Somit seien nun Verlustvorträge von annähernd 83000 Euro nach 2009 vorzutragen. Ein besonderes Sorgenkind sei, so der Bürgermeister weiter im letzten Jahr das Kanalnetz gewesen. So mussten extrem viele Kanalbrüche beseitigt werden, was zu deutlichen Mehraufwendungen geführt hatte.
Eine komplette Zustandsbewertung sämtlicher Kanäle wird nun zeigen, welche finanziellen Folgen die in den nächsten Jahren durchzuführenden Sanierungsarbeiten am Kanalnetz mit sich bringen werden. „Mit diesem Thema wird sich der neue Gemeinderat in einer seiner ersten Sitzungen beschäftigen müssen“, kündigte Walter Klein schwierigere Zeiten an. Aber: Trotz hohem Verlust sieht er auch bei der Abwasserbeseitigung „zum momentanen Zeitpunkt“ keine Veranlassung, die Gebühren zu erhöhen.
Erfreulichere Zahlen konnte das Gemeindeoberhaupt dann aber für die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft vorlegen, die bereits im fünften Jahr in Folge ein Gewinn erwirtschaftete. Diese 12000 Euro werden zu den vorhandenen Gewinnen aus den Vorjahren hinzugerechnet, so dass insgesamt 359000 Euro an erwirtschafteten Mitteln für weitere Baumaßnahmen zur Verfügung stehen. „Als eine der wenigen gewinnbringenden kommunalen Wohnungsbaugesellschaften ist die KWG finanziell sehr gut ausgestattet und im Rahmen ihrer finanziellen und personellen Möglichkeiten auch bereit für weitere Zukunftsaufgaben“, stellte Walter Klein sichtlich zufrieden fest und fügte hinzu, dass nicht nur das für die KWG sondern auch für die ganze Gemeinde zukunftsträchtige Projekt „Neubau und Vermietung Lebensmittelmarkt in der Hauptstraße“ der Wohnungsbaugesellschaft auch künftig den Rücken für neue Projekte freihalten werde. „Diese könnten im Bereich der erneuerbaren Energien liegen.“
Ohne große Diskussion genehmigten schließlich die vier Ratsfraktionen mehrheitlich die vorgelegten Jahresabschlussrechnungen der kommunalen Eigenbetriebe. Während Dieter Rösch (SPD) mit einem Blick auf die Wasserversorgung von einer „herben Enttäuschung“ sprach und keinen Grund zur Änderung der aktuellen Gebühren sah, schätze Rudi Askani (CDU) die aktuelle Lage etwas anders ein: „Wir werden wohl spätestens 2010 an einer Gebührenerhöhung nicht vorbeikommen.“ Keine Begeisterung riefen die Ergebnisse der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung bei Sabine Petzold (Freie Wähler) hervor, da zwischen den Ergebnissen und den Planvorgaben „doch sehr große Unterschiede festzustellen sind“. Konsequent in ihrer Haltung einmal mehr die FDP-Vertreter am Reilinger Ratstisch: Jens Pflaum signalisierte zwar die Zustimmung für die Jahresberichte der beiden Eigenbetriebe Wasser und Abwasser, lehnte aber die Feststellung des Jahresabschlusses 2008 für die KWG ab. „Wir können der Geschäftsführung keine Entlastung erteilen. Die für uns zweifelhaften vertraglichen Geschäftsbeziehungen und Honorarabrechnungen beziehungsweise Entschädigungszahlungen an ein Architekturbüro sind für uns nicht nachvollziehbar.“
Übereinstimmend bei allen Fraktionen dann aber der Dank an die Gemeindeverwaltung für eine faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit, und an Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr und sein Team für die Erstellung der aussagekräftigen Zahlenwerke.