Für Don Hugo einen (Hockenheim-)Ring?
16.02.07 ("Hoggemer Perspektiven", Hockenheim)
Hoggemer Perspektiven (17)
„… im Bereich Motodrom wird weiter gelogen wie je zuvor und es bleibt der Eindruck, dass der Hoggemer Amtsschimmel von kritischen Anmerkungen wenig Notiz nimmt, denn in der Großen Kreisstadt tut sich nicht mehr viel …!“ So oder ähnliche Reaktionen von Leserinnen und Leser der HOCKENHEIMER WOCHE erreichen mich regelmäßig gekoppelt mit der Aufforderung, doch etwas gegen diese Zustände zu tun. Aber warum denn immer ich? Gibt es sonst niemanden mehr in der Rennstadt, dem die Zukunft seiner Heimat-, Arbeits- oder Wohnstadt am Herzen liegt? Sicher, vieles läuft nicht so, wie es eigentlich laufen sollte! Aber besser kann nur dann etwas werden, wenn sich VIELE aktiv engagieren und sich konstruktiv mit einbringen. So wie die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr oder des Deutschen Roten Kreuzes sich Tag und Nacht für die Bevölkerung ehrenamtlich einsetzen, müsste es auch eine kreative Mannschaft geben, die sich für Hockenheim einsetzt. Ob das unbedingt der ehemalige Verkehrsverein sein soll, oder die meist im Stillen tätigen Agendagruppen? Nicht „entweder/oder“ müsste die Lösung lauten, sondern „Gemeinsam die Zukunft schaffen“! Vom Gemeinderat wurden in seiner letzten Sitzung deutliche Signale gegeben, auch im Hockenheimer Rathaus scheint die Zeit der schöpferischen Neuorientierung vorbei zu sein. Die aufgezeigten Pläne stimmen jedenfalls positiv, Perspektiven werden ersichtlich.
Wie es aber mit dem Hockenheimring weitergehen soll, bleibt eine scheinbar unendliche Geschichte. So langsam aber sicher müsste irgendjemand den Mut fassen, um das ergebnislose Rennen – auch wenn es sein muss – vor der Zielgeraden abzuwinken. Geredet wird nach wie vor viel, nur Perspektiven tun sich dabei keine auf. Der neue Ring GmbH-Geschäftsführer, der unbelastet in dieses Abenteuer gegangen ist, erklärte vor einiger Zeit in einem Interview, dass 2006 rund 70.000 Besucher beim Formel 1-Rennen gewesen seien. 2008 benötige man zum Überleben aber 90.000 Zuschauer. Ansonsten sähe es schlecht aus … Nun frage ich mich, wie mit Michael Schumacher 70.000 Zuschauer aktiviert werden konnten und wie sollen ohne ihn 90.000 kommen? Ist hier das endgültige Formel 1-Aus für Hockenheim nicht schon fast vorprogrammiert?
Außerdem darf man nicht vergessen, dass Bernie Ecclestone die Erschließung neuer finanzkräftiger Märkte für die Formel 1 mit Hochdruck vorantreibt. Von 2009 an wird die Königsklasse des Motorsports auch in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, Station machen. Auf einem noch vom deutschen Architekten Hermann Tilke (kennen wir den nicht irgendwoher?) zu errichtenden Kurs, der teilweise durch die Stadt und teilweise am mondänen Yachthafen vorbeiführen soll, werden die Piloten vorerst für sieben Jahre um WM-Punkte fahren. Außerdem ist eine Aufstockung des Kalenders auf 20 Rennen geplant, darunter auch ein Nachtrennen.
Ach übrigens: Einen neuen (finanzkräftigen) Namensgeber für die Rennstrecke hat man auch noch nicht gefunden. Vielleicht steigt ja Jürgen B. Harder mit seiner Partnerin Franziska van Almsick. Eine Rennstrecke als Geschenk für beider neugeborenen Sohn wäre doch DAS Geschenk. Und für die 75-jährige Rennsportanlage würde zudem noch ein ausgezeichneter Name „abfallen“ – Don Hugo Ring Baden-Württemberg.
Nur auf das letzte, also hinterste Mosaiksteinchen des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg warten die Motodrom-Macher wohl noch lange. Wie soll denn auch das letzte Mosaiksteinchen in einen „Rohbau“ eingebaut werden?
Im „Rohzustand“ ist in Hockenheim seit 2000 auch ein äußerst seltsames Verkehrskonzept. Anstelle mit einer vernünftigen Beschilderung den Verkehr nach Mannheim und Schwetzingen durch die Schwetzinger Straße zu leiten und den Rest durch die Untere Hauptstraße, leitet man mit der Beschilderung „Alle Richtungen“ den Verkehr durch die Kollmer- und Friedrichstraße – mit weit mehr als 1.000 Fahrzeugen täglich. Trotz Lkw-Verbotes rauschen diese wie auch die Pkw nach wie vor hier durch. Die FWV hat sich nun deutlich für eine Wiedereröffnung der Unteren Hauptstraße ausgesprochen. Prompt poltert die SPD dagegen und lehnt dies ab, da Hockenheim dann im Chaos versinken würde.
Wie schrieb doch dieser Tage ein Leser an die Redaktion: „Die Hockenheimer Parteien haben jahrzehntelang treu die Beschlüsse von OB Schrank befolgt und diesen zugestimmt. Heute hat keine Partei mehr eine eigene Meinung!“ So wüst würde ich es nicht ausdrücken, wohl aber dem Text von Eckhard Hachfeld aus den 70-ern des vorigen Jahrhunderts zustimmen: „Lieb Vaterland magst ruhig sein …“. Irgendwie schweben diese Worte noch immer über der Großen Kreisstadt Hockenheim. Aber wie sagte doch Nina Ruge in ihrer (vorerst letzten ZDF-Sendung“: „Es wird alles gut!“ Wenn nicht heute, dann aber sicher .. .
Otmar A. Geiger