Gefühlvolle Musik für die stille Zeit
04.12.05 (Speyer)
Domchor, Domsingschule und Chor der Saarländischen Bachgesellschaft konzertieren im überfüllten Kaiserdom
Mit zu den Höhepunkten im kirchenmusikalischen Schaffen am Dom zu Speyer zählt das „Konzert zum Advent“, das inzwischen eine jahrhundertealte Tradition hat. Der Besucherandrang im adventlich geschmückten Kaiserdom war auch in diesem Jahr der sichtbare Beweis dafür, welchen Stellenwert das beliebte „Konzert zum Advent“ bei den Freunden der Dommusik heute immer wieder einnimmt. In einer langen Schlange bis weit hinter den Domnapf hieß es sich gedulden, um an der Tageskasse noch eine der begehrten Eintrittskarten zu erhalten. Kurz vor Konzertbeginn war es Michael Wagner, dem Vorsitzenden des Domchores, und dessen Stellvertreter Gerhard Cantzler doch noch gelungen, dank vieler zusätzlicher Stühle allen Musikfreunden einen Sitzplatz zu ermöglichen. Unter den annähernd 1 000 Zuhörern im weiten romanischen Kirchenraum waren mit dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel, Staatsminister a.D. Dr. Georg Gölter, dem Bundestagsabgeordneten Norbert Schindler, Oberbürgermeister Werner Schineller, Bürgermeister Hanspeter Brohm, Landtagskandidat Dr. Axel Wilke und Domdekan Hugo Büchler auch prominente Gäste, die sich mit dem festlichen „Konzert zum Advent“ im Kaiserdom auf das kommende Weihnachtsfest einstimmen lassen wollten.
Das von Domkapellmeister Prof. Leo Krämer und Judith Janzen, der Leiterin der Domsingschule, ausgewählte Programm war abwechslungsreich und brachte Musik von der Renaissance über die Klassik bis hin in die Neuzeit.
Bereits der Auftakt des Konzertnachmittags stimmte froh und heiter. Mit Kerzen in der Hand zogen die Mädchenkantorei und die Domsingknaben in das Gotteshaus ein. Neben dem Domchor und den Sängerinnen und Sänger der Saarländischen Bachgesellschaft waren somit auch alle Chöre der Domsingschule mit dabei. Das gemeinsam gesungene „Erscheine strahlend, o Gott“ von Fritz Schieri verdeutlichte das hohe künstlerische Niveau des Konzerts.
Großartig auch die instrumentale Besetzung: Das Bläserensemble „Dom zu Speyer“ sowie den Organisten Elke Völker (Hauptorgel) und Bernd Braun (Orgelpositiv) standen den gesanglichen Qualitäten in nichts nach. Sie meisterten nicht nur bravourös ihre solistischen Darbietungen, sondern boten den Sängerinnen und Sänger auch die passende Begleitung. So wurde bei Hammerschmidts “Machet die Tore weit” die inhaltliche Forderung musikalisch ebenso ausdrucksstark umgesetzt wie bei “O Heiland reiß die Himmel auf”. Mit “Wachet auf, ruft uns die Stimme”, das in der selten aufgeführten Fassung der von Felix Mendelssohn bearbeiteten Fassung von Johann Sebastian Bach Chor, Orgel und Bläser zusammenführte, wurde von den Ausführenden ein erster musikalischer Höhepunkt gesetzt.
Gesteigert wurde das musikalische Erlebnis durch das barocke “Tochter Zion” von Georg Friedrich Händel, das nicht nur
die Mauern des Kaiserdoms, sondern auch die Gefühle der Zuhörer erbeben ließ.
Insgesamt boten die Sängerinnen und Sänger ein Klangbild, das keine Wünsche offen ließ. Dies war vor allem der Tatsache zu verdanken, dass auf ein Orchester bewusst verzichtet wurde. Die Stimmen hatten so die Möglichkeit, die besondere Akustik des romanischen Kirchenbaus voll auszuschöpfen. Dies erforderte natürlich eine feine Nuancierung der Stimmen, was Domkapellmeister Leo Krämer in bewährter Weise auch wiederum gelang. Nur an manchen Stellen hätte man sich eine deutlichere Aussprache und Akzentuierung der Texte gewünscht. Dennoch wurde einmal mehr deutlich, dass der Chor in seiner momentanen Besetzung über einen untadeligen Stimmenausgleich verfügt.
Mit Max Regers „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ wurde schließlich ein überaus harmonisch-dynamischer, letztendlich sogar gefühlsbetonter Konzertabschluss geboten.
Alles in allem passte die Musik so richtig in die stille Vorweihnachtszeit. Noch besser aber in die großartige Umgebung des romanischen Gotteshauses. Der lang anhaltende Beifall bestätigte jedenfalls diesen Eindruck.