* Gelände der früheren Burg Wersau jetzt Gemeindebesitz
18.07.07 (Reilingen)
Gemeinde Reilingen kauft ehemaliges Burggelände und Teile der alten Schlossmühle / Kulturarbeit zur „Chefsache“ erklärt / Auftragsvergaben und Spendenannahmen
Mit einer in dieser Art unerwarteten Mitteilung überraschte Bürgermeister Walter Klein am Ende der letzten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause: „Die Gemeinde Reilingen hat das Gebäude und Gelände der ehemaligen Schlossmühle gekauft“. Vor allem für die Heimat- und Regionalgeschichte tun sich damit bisher ungeahnte Möglichkeiten auf, gilt dieses Areal doch als historische Keimzelle der heutigen Spargelgemeinde. Schon zu Römerzeit sicherte in diesem Bereich wahrscheinlich eine kleine befestigte Anlage, ein sogenannter Burgus, die in unmittelbarer Nähe vorbeilaufende wichtige Römerstraße. Später als Tiefburg weiter genutzt, entstand daraus die regionalbedeutende Burg Wersau und schließlich 1286 die Gemeinde Reilingen. Während von Burg und Schloss Wersau heute so gut wie nichts mehr zu sehen ist, erinnern noch einzelne Gebäudeteile an die spätere Schlossmühle.
Nachdem das Gelände seit Generationen in Privatbesitz war, tun sich jetzt für die Spargelgemeinde des Jahres 2007 vielfache Nutzungsmöglichkeiten der Anlage auf. Was genau entstehen soll, konnte das Gemeindeoberhaupt in der Ratssitzung noch nicht sagen. Dass aber eine für das ganze Dorf nützliche und sinnvolle Nutzung des ehemaligen Burggeländes gefunden werden soll, war jedenfalls eine deutliche Aussage.
Am Rande der Gemeinderatssitzung war so beispielsweise zu erfahren, dass dort vielleicht ein möglicher Standort für eine neue Grillhütte zu finden sei, andere Gedankenansätze gehen eher in Richtung Ponyhof oder ähnliche Nutzung. Für die Heimatfreunde wiederum wäre es zunächst das wichtigste, die jetzt gegebenen Möglichkeiten für eine genauere archäologische Bodenuntersuchung zu nutzen. Damit käme gerade die Heimatforschung im Vorfeld des 725-jährigen Ortsjubiläums im Jahre 2011 in ihrer Arbeit ein gutes Stück weiter, wenn genauere Informationen zur ehemaligen Burg Wersau gefunden werden könnten.
Vorangehen soll es in Reilingen aber auch mit dem örtlichen Kulturleben. Während die umliegenden Gemeinden längst ihrem Kulturangebot ein deutliches Gesicht gegeben haben, tat man sich da in der Spargelgemeinde noch etwas schwer. Während die Terminverwaltung örtlicher Vereinsaktivitäten durch die Kultur- und Sportgemeinschaft seit Jahren in einem Veranstaltungskalender dokumentiert wird, war eine aktive Kulturarbeit weniger die Aufgabenstellung. Dies soll sich nun ändern, wie Walter Klein den Zuhörern aus der letzten nichtöffentlichen Sitzung berichtete. Geplant sei die Gründung eines Arbeitskreises Kultur, der zugleich zur „Chefsache“ erklärt wurde. Neben dem Bürgermeister und dem Vorsitzenden der Kultur- und Sportgemeinschaft sollen noch sechs weitere Mitglieder des gemeinderatlichen Kultur-, Hallen- und Sportausschusses zu Aktivisten in Sachen „Kultur in Reilingen“ werden. Inwieweit sich auch engagierte und interessierte Bürger in diesen Arbeitskreis mit einbringen können, war zum Ende der Ratssitzung nicht zu erfahren.
Bereits zuvor hatte der Gemeinderat mehrheitlich zugestimmt, den Auftrag für heizungstechnischen Arbeiten im Schul- und Sportzentrum für rund 136000 Euro an ein Fachunternehmen in Östringen zu vergeben. Und für knapp 15000 Euro wurde zudem der Auftrag zu Betonsanierungsarbeiten im Regenüberlaufbecken am alten Klärwerk erteilt.
Und da der Gemeinderat seit einiger Zeit über die Annahme von Spenden, Schenkungen und ähnlichen Zuwendungen zu entscheiden hat, stimmten die Ratsmitglieder ohne Gegenstimme dem Spendenangebot in Höhe von 3000 Euro zur Ausführung der Großplastik „Hände“ vor der Friedrich-von-Schiller-Schule zu. (og)