* Gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft stellen
21.09.07 (Hockenheim)
Gesprächsabend in der Stadtkirche / Einfühlsame Erinnerungen und nachdenklich stimmende Entwicklungen / „Wir Menschen sind nicht alleingelassen, denn Gott ist auf unserer Seite.“
Die Rolle der Kirche im täglichen Leben der Menschen, aber auch lokale und globale Aspekte standen ebenso im Mittelpunkt eines ob seiner Offenheit beeindruckenden Gesprächsabends wie das klare Bekenntnis zum Christentum als Grundlage der abendländischen Kultur und Werteordnung. Aus Anlass der viertägigen Feierlichkeiten zum 100. Weihetag der Stadtkirche hatte die evangelische Kirchengemeinde zu „Talk, Musik und Bilder“ in das jubilierende Bauwerk eingeladen. Für die passende „Nachtcafé“-Atmosphäre sorgten vor einer schwarzen Kulissenrückwand Sofa, Stühle und ein kleines Tischchen, sowie dezenter Blumenschmuck. Gemeindediakon Thomas Pilz hatte sich als Moderator des Abends mit Prälatin Ruth Horstmann-Speer, Oberbürgermeister Dieter Gummer, Christa Mohrig, Sabine Schotter, Kim Fuchs und Eva-Maria Weber interessante Gesprächspartner aus unterschiedlichen Altersgruppen eingeladen, denen es allesamt zuzuhören lohnte. Das Kirchenschiff war zwar gut besucht, aber gerade so ein Abend aus Anlass des Kirchenjubiläums hätte sicher noch mehr Zuhörer vertragen können.
Zu Beginn der verschiedenen Gesprächsrunden waren es vor allem die persönlichen Eindrücke und Erinnerungen an die eigene Konfirmation die verdeutlichten, dass sich grundsätzlich betrachtet in den letzten Jahrzehnten eigentlich gar nicht so viel veränderte. Der beeindruckende Moment der Einsegnung vor dem Altar blieb über die Generationen hinweg gleich, aber als es um das Drumherum ging, wurden doch Veränderungen deutlich. Auffallend dabei, dass es gerade die beiden 14-jährigen Konfirmantinnen Kim Fuchs und Eva-Maria Weber waren, die das teilweise mangelhafte Verhalten ihrer Altersgenossen während der Vorbereitungszeit kritisierten. Eine Entwicklung, die die älteren Gesprächsteilnehmer übereinstimmend als „respektlos“ charakterisierten. Dass aber allen Konfirmantinnen stets die Kleiderfrage von besonderer Wichtigkeit war, wurde auch am Donnerstagabend deutlich. Am festlichen Schwarz habe sich bis heute gehalten, stellte Sabine Schotter fest, erinnerte sich aber noch mit einem Lächeln daran, dass zu ihrer Konfirmation im Jahre 1977 Hosenanzüge ein absolutes Muss gewesen seien – und zwar aus Samtstoff. Die Erinnerungen von OB Dieter Gummer waren dann die eines typischen Lausbubes zu seiner Zeit, dem das Fußballspiel wichtiger gewesen sei als die sonntäglichen Vorbereitungsgottesdienste. „Aber bis nach dem ‚Vater unser‘ bin ich immer geblieben.“
Es war für die Zuhörer ein Vergnügen, an diesem Abend keinem Vortrag mit Zahlen und Fakten zuhören zu müssen, sondern in den persönlichen Schilderungen immer wieder Anknüpfungspunkte zum eigenen Leben, zum eigenen Verhältnis zu Glaube , Gott und Kirche zu finden.
Es waren vor allem die Erinnerungen von Christa Mohrig, die zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, dem unvergessenen Kantor L. Günter Mohrig, fast ein halbes Jahrhundert ihren Dienst in und für die Hockenheimer Stadtkirche versah. Ihr zu Herzen gehender Appell wurde von den Zuhörern mit viel Beifall quittiert: „Vergesst nicht die Dankbarkeit an Gott und seine Schöpfung. Er ist unser Halt im täglichen Leben.“
Dass auch die gesellschaftliche Entwicklung an den Kirchen nicht spurlos vorbeigehen wird, machten besonders die Ausführungen von OB Gummer und Prälatin Horstmann-Speer deutlich. Eine immer älter werdende Bevölkerung sei eine Herausforderung an Staat und Kirche. Die Zusammenarbeit in einer Stadt wie Hockenheim sei von gegenseitigem Vertrauen und Offenheit geprägt, eine Situation, die aber nicht überall zu anzutreffen sei. Gerade in der Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit müssten die Kirchen zukünftig deutlich Flagge zeigen, so der OB weiter. Nur so seien die Herausforderungen in der Zukunft zu meistern. Man könne mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft blicken, stellte die Prälatin fest, denn die Suche nach Halt und Geborgenheit würde vor allem junge Menschen zurück in die Kirche führen. „Wir müssen unseren Glauben im Alltag glaubwürdig leben“, so ihre Botschaft. Und dies gelte nach Auffassung von OB Gummer für alle Kirchen. „Wir müssen die Ökumene weiter pflegen und fördern, denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen durch die demographischen Entwicklung bewältigen.“
Die Kirchen werden sich verändern, aber eines sei gewiss, dass die Menschen nicht alleingelassen würden: „Gott ist auf unserer Seite.“
Zu der Vielfalt der Themen passten an diesem Abend auch der lebendige und bunte Streifzug durch 100 Jahre Musikgeschichte. Kantor Christoph H. Bühler hatte für jedes Jahrzehnt eine passende Auswahl getroffen, die das Gehörte vom Podium ideal ergänzte und zu einem bunten Mosaik werden ließ. (og)