Kurpfalz Regional Archiv

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* Hoch erfreut und zutiefst enttäuscht …

13.10.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)

Heute ist der Tag der Wahrheit, zumindest empfinde ich dies so. Bürgermeister Walter Klein wird sich zusammen mit den Vertretern der vier im Gemeinderat vertretenen Fraktionen vor Ort über die archäologischen Funde informieren. Gemeinsam mit Dr. Folke Damminger (Gebietsreferent Archäologische Denkmalpflege) und Grabungstechniker Hans Peters vom Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 26 Denkmalpflege), sowie Grabungstechniker Manfred Benner (der Mann mit dem Hund) wird man darüber beraten und befinden, wie es auf der Wersau weitergehen soll. Mit dabei ist auch der im Auftrag der Gemeinde Reilingen tätige Wersau-Experte Dr. Ludwig Hildebrandt.
Als ich fast pünklich zum Burggelände komme, sind eigentlich schon alle da. Eigentlich? Ich blicke in die Runde und stelle zutiefst enttäuscht fest, was so manche Gemeinderatsfraktionen vom aktuellen Thema „Burg Wersau“ halten: Nämlich GAR NICHTS!
Vor Ort sind von den Freien Wählern Sabine Petzold, Günter Blaesius und Klaus Schröder, von der FDP Jens Pflaum und Peter Schell. Ich kann warten so lange ich will, aber von der SPD und der CDU keine Spur. Klar, ich kann verstehen, dass es jetzt so kurz nach 15 Uhr mitten am Tag ist und nicht jeder der SPD- und CDU-Gemeinderäte raus auf die Wersau kommen kann. Dass aber nicht einmal ein Vertreter der beiden Fraktionen vor Ort ist, empfinde ich als eine UNVERSCHÄMTHEIT !!!
Man kann für oder gegen die Ausgrabungsarbeiten sein, sich für die Heimatgeschichte interessieren oder nicht – aber in meinen Augen gehört es einfach zu einem verantwortungsvollen Gemeinderatsmitglied, sich zu einem aktuellen Thema vor Ort objektiv zu informieren. Sind wir doch mal ehrlich: Es geht doch nicht nur um die Zukunft der Heimat- und Burg Wersau-Forschung, sondern auch darum, was mit der ehemaligen Schlossmühle und dem gesamten Gelände geschehen soll. Und das ist – verdammt noch mal – eine PFLICHTAUFGABE für den Reilinger Gemeinderat, und somit ALLER RATSMITGLIEDER.
Es ist richtig, dass sich die Freien Wähler bereits vor den Kommunalwahlen PRO WERSAU ausgesprochen haben. Daher ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass die Fraktion gleich mit drei Vertretern vor Ort ist. Voller Respekt ziehe ich symbolisch auch meinen Hut vor der FDP-Fraktion, die mit zwei Fraktionsvertretern erschienen ist. Das mit dem vollen Respekt meine ich ernst, denn es war in der Vergangenheit zumeist die örtliche FDP, die sich kritisch, manchmal auch ä bissl überspitzt zum Thema geäußert hatte. Wie gesagt, man kann dafür, dagegen oder ganz anderer Meinung sein – aber man informiert sich und weiß dann auch, worüber man spricht!
Und gesprochen wurde viel: Dr. Folke Damminger, Hans Peters und Manfred Benner führen über das Gelände, erläutern Grabungsarbeiten, stellen die archäologischen Fundstellen vor und bewerten diese. So richtig stolz sind Philipp und ich, dass die Geländeerklärung an unserer Info-Tafel stattfindet, und diese rundherum gelobt wird.
Hauptamtsleiter Josef Dufrin ist heute Nachmittag nicht zu beneiden, denn er hat die Rolle des Protokollanten übernommen und schreibt ständig mit. Da ich seinem Protokoll nicht vorgreifen möchte, an dieser Stelle zunächst nur die aktuellen Ergebnisse des Treffens, die den Arbeitskreis Burg Wersau betreffen:
In Anerkennung unserer bisherigen guten Arbeit wird der AK Burg Wersau mit der eigenständigen Ausgrabung im eigentlichen Burgbereich betraut. Die Arbeiten können sofort beginnen und werden vom Grabungsteam vor Ort betreut.
Um der Öffentlichkeit die Gelegenheit zu bieten, die Grabungsarbeiten zu besichtigen, wird es auf Vorschlag des AK Burg Wersau am 6. November 2011 einen „Tag der offenen Tür“ geben.
Der gesamte Ausgrabungsbereich wird dann komplett zugeschüttet, um die Mauerreste zu schützen. Die gesamten Bodenfunde des Grabungsteams als auch des AK Burg Wersau kommen in das Magazin nach Rastatt und werden dort eingelagert. Dr. Damminger betont, dass wir jederzeit auf die Funde zugreifen und für Ausstellungen oder Präsentationen nutzen können.
Die gefundenen Holzbalken sowie die massiven Sandsteinteile von Fenster/Tür verbleiben im Besitz der Freunde Reilinger Geschichte bzw. der Gemeinde Reilingen und werden vor Ort gelagert bzw. präsentiert. Ebenso wird man einige Keramik-Fundstücke als Dauerausstellungsstücke für das Heimatmuseum bekommen. Ebenso all die Funde, die nicht von wissenschaftlichem Interesse sind (z.B. Eisenkette, Werkzeuge usw.).
Der nördliche Bereich des ehemaligen Schlossmühlen-Areals kann einer Bebauung zugeführt werden, der gesamte historisch wertvolle Bereich bleibt davon ausgenommen. Die Gemeinde Reilingen will sich intensiv darum kümmern, dass die Universität Heidelberg das Burggelände für Lehrgrabungen nutzt.
Nachdem jetzt gesichert ist, dass es KEINEN Geheimgang zum Wersauer Hof gibt, kommt das LDA zudem dem Wunsch des AK Burg Wersau nach, das Kellergewölbe genauer auf seine historische Bedeutung zu untersuchen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich trotz meiner anfänglichen Enttäuschung ob des Verhaltens der CDU und SPD mit dem Ergebnis des Treffens hoch erfreut bin. Vor allem auch deswegen, dass unsere bisherige Arbeit gewürdigt wurde, und unserem Einsatz Respekt gezollt wird. Eine Tatsache, die es bei anderen Grabungskampagnen nur selten gibt.
 

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