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Ein "Trickser" als Projektplaner?

14.08.06 ("Hoggemer Perspektiven", * Lokalreporter-Archiv)

Hoggemer Perspektiven (3)

Nein! Nein! Nein! Warum muss man als kritischer Beobachter automatisch auch ein Nestbeschmutzer sein? Oder persönlich etwas gegen den früheren Hockenheimer Oberbürgermeister Gustav Schrank haben? Aus dem Umfeld der Hockenheimring GmbH, dem Rathaus oder aus großen Teilen der Kommunalpolitik sind Reaktionen zu vernehmen, die stellenweise doch verwundern. Während einige Stadträte, die natürlich nicht genannt werden wollen, sich zustimmend zur aktuellen Artikelserie in der HOCKENHEIMER WOCHE äußern und erklären, dass sie noch viel mehr erzählen könnten, wenn sie nur dürften, wollen andere endlich die „unwürdige Diskussion“ um den Hockenheimring und die Finanzsituation endlich beendet sehen. Die Reaktion aus der Bevölkerung spricht deutlich dagegen – wie viele Anrufe, Gespräche und E-Mails an die Redaktion und den Autor bestätigen.
Es ist immer wieder interessant, was so „zwischen den Zeilen“ gelesen und herausgedeutet wird. Um es klar und deutlich zu sagen: Es wurde nicht geschrieben und es geht auch nicht darum, „bestimmte verdiente Persönlichkeiten zu demontieren“ (wie ein ehemaliger Stadtrat zu erkennen glaubte). Es geht einzig allein darum, nach dem vorerst letzten (?) Formel 1-Rennen nochmals an die bereits vergangenen Entwicklungen rund um den Hockenheimring zu erinnern und aufzuzeigen, wie es zu der finanziellen Schieflage in der Rennstadt kommen konnte. Dabei steht der frühere OB Gustav Schrank nicht als der untadelige und ob seiner Hilfsbereitschaft geachtete Privatmann im Fokus, sondern die Amtsperson, die als Vorsitzende der Vertreterversammlung der Ring GmbH an vielen Entscheidungen unmittelbar beteiligt war. Und da es letztendlich öffentliche (Steuer-)Gelder waren, die für die Modernisierung und den Umbau der Rennstrecke verwendet wurden – sind nun mal diese Entscheidungen und Entwicklungen gegenüber der Hockenheimer Bevölkerung auch zu verantworten – und öffentlich diskutierbar.
Sicher ist vieles nachvollziehbar und so manche Entscheidung im Nachhinein auch verständlich. Aber dennoch gab es immer wieder Situationen, die viele Fragen aufgeworfen haben, die aber leider nie öffentlich beantwortet oder zu denen klar und deutlich Stellung genommen wurden. Dass mit dem Umbau der Traditionsrennstrecke der Stararchitekt Hermann Tilke betraut wurde, war und ist nicht zu kritisieren. Schließlich gilt er als bester Planer von Rennstrecken – weltweit!
Warum aber zur Betreuung des Großprojekts mit Rainer Vögele ein „Experte“ mit bewegter und zweifelsohne (zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich bekannter) fragwürdiger Vergangenheit angeheuert wurde, dazu gab es in Hockenheim bis heute noch keine Erklärung. Vögele, der als früherer Chef der Stuttgarter Messe mit spektakulären Großereignissen Millionendefizite gemacht hatte, wurden damals finanzielle Tricksereien nachgewiesen, für die er schließlich auch zwei Strafbefehle bekam. Und dass Vögele nur wenig später das gerade neu erbaute Festspielhaus in Baden-Baden an den Rand des Ruins führte, sei ebenfalls nur kurz erwähnt.
Unverständlich und einfach nicht nachvollziehbar, warum man dann diesem „Experten“ die Betreuung eines millionenschweren Umbaus übertrug – und ihm dafür bereits etwa 850.000 Euro als Honorar überwies. Inzwischen beschäftigen sich die Gerichte mit diesem Fall, denn die Hockenheimring GmbH klagt inzwischen gegen Vögele, während dieser weitere finanzielle Forderungen an seine früheren Auftraggeber geltend machen will. Und dass die unter Vögele entstandenen rätselhaften Mehrkosten beim Umbau der Rennstrecke auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen, dürfte inzwischen an die Öffentlichkeit gedrungen sein.
Aber wie gesagt: Bis heute warten die Hockenheimer auf eine Erklärung, warum einem bis dato bekannten „Trickser“ die Projektleitung für den Umbau der Rennstrecke übertragen wurde. Pech? Schicksal? Falsche oder gar fehlerhafte Entscheidung der Verantwortlichen rund um den Hockenheimring? Oder was auch immer? Auf jeden Fall ein weiterer Mosaikstein auf dem bereits beginnenden Weg des Abgesangs …
Otmar A. Geiger
Und in der nächsten Woche lesen Sie dann, warum aus der Rennstadt bei Rennveranstaltungen fast eine Geisterstadt wurde, Motodrom-Kritiker viel Geld bekamen und es stellt sich die Frage, warum der Gemeinderat trotz ungenügender Informationen immer weitergehenden Planungen und Forderungen seine Zustimmung gab …

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