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Hockenheimer Abgesang – oder alles Ring oder was? (7)

10.09.06 ("Hoggemer Perspektiven", Hockenheim)

Von richtigen und „falschen“ Getränken
Hockenheim.-
Nein! Nein! Nein! Warum sind denn manche Kommunalpolitiker wirkliche Heuchler? Da sitzen oder saßen sie im Hockenheimer Gemeinderat (und mancher auch in der Vertreterversammlung der Hockenheimring GmbH), hatten über die wohl wichtigsten und bedeutungsvollsten Einscheidungen der letzten 20 Jahre zu befinden – und stellen sich jetzt einfach hin, von alledem nichts gewusst zu haben. „Es waren die anderen“, meinte dieser Tage ein noch immer aktives Ratsmitglied. Er habe mit diesen Entscheidungen nichts zu tun gehabt. Außerdem habe er sich stets gegen diese Millionenfalle Motodromumbau und Formel 1 ausgesprochen. Warum aber davon weder in den Protokollen noch in den Gemeinderatsberichterstattungen der lokalen Medien zu lesen war, könne er sich ja auch nicht erklären … Und wenn er mal für etwas gestimmt habe, dann nur, weil es der damalige Oberbürgermeister, zumindest aber die eigene Fraktion so gewollt habe. „Wenn du nicht mit der Fraktion und deiner Parteilinie stimmst, dann wirst du bei der nächsten Gemeinderatswahl vielleicht nicht mehr aufgestellt oder auf einen schlechten Listenplatz gesetzt“, so die Entschuldigung des Hockenheimer Stadtrats mit dem Hinweis, dass es vielen anderen Kollegen auch so gehe.
Nur noch zum Wundern auch die Informationen eines Hockenheimer Vereinsfunktionärs, dass man beim Formel 1-Rennen von der Hockenheimring GmbH „unter Druck gesetzt“ worden sei, nur noch ihre Getränke zu verkaufen. Schließlich habe man Verträge zu erfüllen, die einen gewissen Verkaufsraum umfassen würden. Wer aber bisher gedacht hatte, die Motodrom-Handelszonen-Monopol beschränke sich auf die Motorsportanlage, der muss umdenken. Und dies sogar dann, wenn man noch das Außengelände bis hin zur Autobahn dazunimmt. Die Ring GmbH nimmt für sich sogar das Recht in Anspruch, darüber zu bestimmen, was und von welchem Getränkehersteller jenseits der Autobahn in Richtung Stadtgebiet verkauft wird. Dem müssten sich sogar konzessionierte Gastwirte der motodromnahen Vereinsclubhäuser unterwerfen. Um auch mal „Butter zu den Fisch“ zu geben, seien die Probleme des größten Hockenheimer Vereins mit diesem besonderen Verständnis genannt. Da hatte doch der HSV auf seinem Vereinsgelände in Richtung Continentalstraße einen Getränkestand zur Verpflegung der Rennbesucher aufgebaut. Da dort aber die „falschen Getränke“ (vor allem das Bier) angeboten wurden, erging die Aufforderung an den Verein, diesen Verkauf zu unterlassen bzw. sich über die Ring GmbH das richtige Bier zu besorgen. Nach „gewissem Widerstand“ von Seiten des Vereins musste aber der Getränkewagen umgedreht werden, damit die Werbung des „falschen Getränkeherstellers“ nicht von der Straße her gesehen werden könne … – und dies, wie gesagt, auf einem privaten Vereinsgelände jenseits der Autobahn.
Ähnlich erging es aber auch Anwohnern des Hubäcker und Birkengrunds, die ebenfalls unerwarteten „Besuch“ erhielten und aufgefordert wurden, den Verkauf von nicht lizensierten Getränke zu unterlassen. Juristisch gesehen mag der Verkauf von Getränken durch Privatpersonen an Rennbesucher vielleicht nicht zulässig sein, aber es ist schon verwunderlich, dass Kontrolleure auf „Befehl“, freundlicher ausgedrückt, auf Wunsch der Hockenheimring GmbH so schnell reagieren. Wenn aber der bereits der 20. Rennbesucher in den Vorgarten uriniert hat, oder zum x-ten Mal die Mülleimer mit fremden Schmutz überfüllt wurden, dann sind die Amtspersonen nicht zu sehen. Der früher einmal gepflegte Grundsatz bei großen Rennveranstaltungen von „Leben und leben lassen!“ scheint indessen in der Rennstadt nicht mehr zu gelten. Außerdem stellt sich die Frage nach der Gesetzeslage, dass eine private Gesellschaft (wie es ja immer betont wird) sich eine solche Vorgehensweise erlauben kann. Oder gehört inzwischen ganz Hockenheim zum Motodrom-Vermarktungsgelände?
Das einst so gelobte Zusammengehörigkeitsgefühl der Hockenheimer, das früher wirklich zu verspürende „Wir sind Hockenheim“-Gefühl wurde dem schnöden Mammon einer immer unwirklicheren Ecclestone-Formel 1-Motodrom-Doktrin geopfert. Sicher mit auch ein Grund, dass es in Hockenheim einfach nicht mehr so ist wie früher, als man noch stolz war, ein Rennstädter zu sein. Otmar A. Geiger
In der nächsten Ausgabe der HOCKENHEIMER WOCHE werden wir uns dann endlich mit der Frage beschäftigen, was eigentlich aus den so hoch gelobten Ergebnissen eines Wettbewerbs für Stadtplaner in Sachen Umgestaltung der Hockenheimer Innenstadt wurde, und warum noch immer nicht sicher ist, was mit der inzwischen abgebauten Zehntscheune wirklich geschehen soll …

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