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In virtueller Pracht neu erstanden

02.06.16 (Burgen & Schlösser, Forschung & Archäologie)

Digitale Rekonstruktion lässt das Heidelberger Schloss wieder auferstehen
Bereits in den 1890-er Jahren war es beschlossene Sache, das 1689/90 zerstörte Heidelberger Schloss nicht mehr aufzubauen: Eine von der badischen Regierung eingesetzte Kommission hatte anstelle der völligen oder teil­weisen Wiederherstellung die Erhaltung des aktuellen Zustandes empfohlen. Man ließ die Ruine im Wesentlichen Ruine sein – und somit den romantischen Gefühlen der Besucher ihren Lauf. Wer sich heute nun für das unzerstörte Schloss interessiert, greift zu einem Buch, das aber weit mehr ist als nur ein Buch: „Schloss Heidelberg. Archi­tektur und Baugeschichte“. Dieses Standardwerk stammt vom Architekturhistori­ker Julian Hanschke aus Karlsruhe und bietet eine Fülle von historischen und aktuellen Ansichten, Bauplänen und aufwendigen digi­talen Rekonstruktionen.

Dem Leser wird es so ermöglicht, die wechselvolle Baugeschichte der Anlage vom späten Mit­telalter bis zu den Zerstörungen im 17. und 18. Jahrhundert erstmals in allen Einzelheiten nach­zuvollziehen – eine unschätzbare Visualisierung, die manch bisherige mühsame Lektüre deutlich leichter macht.
Wer heute das Heidelberger Schloss besucht, vergleicht dessen Anlage oft mit einer kleinen malerischen Stadt am Berg, die sich um einen weiten Hof gruppiert. Dank den bauarchäologischen Untersuchung der erhaltenen Gebäude und der virteullen Rekonstruktion wichtiger Repräsentationsräume betrachtet man jetzt das Schlossensemble mit anderen Augen – auch dank der Auswertung und Interpretation bisher unbekannter oder unbeachteter Schrift- und Bildquellen.
Lebendig wird aber auch der 1719 geplante Barockpalast auf dem Westwall des Schlosses. Die Verlegung der Residenz nach Mannheim ließ das bautechnisch problematische Vorhaben aber nicht Realität werden.
Julian Hanschke: Schloss Heidelberg. Architektur und Baugeschichte. Institut für Baugeschichte – Karlsruher Institut für Technologie. Geb. 496 S. 551 Farbabb. 49,90 Euro. Karlsruhe, 2015. ISBN 978-3-00-050927-8

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