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Mit der Erforschung geht es Schritt für Schritt voran

03.01.10 (Reilingen)

Arbeitskreis Burg Wersau der „Freunde Reilinger Geschichte“ sieht sich gut aufgestellt / Erforschung der Burganlage geht nur langsam voran – aber jeder Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung / Zusammenarbeit mit der Gemeinde Reilingen und den Denkmalbehörden
„Mit der Erforschung der ehemaligen Burg Wersau sind wir ein gutes Stück vorangekommen“, zogen jetzt Philipp Bickle und Otmar Geiger eine positive Bilanz der verschiedenen Aktivitäten des Arbeitskreises Burg Wersau der „Freunde Reilinger Geschichte“ betreffend. Über 30 Mitstreiter zählen inzwischen die Burg Wersau-Freunde, die sich aktiv in die verschiedenen Forschungsbereiche einbringen. Das Interesse an einer der größten Burganlage im Rhein-Neckar-Raum ist inzwischen so groß, dass sich Heimatforscher und Regionalhistoriker, Denkmalschützer und Freunde der Heimatgeschichte nicht nur aus Reilingen mit der Burg Wersau beschäftigen, sondern auch aus Hockenheim, Ketsch, St. Leon, Kirrlach oder Heidelberg zu den regelmäßigen Burg-Treffen in die Spargelgemeinde kommen. „Wir sind eine bunt zusammengewürfelte Interessengruppe von Heimatfreunden, die sich ganz besonders für die Geschichte der ehemaligen Burg Wersau interessiert“, freut sich AK-Sprecher Otmar Geiger vor allem auch über das Engagement von Spezialisten, die ihr berufliches Wissen mit in den Arbeitskreis einbringen. „Daher war es ins möglich, die Forschungsarbeiten multidisziplinär anzugehen.“ Inzwischen hat die Auswertung zahlreicher Quellen und Archivalien ergeben, dass es sich bei der ehemaligen Burg Wersau um eine stattliche Burganlage mit Ringmauer und Palas, vier großen Türmen, einer Vorburg und Kapelle, Mühle und Schafhof gehandelt hat, die von einem großen Wassergraben umgeben wurde. „Alles in allem müssen wir von mehr als 24 Gebäude ausgehen.“ Dass es sich dabei um eine Burg mit gehobener Ausstattung gehandelt haben muss, beweisen die zahlreichen Oberflächenfunde von Manfred Gegner, als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes ein profunder Kenner der Region und des Geländes am südöstlichen Ortsrand von Reilingen. Auch wenn das Gründungsdatum der Burg Wersau noch immer im Nebel der Geschichte verborgen ist, gibt es dank der Forschungsarbeiten inzwischen deutliche Hinweise, die bis zurück ins 11. Jahrhundert reichen. Neue Erkenntnisse erhofft sich Otmar Geiger bei der Auswertung von erst jüngst in Luzern entdeckten Dokumenten und Archivalien. „Bis dahin werden aber sicher noch einige Jahre ins Land gehen“, warnt der Historiograph von zu großer Euphorie. Weitaus interessanter dürfte da die archäologische Aufarbeitung des Geländes am Kraichbach sein. Die von der Gemeinde Reilingen initiierten ersten Forschungsarbeiten hatten dazu geführt, dass die Fachwelt inzwischen von der „Burg unter der Grasnarbe“ spricht und man gespannt auf die Spargelgemeinde blickt, was weitere Forschungen wohl ergeben werden. Nach anfänglicher Zurückhaltung steht inzwischen auch die Denkmalschutzbehörde einer weiteren Erforschung direkt vor Ort positiv gegenüber. Ein Treffen der Denkmalschützer und Wissenschaftler mit Bürgermeister Walter Klein und Ortshistoriker Philipp Bickle, zugleich auch Vorsitzender der „Freunde Reilinger Geschichte“, in Reilingen machte erneut die historische Bedeutung der Burganlage deutlich: „Die Reste der Burg sind als wertvolle Geschichtszeugnisse zu werten.
Sie bilden zusammen mit der ehemaligen Schlossmühle ein Denkmal, dessen Erhaltung aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichem Interesse steht!“
Ob das ehemalige Burggelände nun archäologisch erforscht werden kann, hängt vor allem von der Gemeinde Reilingen selbst ab. „Das muss die Gemeinde ganz allein für sich entscheiden, wie wichtig ihr ihre Geschichte ist. Zudem müssen ja auch die Kosten für die Forschungsarbeiten übernommen werden“, so das Landesdenkmalamt. Und da die finanzielle Lage der Spargelgemeinde ob zahlreicher dringender Hoch- und Tiefbaumaßnahmen derzeit sehr angespannt ist, sind die Burg Wersau-Freunde realistisch genug, dass kurzfristig sicher keine größeren Grabungskampagnen stattfinden können. „Es sei denn, es gelingt uns, private Geldgeber zu finden oder Fördergelder zu bekommen“, so der Finanzexperte Dirk Müller, der sich seit Anfang an im AK Burg Wersau engagiert. So habe man inzwischen erste Kontakte mit Stiftungen und anderen Einrichtungen aufgenommen, die speziell Gelder für archäologische Forschungen oder Denkmalschutzarbeiten zur Verfügung stellen.
Auch wenn es für die Burg Wersau-Freunde nicht immer so schnell vorwärts geht wie erhofft, ist man jedoch zuversichtlich, gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung und dem Denkmalschutz dem ehrgeizigen Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen, die Geschichte der Burg Wersau zu erforschen und die diese, wenn auch nur andeutungsweise, wieder lebendig werden zu lassen. Um die Bevölkerung, aber auch die vielen Radfahrer und Wanderer auf dem Jakobsweg, der direkt an der Burganlage vorbeikommt, über die ehemalige Burg Wersau zu informieren und auf die Forschungsaktivitäten hinzuweisen, soll baldmöglichst eine Informationstafel aufgestellt werden. Der Technische Ausschuss des Reilinger Gemeinderates hat inzwischen dem Planentwurf von Frank Reeb zugestimmt, sodass Jürgen Dörfer, der Schmied der „Wersauer“, baldmöglichst mit den Metallarbeiten für das Gestell beginnen kann. „Und wenn die Informationstafel steht, werden wir unsere Geländearbeit vor Ort fortsetzen“, fasst Otmar Geiger die Pläne des Arbeitskreises zusammen. So will man mit Oberflächenmessungen und einer Einpassung der Fundwerte in die GPS-Vermessungen von Richard Weber der Burg Wersau wieder ein Schritt näher kommen. Dabei hegen die Wersau-Freunde die berechtigte Hoffnung, vor allem den Kellergewölben auf die Spur zu kommen. „Da müsste noch einiges zu finden sein“, ist sich Otmar Geiger sicher, nachdem der letzte bekannte Zustandsbericht die zerstörte Burganlage so beschreibt: „In diesem alten Mauerwerk befindet sich ein Kellergewölb, das sich fast durch das halbe Schloß zieht; auf der einen Seite und beim Eingang des Kellers ist ein alter Turm ohne Dach. Auf der anderen Kellerseite und unten, bei der Einfahrt, ist gleichfalls ein in gleicher Höhe alter Turm, worin ein tiefes Gefängnis sich befindet.“ Für weitere spannende Momente bei der Erforschung der Burg Wersau ist also gesorgt.

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